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Blindenfußball-Bundesliga: Eigentor-Drama um Deutsche Meisterschaft - FC St. Pauli holt den Titel

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Blindenfußball-Bundesliga: Eigentor-Drama um Deutsche Meisterschaft - FC St. Pauli holt den Titel

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Große Party für Blindenfußball-Meister

Die Blindenfußball-Bundesliga verzaubert die Menschen am Darmstädter Karolinenplatz. Der neue Meister St. Pauli wird am Millerntor begeistert gefeiert.
St. Pauli muss weiter auf den ersten Dreier in der Bundesliga warten. Beim 0:0 gegen Leipzig betreibt der Aufsteiger Chancenwucher.
dschunko
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Die Blindenfußball-Bundesliga verzaubert die Menschen am Darmstädter Karolinenplatz. Der neue Meister St. Pauli wird am Millerntor begeistert gefeiert.

Ein Kunstrasenplatz mitten in der Stadt, ein Sport voller Emotionen und ein packendes Finale. Das alles bot der letzte Spieltag der Blindenfußball-Bundesliga den zahlreichen Zuschauern am vergangenen Samstag am Darmstädter Karolinenplatz. Denn schon vor Beginn des Events war klar: Mit dem Vorjahresmeister SF BG Blista Marburg, dem MTV Stuttgart, Borussia Dortmund und dem FC St. Pauli kämpften immer noch vier Teams um den Meistertitel.

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Im ersten Spiel des Tages zwischen dem FC Ingolstadt und Fortuna Düsseldorf ging es zwar nicht mehr um die Meisterschaft, dennoch sollte besonders ein Spieler die Zuschauer begeistern. Nachdem die Partie eher langsam Fahrt aufgenommen hatte, brachten die Düsseldorfer den erst 15-Jährigen Karlo Brenner ins Spiel. Mit gekonnten Dribblings beeindruckte er die Zuschauer und fesselte auch immer mehr vorbeigehende Menschen an das Event. Daraufhin war er nicht nur am Treffer zum 1:0 durch Cengez Koparan beteiligt, sondern erzielte auch den 2:0-Siegtreffer für die Fortunen und wurde damit zum Topscorer der Mannschaft vom Rhein.

Auch das zweite Spiel zwischen dem FC Schalke 04 und dem VSC/ABSV Wien sollte nochmal etwas Schwung in das Event bringen. Die Wiener waren vor drei Jahren in die Bundesliga aufgenommen worden, weil sie in Österreich das einzige relevante Blindenfußball-Team sind und sich regelmäßig mit anderen Mannschaften messen wollten.

Dass bei den Schalkern einige Spieler fehlten, sollte besonders für den Wiener Asmin Traoré zum Vorteil werden. Mit vielen Torschüssen brachte er die Mannschaft aus dem Ruhrpott schon früh ins Schwitzen, ehe er das 1:0 für sein Team erzielte. Doch auch der zwischenzeitliche Ausgleichstreffer durch Pero Marijanovic konnte die Wiener nicht aufhalten, denn in der letzten Sekunde des Spiels zeigte der Schiedsrichter nach einem Foul der Königsblauen auf den Punkt. Den darauffolgenden Penalty verwandelte erneut Traoré zum 2:1-Sieg.

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Sailer: „Größten Respekt vor den Jungs und Mädels“

Besonders das darauffolgende Spiel sollte jedoch die Tribüne füllen. Grund dafür waren zahlreiche Ex-Profis wie Marco Sailer oder der Ex-Schalker Gerhard Kleppinger, die sich unter der Leitung von Blindenfußball-Bundestrainer Martin Mania im Blindenfußball ausprobieren sollten. Obwohl sich einige Ex-Profis als Talente im Blindenfußball erwiesen, endete das Einlagespiel mit 0:0.

Im Anschluss an die Partie sagte Ex-Lilienprofi Marco Sailer am SPORT1-Mikrofon: „Es ist eine krasse Erfahrung. Man stellt sich das einfach anders vor. Man glaubt: ‚Man setzt jetzt die Brille auf und sieht nichts, aber trotzdem bleibt einem so bisschen die Orientierung‘. Aber man steht einfach völlig im Dunkeln. Man versucht das ja so ein bisschen über das Gehör zu lösen, aber das ist so ultraschwer.“

Der 38-Jährige weiter: „Die Kommandos werden vorher besprochen, aber man traut sich auch irgendwie nicht so richtig was zu sagen, weil man so mit sich selber beschäftigt ist. Man versucht sich dann irgendwie ein bisschen vorzutasten und zu hören. Größten Respekt vor den Jungs und Mädels, wie die das machen.“

Und auch die Lage des Spielfelds am Karolinenplatz zwischen alten Gebäuden, wie dem Landesmuseum oder dem Stadtarchiv, sorgte bei Sailer für Begeisterung. „Ich finde es toll, dass so etwas in Darmstadt stattfindet. Und das mitten auf dem Karolinenplatz. Ich bin hier mit Darmstadt zweimal aufgestiegen. Hier haben wir die Aufstiegsfeiern gehabt. Also ich glaube, es gibt aus meiner Sicht und auch für die Stadt, keinen besseren Fleck. Und was hier aufgebaut wurde, das finde ich einfach phänomenal. Es sind viele Zuschauer da und das freut mich total für die Jungs“, erklärte der ehemalige Stürmer.

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Tor von Topscorer reicht nicht

Der Höhepunkt des letzten Spieltages sollte aber erst nach der Promipartie folgen. Denn in den letzten beiden Partien des Tages spielten die besten vier Teams um die Deutsche Meisterschaft im Blindenfußball. Bundestrainer Martin Mania betonte: „Aufgrund der Ausgangslage haben wir hier definitiv K.o.-Spiel-Charakter. Es ist spannend bis zum Schluss.“

Damit sollte Mania recht behalten, denn im vorletzten Spiel des Tages zwischen Borussia Dortmund und dem Rekordmeister MTV Stuttgart standen zahlreiche Nationalspieler auf dem Feld. Darunter auch der Dortmunder Jonathan Tönsing, der vor dem letzten Spieltag mit 20 Toren die Torjägerliste anführte.

Trotz zahlreicher Chancen durch Tönsing, ging allerdings der MTV in der neunten Minute durch Nationalspieler Alexander Fangmann in Führung. Diese egalisierte Tönsing kurz dem vor dem Halbzeitpfiff, doch kurz vor Schluss war es erneut Fangmann, der zum 2:1-Sieg für die Stuttgarter traf und seine Mannschaft zwischenzeitlich an die Tabellenspitze schoss.

Bundestrainer glaubt an seine Nationalspieler

Durch den späten Sieg des MTV musste in der finalen Partie zwischen dem SF BG Blista Marburg und dem FC St. Pauli also für beide Teams ein Sieg her, um an die Tabellenspitze zu springen und sich den Titel zu sichern. Auch in diesem Spiel standen erneut einige Nationalspieler auf dem Feld.

Martin Mania ließ sich am SPORT1-Mikrofon jedoch nicht zu einer Meisterprognose hinreißen. Er erklärte: „Stuttgart hat vorgelegt und man muss sagen, dass Stuttgart nervenstark ist. Dementsprechend ist der Druck auf die beiden Mannschaften jetzt hoch. Sehr schwierig das vorherzusagen, weil es inzwischen sehr ausgeglichen ist. Bei St. Pauli spielt auch wieder einer unserer Nationalspieler, Rasmus Najes. Der ist zurück und ist ein sehr starker Spieler.“

„Ich glaube, dass es eine Aktion sein wird, die hier dieses Spiel entscheidet. Wer es aber sein wird, vermag ich nicht zu sagen. Bei Marburg ist auch die Nummer Sieben, Taime Kuttig (Anm. d. Red. Deutscher Nationalspieler), ein Typ dafür, der das durchaus macht. Also einer von beiden wird es glaube ich für die eine oder andere Seite ziehen“, fuhr der Bundestrainer fort und sollte tatsächlich recht behalten.

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Eigentor entscheidet deutsche Meisterschaft

In einem ausgeglichenen und packenden Spiel hatte Thoya Küster bereits nach zwei Minuten die erste Chance für die Hamburger, scheiterte allerdings am linken Pfosten. Daraufhin machte der FC St. Pauli immer mehr Druck, konnte jedoch nicht in Führung gehen.

Doch in der zweiten Hälfte sollte FCSP-Coach Wolf Schmidt ein glückliches Händchen beweisen. Zum Wiederanpfiff nahm er Küster vom Feld und brachte Natan Werner, der sich in der 17. Spielminute mit einem schnellen Dribbling vor das Tor der Marburger spielte. Daraufhin ging Marburgs Kuttig dazwischen und beförderte den Ball ins eigene Tor. Damit machte er den FC St. Pauli zum neuen Deutschen Meister in der Blindenfußball-Bundesliga.

Nach der Übergabe der Meisterschale sagte FSCP-Trainer Schmidt: „Einfach sensationell! Wir haben immer dran geglaubt und hart dafür gearbeitet. Der Titel ist die Anerkennung für die Arbeit.“

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Deutscher Meister am Millerntor gefeiert

Auch bei der darauffolgenden Siegerehrung bewies der FC St. Pauli Klasse. Als die Mannschaft des FC Ingolstadt bei der Ehrung als Letztplatzierter nach vorne gebeten wurde, würdigten die Hamburger die Ingolstädter mit lauten „Schanzer, Schanzer“-Sprechchören. Dennoch zeigten sich die Bayern etwas enttäuscht von ihrer Saisonleistung.

Und auch BVB-Profi Jonathan Tönsing, der nach 21 Saisontoren mit dem goldenen Schuh als Torschützenkönig geehrt wurde, war mit dem vierten Platz nicht zufrieden. Der 25-Jährige betonte: „Ich würde den Schuh tauschen. Gegen was weiß doch jeder.“

Den größten Empfang aber bereiten die Fans des FC St. Pauli ihren Blindenfußballern. Beim Bundesliga-Spiel gegen RB Leipzig wurde das Team von knapp 30.000 Zuschauern gefeiert.