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"Es tut so weh, ich kann es nicht in Worte fassen" - Freund wird emotional nach Daums Tod

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"Es tut so weh, ich kann es nicht in Worte fassen" - Freund wird emotional nach Daums Tod

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Daum? „Er war wie ein älterer Bruder“

Christoph Daum hat am Samstag seinen Kampf gegen den Krebs verloren. Taner Güven, ein enger Freund Daums, spricht bei SPORT1 über die verstorbene Trainer-Legende.
Der Tod von Christoph Daum hat die Fußballwelt in Deutschland am Sonntagmorgen schockiert. Die Doppelpass-Runde reagiert mit emotionalen Worten auf den Tod von Daum.
Reinhard Franke
Reinhard Franke
Christoph Daum hat am Samstag seinen Kampf gegen den Krebs verloren. Taner Güven, ein enger Freund Daums, spricht bei SPORT1 über die verstorbene Trainer-Legende.

Der plötzliche Tod von Christoph Daum hat ganz Fußball-Deutschland erschüttert. Der 70-Jährige erlag am Samstag seinem Krebsleiden, nachdem er im Herbst 2022 seine Krankheit öffentlich gemacht hatte.

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Zu seinen größten Erfolgen zählen die Meisterschaft 1992 mit dem VfB Stuttgart sowie drei Liga-Titel mit dem türkischen Traditionsverein Fenerbahce Istanbul.

Taner Güven war ein enger Freund Daums. Der türkische Geschäftsmann ist seit 2004 Referee in der Schiedsrichtergruppe Erding und zudem Geschäftsführer von RB Pausenverkauf UG, die im Pausen- und Mensaverkauf an Schulen tätig sind.

Die Freundschaft begann einst mit einem Anruf von Daum, als er Güven bat, sich für den Fenerbahce-Spieler Servet Çetin um einen Arzt in München zu kümmern.

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Bei SPORT1 spricht der 46-Jährige über die verstorbene Trainer-Legende.

Daums Tod: „Es tut so weh“

SPORT1: Herr Güven, der Tod von Christoph Daum hat Ihnen als gutem Freund sicher den Boden unter den Füßen weggerissen, oder?

Taner Güven: Ich stehe unter Schock und kann es nicht fassen. Als ich am Sonntagfrüh wach geworden bin, war es unbegreiflich, diese traurige Nachricht zu hören. Es tut so weh, ich kann es nicht in Worte fassen.

SPORT1: Wie war Ihr Kontakt in den vergangenen Monaten?

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Güven: Wir hatten bis auf die vergangenen zwei Monate immer wieder Kontakt. Zuletzt hat der Coach mir am 23. Juni eine WhatsApp-Nachricht aus der Klinik geschickt, die mich sehr berührt hat.

SPORT1: Wann wussten Sie, dass es keine Rettung mehr gibt?

Güven: Ich glaube, es war im Juni, da bekam ich eine WhatsApp-Nachricht vom Coach, die mir Sorgen machte. Aber dass es so schnell gehen würde, hätte ich nicht gedacht…

SPORT1: Sie waren ein enger Freund von Daum. Wie begann alles?

Güven: Es begann damals, als der Spieler Servet Cetin von Fenerbahçe verletzt war und nach München zur ärztlichen Behandlung kommen sollte. Mein Handy klingelte, eine mir unbekannte Nummer erschien auf dem Display, und am anderen Ende war jemand, der sagte: „Hallo Taner, hier spricht Christoph Daum.“ Ich dachte, mir bleibt das Herz stehen - Daum, der Trainer meiner Lieblingsmannschaft Fenerbahçe, ist am Telefon. So begann unsere Freundschaft…

SPORT1: Daum war ein Kämpfer. Bei SPORT1 sagte er im Mai noch: „Der Krebs hat von seinem Schrecken verloren. Und es ist wichtig, dass wir als Betroffene mitmachen. Leute, es lohnt sich zu leben und dafür lohnt es sich auch zu kämpfen.“ Eine typische Daum-Aussage?

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Güven: Ja, das ist eine typische Aussage vom Coach gewesen, um Leuten Mut zu machen und zu zeigen, dass man gegen diese Krankheit kämpfen soll.

„So begann unsere Freundschaft“

SPORT1: Gab es besondere Momente oder Sätze, die Ihnen im Gedächtnis geblieben sind?

Güven: Seine Besuche bei uns daheim, die lustigen Abende mit dem Coach, an denen wir über Gott und die Welt geredet haben, waren einfach nur schön. Er war nicht nur ein sehr guter Trainer, sondern auch ein sehr gebildeter, weiser Mann, der mir sehr viele Ratschläge mit auf den Weg gegeben hat. Ich bin selber Schiedsrichter in der Gruppe Erding. Und immer, wenn der Coach in München war, sagte er zu mir: „Wenn du so weiter pfeifst als Schiedsrichter, werden sie dich mal vom Platz jagen.“

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SPORT1: Sie nannten Daum immer Coach, warum?

Güven: In der Türkei nannten alle Christoph „Hocam“ - das bedeutet Trainer. Wir haben das übernommen: Er ist und bleibt mein „Hocam“.

SPORT1: Gab es ein Highlight in Ihrer Freundschaft?

Güven: Es gab sehr viele schöne und lustige Momente, die ich tief in meinem Herzen für immer behalten werde. Aber eines fand ich besonders toll: Als er auf meinen Wunsch hin zu unserer Schiedsrichtergruppe in Erding kam und ein zweistündiges Referat hielt. Noch heute schwärmen alle Schiedsrichter davon. Das macht mich sehr stolz, wenn ich daran zurückdenke.

Daum war „wie ein älterer Bruder für mich“

SPORT1: Wie wichtig war Daum für Sie?

Güven: Der Coach war für mich sehr, sehr wichtig. Er war wie ein älterer Bruder für mich, der mir immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Dafür bin ich ihm ewig dankbar.

SPORT1: Gab es eine Anekdote mit Daum, die Sie erzählen können?

Güven: Es gibt zwei lustige Geschichten. Der Coach war zum ersten Mal mit mir auf dem Oktoberfest in München. Wegen verschiedener Spiele konnte er vorher nie auf die Wiesn gehen. Als wir im Käfer-Zelt ankamen, haben wir gut gegessen und getrunken. Eine andere Geschichte: Der 1. FC Köln hat nie bei den Bayern gewonnen. Doch einmal gewannen sie mit 1:0. Ich hatte vorher noch dafür gesorgt, dass sie beim FC Ismaning das Abschlusstraining machen konnten. Wir haben dort den Platz räumen lassen. Nach dem Spiel sagte der Coach: „Dieser Sieg ist auch dein Verdienst, weil wir ein gutes Abschlusstraining machen konnten.“

SPORT1: Sie bekommen aus der Türkei viele Beileidsbekundungen. Daum ist dort nach wie vor ein Volksheld. Wie stolz macht Sie das?

Güven: Er hat so viel für die deutsch-türkische Freundschaft geleistet wie kein anderer auf dieser Welt. Ich bin momentan in der Türkei, und überall in den Medien ist unser „Hocam“ Thema Nummer 1. Jeder ist bestürzt über die Nachricht seines Todes. Wir Türken lieben unseren „Hocam“. Wir sind ihm so dankbar für alles, was er dem türkischen Fußball und der deutsch-türkischen Freundschaft gegeben hat. Was ich gerne erwähnen möchte: Es gibt jedes Jahr in Antalya den Legends Cup, bei dem es hauptsächlich um die deutsch-türkische Freundschaft geht. Der Legendscup in Antalya wird von der Deutschen Botschaft in Ankara in Zusammenarbeit mit dem Oberbürgermeisteramt Antalya veranstaltet und von Jörg Fürstenau seit 9 Jahren organisiert. Im November 2023 ist er zum zweiten Mal nach Antalya gekommen, obwohl ihm alle abgeraten haben, weil er zwei bis drei Tage vorher eine Chemotherapie hatte. Aber er ist gekommen, weil er es dem Organisator Jörg Fürstenau versprochen hatte und ihm die deutsch-türkische Freundschaft immer sehr wichtig war.

SPORT1: Wie sehr wird Ihnen der Coach fehlen?

Güven: Er wird uns allen sehr fehlen, seine positive Art und sein Lächeln. ‚Hocam seni unutmucam. Christoph Daum ölmedi ‚Kalbimizde yasiyor. Hocam seni Unutmicam‘. Das bedeutet: ‚Trainer, ich werde Dich nie vergessen. Christoph Daum ist nicht gestorben, er lebt in unseren Herzen weiter‘.