In dem Video, das im Sommer 2019 seinen Wechsel bestätigte, schreitet Joao Félix langsam durch die leeren Gänge des Madrider Museo del Prado. Ab und zu bleibt er vor einem Kunstwerk stehen, betrachtet es für eine Zeit lang. „Seit 200 Jahren beherbergt das Prado Museum an seinen Wänden Auswahlen enormen Talents“, heißt es in dem Video, welches Atlético Madrid im Sommer 2019 veröffentlichte.
Enttäuschung statt Kunstwerk
Am Ende werden die Worte „Willkommen Joao Félix“ eingeblendet, darunter steht „pures Talent.“
Félix vor Wechsel zu Chelsea
Hinter dem knapp anderthalbminütigen Clip, in dem der Klub dem Museum gleichzeitig zum zweihundertjährigen Jubiläum gratulierte, war eine deutliche Botschaft zu erkennen: Der damals 19 Jahre alte Offensivkünstler ist eines dieser großen Talente, mit fußballerischen Fähigkeiten so beeindruckend, dass sie in Museen ausgestellt werden könnten.
Spätestens jetzt, fünf Jahre später, muss Atlético seine Hoffnungen begraben, dass Félix sein Talent im Trikot der Rojiblancos noch zeigen wird. Der 24-Jährige wechselte am Mittwoch zum FC Chelsea. Der englische Erstligist soll eine Ablösesumme von 50 Millionen Euro für die Dienste des Portugiesen bezahlen - die Madrilenen hatten damals rund 127 Millionen Euro hingeblättert.
Félix kam mit großen Versprechungen, wurde er doch von vielen Medien als der „neue Cristiano Ronaldo“ gehandelt.
Die Bekanntgabe des Wechsels sorgte auch bei den spanischen Zeitungen für viel Euphorie. „Atlético Madrid verpflichtet einen Künstler“ titelte die Marca, die AS war sich sicher, dass Félix „eine ganze Epoche bei Atlético prägen“ würde.
Félix konnte sportlich nie wirklich überzeugen
Als Ersatz für den im selben Sommer zum FC Barcelona gewechselten Antoine Griezmann gedacht, überzeugte Atléticos Rekordtransfer sportlich meist wenig.
Ein Jahr nach seiner Ankunft war ein Teil der Euphorie bereits verflogen. „Die sieben Todsünden des Joao Félix“, stand in der Überschrift eines Artikels der Marca, der dem Sturm-Juwel Egoismus vorwarf. Wann immer er im Strafraum an den Ball käme, würde er den Abschluss suchen, so die Kritik. Damals bat Simeone noch um Geduld.
Doch auch in den folgenden Spielzeiten zeigte der Portugiese sein Potenzial zu selten. „Joao Félix, drei Jahre des Wartens“, stand in der Überschrift eines Artikels in der AS, der von dem bis dato wegen Verletzungen und Unbeständigkeit glücklosen Félix mehr Konstanz forderte. Aber auch in seiner vierten Saison in der spanischen Hauptstadt gelang ihm der Durchbruch nicht.
Sein Verhältnis zu Simeone galt drei Jahre nach seinem Wechsel als zerrüttet. Grund dafür: Atléticos Trainer ließ Félix wohl unter Schmerzen spielen und würdigte anschließend dessen Leistungen nicht entsprechend. Auch von Mobbing war die Rede.
Im Januar 2023 folgte eine Leihe zu Chelsea.
Verhältnis mit Simeone zerrüttet
„Atléticos frustrierter Künstler Joao Félix verlässt das Land, nachdem er nicht sein Bestes gezeigt hat“, schrieb The Guardian über den Transfer, und weiter: „Nach fast vier Jahren bleibt dieses Talent unerfüllt, flüchtig, die Kunst zu selten gesehen.“ Auch in England konnte er die Erwartungen an sich nicht erfüllen. In 20 Einsätzen gelangen ihm vier Tore.
Es folgte eine weitere Leihe, diesmal zu Barcelona. „Ich würde mich gerne Barca anschließen. Es war schon immer mein Traum, seit ich ein Kind war“, hatte der Offensivspieler selbst im Vorfeld des Wechsels gesagt.
Ein Jahr später steht er wohl vor der Rückkehr nach Chelsea.
Einem der vielversprechendsten Talente im Fußball gelang es bisher nicht sich bei einem Top-Klub durchzusetzen, geschweige denn eine Ära zu prägen. Stattdessen wurde aus Félix ein Wandervogel, der in jungen Jahren bereits einige Stationen in seiner Vita stehen hat.
Gelingt bei Chelsea der Neuanfang?
In den Medien wurde schon häufig versucht, Gründe zu finden, warum der Portugiese sein Potenzial (noch) nicht ausschöpfen konnte. Es wird von der Last der 127 Millionen Euro geschrieben, aber auch davon dass der Stürmer nicht zu Simeones Atletico passt.
Aber auch dem Spieler selbst wird die Schuld an der erfolglosen Zeit gegeben. Die Marca schreibt zum Abschied: „Was eine Reihe von Toren, Erfolgen und Darbietungen auf dem Spielfeld zu werden versprach, endete als eine Quelle von Problemen aufgrund seiner mangelnden Anpassung, seiner fehlenden Kontinuität, seines Ärgers mit den Trainern, seiner Botschaften an die Tribüne oder eines Niveaus, das weit von den Erwartungen entfernt war.“
Der endgültigen Abschied aus Madrid bietet dem erst 24-Jährigen nun die Chance auf einen Neuanfang. Er ist immer noch jung genug, um eine Ära zu prägen.