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Ein Weltstar auf Abwegen!

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Ein Weltstar auf Abwegen!

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Ein Weltstar auf Abwegen

Jude Bellingham ist längst nicht mehr nur ein fußballerischer Gigant. Der 21-Jährige kann nunmehr auch medial brillieren wie polarisieren. Damit wird er immer öfter zur Zielscheibe von Kritik - auch von ehemaligen Fußballgrößen Englands.
Jude Bellingham rettete England mit einem beeindruckenden Tor im EM-Achtelfinale. Nach seinem Treffer strotzte der Brite vor Selbstvertrauen. Ist er nur noch nervig?
Tobias Merk
Tobias Merk
Jude Bellingham ist längst nicht mehr nur ein fußballerischer Gigant. Der 21-Jährige kann nunmehr auch medial brillieren wie polarisieren. Damit wird er immer öfter zur Zielscheibe von Kritik - auch von ehemaligen Fußballgrößen Englands.

Die Arme weit ausgebreitet, als wäre er der personifizierte Heilsbringer. Als könne er eine ganze Nation eigenhändig auf den Ruhmesberg alter Fußballtage tragen. So stand Jude Bellingham nach seinem rettenden Treffer gegen die Slowakei im EM-Achtelfinale vor den Anhängern und schrie: „Who else?“, kurz übersetzt: „Wer sonst?“

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Einer länger ausschweifenden Ausführung bedurfte es auch keineswegs, die Szene mutete beinahe gottgleich an. Zumindest wohl in der Eigenwahrnehmung. Was nun, einige Wochen später, davon übrig bleibt ist ein Superstar, der seiner Nation im Finale gegen Spanien doch nicht den Heiland spielen konnte.

Dafür prasselt nun viel Negatives auf den Mittelfeld-Mann ein. Von Allüren ist die Rede, von Eigendarstellung. Die Glorifizierung bröckelt.

Bellingham als heldenhafte Werbefigur

Wo Bellingham weiter heldenhaft zu sehen sein wird, ist auf dem Cover der Fußballsimulation von Electronic Arts, früher besser bekannt als FIFA. Der 21-Jährige ziert als Nachfolger von Kylian Mbappé zum neuen Jahr das Titelbild. Auch in einem Werbespot, den der Starspieler vor der Europameisterschaft mit dem deutschen Sportartikelhersteller Adidas aufgenommen hatte, wird Bellingham in ikonischer Weise dargestellt.

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Auf die Klänge des Songs „Hey Jude“ der „Beatles“ scheinen sogar England-Legenden wie David Beckham und Frank Lampard ehrfurchtsvoll auf Judes „Make it better“ zu warten. In dem Clip wirkt es so, als würde das englische Kollektiv 2024 n. Chr. immer noch auf den Erlöser warten. Immerhin 58 Jahre ist der letzte große Triumph Englands indes her.

Und auch die mediale Eigendarstellung Bellinghams ist - gelinde gesagt - großspurig. In einem Instagram-Post zu dem Sensations-Tor gegen die Slowakei zitierte Bellingham in einem Bild die Worte des einstigen US-Präsidenten Theodore Roosevelt: „Die Anerkennung gebührt dem Mann, der tatsächlich in der Arena steht“ (im Original: „The credit belongs to the man who is actually in the arena“).

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Real-Star zu „galaktisch“ für England?

Auch wenn schon andere Größen aus den Arenen dieser Welt – wie etwa Tom Brady oder LeBron James – es mit Roosevelt hielten und die legendäre Rede entlehnten, scheint für Bellingham die größte Bühne gerade groß genug zu sein. Doch, dass er während der EM dort so eine große Rolle einnahm, während das stardurchzogene Team um Arsenals Bukayo Saka, Phil Foden von Manchester City oder Declan Rice kollektiv in den Hintergrund trat, schien nicht überall gut anzukommen.

Vor allem nicht in den eigenen Reihen. Laut britischen Medienberichten kam es während der Europameisterschaft zunehmend zu Spannungen innerhalb der englischen Auswahl. Im Mutterland des Fußballs knirschte es offenbar hinter den Kulissen. Stimmen wurden laut, die bemängelten, der 21-Jährige würde seine eigene Inszenierung allzu oft über die Bedeutung der Mannschaft stellen.

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Auch Medienvertreter bekamen, so schreiben es englischen Medien, während der Zeit der Briten im thüringischen Blankenhain kaum Zugang zu dem „Galaktischen“ von Real Madrid - im Gegensatz zu diversen Teamkollegen. Bellingham, der laut The Athletic jüngst in den Kreis der Führungsspieler bei den Three Lions aufgenommen wurde, entzog sich immer wieder seiner medialen Pflichten.

Rooney und Lahm kritisieren Bellingham während EM

Dann aber tauchte er wieder auf, sobald er gefeiert wurde. Wie nach dem Traumtor gegen die Slowakei, als der 21-Jährige zum „Man of the Match“ gekürt wurde.

Wayne Rooney, ein vormaliger Anführer im englischen Nationalteam, bemängelte in einer Zeitungskolumne ebenjenes Verhalten: Er sei „in einer Position, in der er Verantwortung übernehmen sollte. Es ist vielleicht an der Zeit, erwachsen zu werden, Entscheidungen zu treffen und zu sagen: ‚Ich muss in den schwierigen Zeiten helfen und sprechen‘.“

Dass jedoch nicht nur ins englische Fußballgeschäft verwobene Charaktere, sondern vielmehr auch EM-Turnierdirektor Philipp Lahm eingriff, mag dabei nun schon überraschen.

Lahm: „Es geht um die Vorbildfunktion“

„Es geht wieder um die Vorbildfunktion. Die Kinder lieben Fußball und schauen die Gesten ab. Dessen sollte sich jeder einzelne Spieler bewusst sein, auch Jude Bellingham. Das war kein vorbildhaftes Verhalten“, sagte der 40-Jährige der Bild im Nachgang an Bellinghams obszöne Jubelgeste während der Euro, aufgrund dessen er zu einer Sperre von einem Spiel auf Bewährung von der UEFA verurteilt wurde.

Der Großteil der Kritik zielt also auf Bellinghams Auftreten, nicht auf seine Leistung ab. Doch auch seine Performance auf dem Platz gefiel nicht jedem. „Ich kann nichts darüber sagen, was Jude Bellingham trainiert – aber er spielte relativ leidenschaftslos“, sagte Trainer-Legende Felix Magath bei At Broski – Die Sport-Show: „Er geht mehr über den Platz. Und wer mich kennt, der weiß: Mit solchen Spielern kann ich dann nicht viel anfangen.“

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Er achte als Coach auch darauf, was ein Spieler mache, wenn er nicht am Ball sei, so Magath: „Und da finde ich es unterirdisch, gerade auch in dem Alter.“

Bisher erreichte Bellingham zwar zweimal das EM-Finale mit England, gewann den DFB-Pokal mit dem BVB und wurde spanischer Meister sowie Champions-League-Sieger mit Real Madrid. Die zunehmende Kritik dürfte jedoch ein Warnsignal sein. Oder, um es mit der erfolgreichsten Band der Geschichte, den „Beatles“, auszudrücken: „Hey Jude, don‘t make it bad“.