Vor zwei Jahren war es Lionel Messi. 1986 war es Diego Maradona. Vor den beiden nationalen Ikonen, die Argentinien zum Fußball-Weltmeister machten, war Mario Kempes.
Im selben Olymp wie Messi & Maradona
Mario Alberto Kempes Chiodi, wie der Mann aus Bell Ville bei Córdoba mit vollem Namen heißt, war der Mann, der die Albiceleste 1978 zu ihrem ersten WM-Titel schoss. Mit sechs Toren bei dem Turnier im eigenen Land war „El Matador“, der heute 70 Jahre alt wird, der Garant für den bis dahin größten Triumph der Fußball-Nation.
Mario Kempes: Ein Komplettpaket als Stürmer
„El Matador“, wie Kempes zu aktiven Zeiten genannt wurde, machte zu Beginn der Siebziger in ähnlich jungen Jahren auf sich aufmerksam wie später Maradona und Messi.
Der Linksfuß bestach durch Athletik, Durchsetzungsvermögen und Tordrang, aber auch durch seine Spielstärke und Flexibilität: Schon Jahre, bevor es für Stürmer zum Standard wurde, suchte er auch im Mittelfeld und auf den Flügeln nach Bällen, statt nur den Strafraum als sein Hoheitsgebiet zu sehen.
Schon bei der WM 1974 in Deutschland stand Kempes als damals jüngster Spieler im argentinischen Kader und war Stammakteur, konnte das Turnier damals aber noch nicht prägen: Kempes blieb ohne Tor, als sein Land in der Zwischenrunde rausflog und dort mit 0:4 gegen den späteren Finalisten Niederlande um Superstar Johan Cruyff unterging.
Umso mehr blühte Kempes dann bei der Heim-WM 1978 auf, dirigiert vom in diesem Jahr verstorbenen Trainer-Philosophen César Luis Menotti.
Der Star der argentinischen Heim-WM 1978
Nach einer erneut blassen Vorrunde ohne Torerfolg, sorgte Kempes mit zwei Doppelpacks gegen Polen und Peru dafür, dass es diesmal bis ins Finale ging. Und diesmal sicherte sich Kempes endgültig seinen Platz im Olymp des Weltfußballs.
Beim 2:1-Sieg über die erneut im Finale knapp geschlagenen Niederlande schoss Kempes beide Tore. Unvergessen vor allem sein Sololauf in der Verlängerung, der in der 105. Minute das Siegtor für den Gastgeber bedeutete.
Zusätzlich zu seinen sportlichen Leistungen erwarb sich Kempes mit seiner wallenden Haarmähne auch einen Ruf als Sex-Symbol. Kempes‘ Nationalmannschaftskarriere endete nach der WM 1978, bei der ihm an der Seite des jungen Maradona die Mission Titelverteidigung misslang. (Diego Maradona: Sein Genie, seine Skandale)
Weggefährte einer deutschen Legende
Auf Vereinsebene blieb aus europäischer Sicht vor allem seine Zeit beim FC Valencia in Spanien in Erinnerung, wo er lange zusammen mit dem deutschen 1974er-Weltmeister Rainer Bonhof wirbelte.
Kempes wurde in Spanien zweimal Torschützenkönig und führte Valencia durch eine seiner erfolgreichsten Ären, gekrönt 1980 mit dem Gewinn des Europapokals der Pokalsieger.
Valencia - damals trainiert vom großen Alfredo Di Stefano - gewann das Finale im Elfmeterschießen gegen den FC Arsenal. Obwohl Kempes verschoss, hatte er als Torschützenkönig des Wettbewerbs (9 Treffer) entscheidenden Anteil.
Einen Teil seiner letzten Jahre als Profi verbrachte die Legende in Österreich, wo er noch für den First Vienna FC 1894, den VSE St. Pölten und den Kremser SC spielte. Im spanischsprachigen Raum ist Kempes bis heute als TV-Kommentator und -Experte aktiv.