Ein Elfmeterschießen gegen Argentinien sollte die DFB-Elf bei der WM 2026 bestenfalls vermeiden. Denn bei einer potenziellen Neuauflage des Finals von 2014 könnten die Lateinamerikaner in Aston Villas Emiliano Martínez auf eine echte Waffe zwischen den Pfosten zurückgreifen. Das mussten im Copa-América-Viertelfinale auch Ecuadors Alan Minda und Ángel Mena erleben, die an seinen starken Paraden scheiterten.
Ein Außerirdischer
„Dibu“ Martínez fungiert aber gleichzeitig auch immer wieder als echte Reizfigur im Tor. Der WM-Held von 2022 ist ein wahrer Meister der psychologischen Kriegsführung.
Denn der 31-Jährige weiß oftmals mit unorthodoxen Mitteln Publikum und Gegenspieler zur Weißglut zu treiben. So zelebrierte er auch gegen Ecuador wieder mit Tanzeinlagen gehaltene Elfmeter. Vor allem mit solchen provokanten Showeinlagen erweist er dem Land des Tangos alle Ehre.
Der Hexer aus Mar del Plata
Martínez‘ Inthronisierung als Nummer Eins Argentiniens markierte einen Wendepunkt bei den fußballverrückten Südamerikanern, die 2018 bei der WM in Russland mit Franco Armani, dem Ersatz des damaligen ManCity-Ersatztorhüters Willy Caballero, mit vier Gegentreffern gegen Frankreich früh ausgeschieden waren.
Abgeschreckt oder gar verängstigt war damals wohl kaum ein Stürmer auf das argentinische Tor zugelaufen. Träume vom dritten WM-Titel nach 1978 und 1986 waren damals ziemlich illusorisch.
Doch dies sollte sich 2021, nach Martínez‘ Berufung in die Nationalmannschaft, schlagartig ändern. Der Torhüter wurde sowohl beim Copa-Sieg 2021 als auch beim WM-Triumph 2022 in Katar zu einem, wenn nicht sogar dem entscheidenden, Puzzlestück im Team von Lionel Scaloni.
Mit Showeinlagen und vielen Frotzeleien vor wichtigen Aktionen hat der 31-Jährige seitdem schon viele Kontrahenten aus dem Konzept gebracht und ist längst zu einem Kulttorhüter im Weltfußball aufgestiegen.
Die letzten sechs Elfmeterschießen in Folge hat der Mann aus Mar del Plata dabei allesamt gewonnen - vier davon alleine mit der argentinischen Nationalmannschaft.
Insgesamt wurden bislang im Trikot der „Albiceleste“ 20 Elfmeter gegen ihn ausgeführt, wovon nur jeder zweite den Weg am früheren Arsenal-Schlussmann vorbei ins Tor fand. In seiner gesamten Karriere waren starke 22 von 72 Elfmetern nicht drin!
Führt „Dibu“ Martínez Messi und Co. zum nächsten Erfolg?
Seinen Spitznamen „Dibu“ hat der Argentinier aus seiner Kindheit. Damals erhielt er wegen seiner Ähnlichkeit mit einer Zeichentrickfigur aus einer beliebten argentinischen Kinderserie „Mi familia es un dibujo“ (Meine Familie ist eine Zeichnung) diesen Namen. Die Hauptfigur der Serie hieß „Dibu“ (kurz für „Dibujo“, was auf Spanisch „Zeichnung“ bedeutet).
„Argentinien ist nicht unbesiegbar, wir können sie irgendwo angreifen“ hatte Ecuadors Trainer vor dem Spiel noch gesagt. Mit Blick darauf stellte Argentiniens größte Tageszeitung Clarin nun nach dem Spiel fest. „Nein, Argentinien ist nicht unbesiegbar, Dibu ist unbesiegbar oder vielleicht ein Außerirdischer in himmelblau-weißem Trikot“.
Argentiniens Chancen auf den nächsten großen Erfolg, den zweiten Copa-Sieg in Folge, dürften mit Keeper Martínez im Tor also nicht schlecht stehen - womöglich erneut zum Leidwesen von manchem Elfmeterschützen.