Patrick Arnold hat in Sachen Fußball den „Marsch durch die Institutionen“ hinter sich. Alles beginnt in der Familie, genauer: mit seinem Großvater. Der gibt ihm die Liebe zu Schalke 04 mit. So führt Arnolds Beziehung mit Fußball über kindliche Begeisterung in die Kurve und zur Arbeit im Fanprojekt. Erst als Praktikant, nach dem Studium als Mitarbeiter, später dann als Leiter.
Was Männlichkeitsbilder anrichten
Die sozialpädagogische Arbeit im Fußballkontext passt zum Studium der Sozialpädagogik und sozialen Arbeit ebenso wie zu seinen persönlichen Interessen. Gleichwohl, reflektiert der Familienvater rückblickend, habe sie zumindest für jenen Moment das eigene Fan-Sein in den Hintergrund gedrängt. Und letztlich habe die persönliche Fußballliebe weniger zu tun mit dem Job, in dem es um die Belange der Jugendlichen geht, als es den Anschein erwecken mag.
„NRW ist ein Bundesland der kurzen Wege“
Aus dem Fanprojekt führt Arnolds Weg zu Schalke 04, wo er als Fanbeauftragter und Leiter der Fanabteilung tätig ist. Die Vereine reagieren seinerzeit auf die DFL-Vorgaben für eine Professionalisierung der Fanbetreuungsstrukturen. Die sozialpädagogische Arbeit allerdings steht dabei weniger im Fokus. Und als Arnold das Angebot erhält, als Geschäftsführer in die Landesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte in Nordrhein-Westfalen (LAG) zu wechseln, nimmt er gerne an.
„NRW ist ein Bundesland der kurzen Wege“, beschreibt der Fußball-Enthusiast einen Vorteil des Bundeslandes. Sich selbst sieht er als Dienstleister der Fanprojekte. Ein zentraler Aspekt in deren Arbeit sei das Thema Gewaltprävention, sagt Arnold, betont aber zugleich, man beschäftige sich daraus folgernd nicht ausschließlich mit gewaltbereiten Fans. Vielmehr sei die bedeutsame Frage: „Welchen Bedarf haben Jugendliche, die ins Stadion gehen?“
Wichtig sei es in seiner Position, alles zu hinterfragen, findet Arnold. Liest er beispielsweise, in den Stadien habe seit der Corona-Unterbrechung die Gewaltneigung zugenommen, greift er sich den aktuellen Report der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze ZIS.
Und stellt fest, die Zahlen geben das nicht her. Es sei wichtig, in der Arbeit mit Fans ganz bei sich und bei den Fakten zu bleiben, erläutert er, und nicht auf etwaige Augenwischereien reinzufallen.
Der Fußball als Brennglas der Gesellschaft
„Es gibt ja häufig die Theorie, der Fußball sei ein Spiegelbild der Gesellschaft“, erläutert der Schalker seinen eigenen Blick auf den beliebtesten Sport der Deutschen. „Aber ich verfolge eher die, dass der Fußball ein Brennglas der Gesellschaft ist.“ Sprich, sozial relevante Themen finden sich hier wieder, aber in einer anderen Schärfe und Dringlichkeit.
Gesellschaftliche Diskursverschiebungen, wie der Sozialpädagoge sie vermehrt seit 2015 beobachtet, kommen im Stadion also womöglich früher und in einer größeren Vehemenz an. Gleichzeitig sieht Arnold hier nach wie vor gute Wege, um eben diese Themen auch zu behandeln. Als ein Beispiel im Diskurs beschreibt er übertriebene Männlichkeitsbilder.
„Wenn wir gucken, wie Meinungen entstehen im Fußball, stellen wir häufig fest, männliche Interessen überwiegen“, verdeutlicht er. Die Aufgabe der Fanprojekte sieht Arnold darin, ein Gegenmodell anzubieten, um zu zeigen: Es gibt mehr Wege als dieses Mackertum.