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Das tragische Drama um Deutschlands erste Torwart-Ikone

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Das tragische Drama um Deutschlands erste Torwart-Ikone

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Das Drama um eine Torwart-Ikone

„Teufelskerl“ Toni Turek war der Keeper, der bei der WM 1954 das Wunder von Bern möglich machte. Sein Leben nach dem Fußball verlief tragisch.
Toni Turek ermöglichte 1954 das Wunder von Bern
Toni Turek ermöglichte 1954 das Wunder von Bern
© IMAGO/Pressefoto Baumann
„Teufelskerl“ Toni Turek war der Keeper, der bei der WM 1954 das Wunder von Bern möglich machte. Sein Leben nach dem Fußball verlief tragisch.

„Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott! Entschuldigen Sie die Begeisterung, die Fußballlaien werden uns für verrückt erklären.“

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Herbert Zimmermann sprach diese Worte, die einer ganzen Generation im Ohr blieben. Es war der 4. Juli 1954, der deutschen Nationalmannschaft um Fritz Walter gelang das „Wunder von Bern“, schuf den ersten großen Sportmythos der Nachkriegszeit - mit Anton „Toni“ Turek in tragender Rolle.

Der damals schon 35-Jährige wurde zur ersten großen Torwartlegende der von neuem Stolz beseelten Fußballnation - nicht zuletzt auch durch die legendäre Radioreportage, in der Zimmermann Tureks Paraden beim damals sensationellen 3:2-Finalsieg gegen den Favoriten Ungarn begeistert feierte.

Turek begründete an diesem Tag einen eigenen Mythos, den der immer wieder herausragenden DFB-Torhüter, von Sepp Maier bis Oliver Kahn, von Toni Schumacher bis Manuel Neuer.

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Der gefeierte Held von Bern war dabei allerdings bis an sein Lebensende versehrt vom Zweiten Weltkrieg, den viele seiner Landsleute so gern im Rausch des Fußball- und Wirtschaftswunders vergessen wollten. Heute vor 40 Jahren starb er unter traurigen Umständen.

Toni Turek machte das Wunder von Bern möglich

Turek wurde geboren kurz nach dem 1. Weltkrieg am 18. Januar 1919 als Sohn eines Stahlarbeiters in Duisburg, der Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen riss ihn 1939 aus seiner jungen Bäcker- und Fußballer-Laufbahn.

Von der Wehrmacht eingezogen und als Kraftradmelder eingesetzt, traf ihn an der Front ein Granatsplitter, der seinen Helm durchschlug und in seinem Hinterkopf stecken blieb – was ihn bis an sein Lebensende gesundheitlich beeinträchtigte.

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Turek konnte während des Krieges – an dessen Ende er in Gefangenschaft geriet – zeitweise wieder spielen, danach wurde er aktiv bei Eintracht Frankfurt, der TSG Ulm 1846 und Fortuna Düsseldorf. 1950 berief ihn Bundestrainer Sepp Herberger erstmals in die Nationalmannschaft.

Als größte Stärke Tureks galt sein gutes Auge, der Legende nach ließ er immer wieder auch knapp am Tor vorbei gezielte Bälle ungerührt an sich vorbeiziehen. Herberger empfand ihn als genial, aber auch leichtfertig.

Im WM-Finale erlebte er beide Seiten der Medaille: Turek verschuldete in der ersten Hälfte ein Gegentor – wurde dann aber mit einer ganzen Serie brillanter Paraden zum Matchwinner, der Helmut Rahns berühmtes Siegtor erst möglich machte.

Viele Jahre lang gesundheitlich geplagt

Die Karriere von Teufelskerl Turek endete wenige Jahre nach der WM, der zweifache Familienvater war danach als Trainer aktiv, arbeitete aber hauptberuflich – wie schon vorher – als Arbeiter bei der Düsseldorfer Rheinbahn AG. Für die WM 1954 bekam er vier Wochen Sonderurlaub, für die der DFB seinen Lohnausfall von exakt 537,79 D-Mark übernahm.

Tureks Leben nach dem Fußball von schweren gesundheitlichen Problemen überschattet. Er erkrankte 1973 mit 54 Jahren an einer rätselhaften Lähmung der Beine, erlitt mehrere Lungenembolien, musste sich die Milz und einen Teil des Magens entfernen lassen.

Turek lag zwei Monate auf der Intensivstation, magerte von 90 auf 45 Kilo Körpergewicht ab, war lange pflegebedürftig und musste in einer umfassenden Reha darum kämpfen, mit Hilfe von Krücken zumindest wieder kurze Strecken laufen zu können.

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Nach einem Schlaganfall starb Toni Turek am 11. Mai 1984 mit 65 Jahren in einem Neusser Krankenhaus. Neben dem schon 1974 früh verstorbenen Verteidiger Werner Kohlmeyer war Turek das zweite Mitglied der Startelf von Bern, das den 30. Jahrestag nicht mehr erlebte. Seine Ende 2011 verstorbene Frau Wilhelmine überlebte ihn um 27 Jahre.

Die erste große Torwart-Legende Nachkriegsdeutschlands liegt begraben auf dem Friedhof Lindenheide in Mettmann.