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Andreas Brehme tot - Nachruf auf den Mann, "der alles kann“

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Andreas Brehme tot - Nachruf auf den Mann, "der alles kann“

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„Der Mann, der alles kann“

Andreas Brehme ist einer der größten Helden der deutschen Fußballgeschichte. Er war immer zu Stelle, wenn es drauf ankam. Sein größter Moment bescherte Deutschland den WM-Titel
Mit seinem verwandelten Elfmeter im WM-Finale 1990 machte sich Andreas Brehme unsterblich. Bei SPORT1 verriet er später, wie er seinen größten Karrieremoment erlebte - und was ihm Rudi Völler vorher mit auf den Weg gab.
Andreas Brehme ist einer der größten Helden der deutschen Fußballgeschichte. Er war immer zu Stelle, wenn es drauf ankam. Sein größter Moment bescherte Deutschland den WM-Titel

Wie ein Baby hielt er ihn fest, den goldenen WM-Pokal. Behutsam, liebevoll.

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Als der deutsche Mannschaftsbus am 8. Juli 1990 das Olympia-Stadion von Rom tief in der Nacht verließ, passte der Mann, dessen Elfmeter die DFB-Auswahl zum dritten Mal zum Weltmeister machte, persönlich auf den Schatz auf, den sie gerade gewonnen hatten. Und niemand hatte etwas dagegen in diesem Moment, er war in den richtigen Händen.

Es hat in der Geschichte des deutschen Fußballs vielleicht noch einige genialere Fußballer als Andreas Brehme bei großen Turnieren gegeben, aber kaum einen wertvolleren. In der Nacht von Montag auf Dienstag verstarb er im Alter von 63 Jahren. SPORT1 blickt zurück.

Andreas Brehme: „Der Mann, der alles kann“

Von 1984 bis 1994 spielte der Hamburger Jung sechs Turniere in Folge mit und nur 1986 gegen Marokko und bei seiner letzten WM in den USA, da war er schon 33, saß er mal auf der Bank.

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Ansonsten galt für seine Bundestrainer: ein Brehme muss spielen, egal wo. Ob rechter oder linker Verteidiger oder im Mittelfeld, für Brehme war immer ein Platz.

Nur in fünf seiner 86 Länderspiele wurde er eingewechselt. Für den Kicker war er 1990 schlicht „der Mann, der alles kann“. Franz Beckenbauer urteilte: „Er ist unser vielseitigster Spieler.“

Warum? Seine Beidfüßigkeit war sein Plus, aber ohne Disziplin, Schnelligkeit und Zweikampfstärke wäre er nie so weit gekommen und Deutschland auch nicht.

Ein Mann für die großen Turniere

Denn Brehme konnte auch Tore vorbereiten und schießen, gerade dann, wenn es am wichtigsten war. Einen zuverlässigeren Vollstrecker von Standards hat es im DFB-Dress nie gegeben.

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Bei der WM 1986 schoss er das Team per Freistoß gegen Frankreich ins Finale mit Argentinien, wo seine Ecken zu beiden Toren führten. Zuvor gegen Mexiko traf er im Elfmeterschießen, mit links. Den Auftakt der EM 1988 rettete Brehme mit einem Freistoß zum 1:1 gegen Italien.

1990, seinem mit Abstand bestem Turnier, entschied sein Bogenschuss das Achtelfinale gegen die Niederländer; ein Brehme-Freistoß trug zum Halbfinal-Sieg gegen die Engländer bei, wo er auch im Elfmeterschießen traf.

Der Moment seines Lebens

Dann kam der Moment seines Lebens: sein legendärer Elfmeter gegen die Argentinier, dessen Ausführung er den Schuhproblemen von Lothar Matthäus verdankte, sicherte den Titel. Den schoss er nun mit rechts. „Brehme ist der beste Fußballer der Welt“, schrieb der Reporter des Daily Mirror bewundernd unmittelbar nach der WM 1990.

DFB-Trainer Berti Vogts machte ein paar Wochen nach dem Turnier eine FIFA-Studie publik: „Die Auswertung sämtlicher Spielbeobachtungsbogen ergab, dass Andreas Brehme auf der linken Seite der effektivste und erfolgreichste WM-Spieler aller 24 Mannschaften war. Mit deutlichem Abstand vor dem Brasilianer Branco und dem Engländer Pearce.“

Im WM-Finale spielte Brehme 33 lange Pässe, alle kamen an. Rekord an diesem Abend.

In Italien erreichte Brehme den Zenit seines Schaffens

Die Perfektion, die in der Weltmeister-Elf 2014 einen Philipp Lahm auszeichnete, prägte 1990 das Spiel des damaligen Mailänders. Zum Weltklassespieler reifte er in Italien.

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1988 war er Lothar Matthäus von München nach Mailand gefolgt. Begleitet von guten Wünschen und nicht wenigen Zweifeln: „Ich weiß, dass alle nach meinem Weggang von München meinten, nun sei auch meine DFB-Karriere zu Ende.“ War sie nicht, denn er setzte sich in Italien ebenso durch wie als junger Kerl in der Bundesliga beim 1. FC Kaiserslautern. Die Inter-Fans wählten ihn gar zum „Spieler der Saison“ und das Stadion, in dem die DFB-Elf fünf Spiele bestritt, war sein Wohnzimmer - das San Siro.

„Andreas, Du bist ein Gott“.

Italia 1990 stand also in jeder Hinsicht unter einem guten Stern für den Blondschopf. Als die WM begann, hatte er schon zwei Jahre Italien auf dem Buckel, verstand Land und Leute.

„Ich bin froh, den direkten Bezug zur gewohnten Umgebung zu haben. So ein Trainingslager vor der Haustür ist einfach optimal“, sagte er in Erba, von wo aus er an freien Tagen mal schnell in seinen Wohnort Carimate fuhr.

Als er zwei Tage nach den WM-Feierlichkeiten wieder dort ankam, hing ein großes Schild an seinem Garagentor: „Andreas, Du bist ein Gott“. Wer ihm da huldigte, hat er nie erfahren.

Sein Lieblingslokal hingegen schmückte der italienische Wirt persönlich mit schwarz-rot-goldenen Fahnen. Helden-Verehrung für einen Weltmeister, der noch oft von seinem Elfmeter erzählen musste. Oder angesprochen wurde.

„Wenn Du ihn rein machst, sind wir Weltmeister“

„Andy, unten links“, riefen ihm Landsleute im Urlaub zu. Soll heißen: wir wissen, was Du im Sommer 1990 getan hast - und danken Dir dafür.

Er hat bestimmt nicht seltener als Helmut Rahn, der 1954 in Bern das goldene 3:2 erzielte, davon erzählen müssen - und jedes Mal dauerte es länger, bis er endlich anlaufen durfte nach dem Pfiff. Anfangs will er noch drei, vier Minuten gewartet haben, 2005 hat es im Interview mit der BZ schon „sieben, acht Minuten gedauert. Das war das Schlimmste.“

In Wahrheit waren es eine Minute und 57 Sekunden, bis die argentinischen Proteste verpufft waren. Wer will es ihm verdenken? Und vergeht die Zeit nicht stets viel länger, wenn man auf die Erlösung wartet?

Rudi Völler ließ ihn noch wissen: „Wenn Du ihn rein machst, sind wir Weltmeister.“ Und er machte ihn rein, wie immer, wenn es darauf ankam.

Sein Tod am 20. Februar erschütterte ganz Fußball-Deutschland.