Nach dem Tod von Franz Beckenbauer war die weltweite Bestürzung groß - auch sein langjähriger Weggefährte Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt trauert um den Kaiser und plaudert aus dem Nähkästchen.
Beckenbauer? „Wollte es nicht wahrhaben“
Der langjährige Mannschaftsarzt des FC Bayern und der deutschen Nationalelf betreute Beckenbauer in München, aber auch während dessen Zeit bei Cosmos New York, sowie beim Hamburger SV. „Ich habe ihn 1977 kennengelernt, als ich zu Bayern kam. Er war Kapitän, ich habe ihn als Spieler betreut“, erinnert sich Müller-Wohlfahrt im BR-Podcast Die Blaue Couch. „Das war eine herrliche Zeit!“
Obwohl der 81-Jährige über Beckenbauers schlechten Gesundheitszustand Bescheid wusste, traf ihn dessen Tod wie ein Donnerschlag. „Das war sehr schmerzhaft und dann doch überraschend“, erklärte Müller-Wohlfahrt. „Ich wusste, dass er krank ist. Ich hatte ihn bis vor einem Jahr betreut, dann ging es nicht mehr. Aber dass es dann doch so schnell geht, das tut weh. Dann gibt es einen Verlustschmerz, mit dem man eigentlich noch nicht rechnen konnte.“
Beckenbauer, 1974 Weltmeister als Spieler sowie 1990 als Teamchef, litt zuletzt an Parkinson mit einhergehender Demenz. „Ich habe erste Anzeichen schon vor langer, langer Zeit gesehen, immer noch in der Hoffnung, dass es nicht so schlimm wird“, sagte der Sportmediziner.
„Mein Franz Beckenbauer darf nicht krank werden“
„Ich wollte es ja selbst nicht wahrhaben“, betonte „Mull“. „Mein Franz Beckenbauer darf nicht krank werden. Das ist eine strahlende Persönlichkeit. Er war in seiner Art einzigartig und stand über allen. Er war größer als alle.“
Was bleibt, sind Erinnerungen an einen Menschen, der Müller-Wohlfahrt in seinen Bann gezogen hat. „Er ist ein äußerst herzlicher Mensch gewesen, der immer Freude ausgedrückt hat, wenn wir uns wiedergesehen haben. Ich habe ihn erlebt: gelassen mit einer gewinnenden, souveränen Art, aber auch zielstrebig, mit einem Durchsetzungsvermögen.“
Es sei bekannt, „wie er bei der Nationalmannschaft manchmal die Spieler traktiert hat, vor lauter Ehrgeiz. Er konnte nicht verlieren, er wollte gewinnen und dann musste er auch mal laut werden. Das hat dann die Mannschaft zu spüren bekommen. Aber er war immer authentisch, Franz war immer Franz, er war immer bei sich, hat nie irgendwie aufgesetzt gewirkt oder verstellt. Franz war er selbst.“