Als Spielerin ist Svenja Schlenker lange Zeit als „Libera“ aufgelaufen, in ihrem jetzigen Job ist Defensive kein fester Bestandteil, ganz im Gegenteil: Die Leiterin der Abteilung Mädchen und Frauen beim BVB trägt ihre Liebe und Begeisterung für das, was sie tut, mit großer Offensive und Strahlkraft vor. Als Schlenker noch während ihres Studiums ein Marketing-Praktikum bei ihrem Herzensverein macht, erkundigt sie sich sofort, ob es für sie auch die Möglichkeit gibt, dort zu spielen. Und ist enttäuscht, dass Dortmund keine Frauenteams unterhält.
Die Frau hinter den BVB-Frauen
„Ich musste noch viele, viele Jahre warten, bis es so weit kommt“, erklärt sie lachend. Bis ins Jahr 2019, um genau zu sein, als die Fans bei der Mitgliederversammlung das Thema auf die Tagesordnung heben. Die vielleicht wichtigste Frage im Prozess steht ganz an dessen Anfang: Soll der BVB mit einer Neugründung in der Kreisliga anfangen – oder per Kooperation einen Verein der Umgebung übernehmen? Für die Neugründung stimmen 89 Prozent.
„Können Schritt für Schritt eine solide Basis aufbauen“
Und so geht der Klub den Weg, den Schlenker auch persönlich favorisiert hat. „Wir können jetzt so viele Erfahrungen selbst machen und langsam, Schritt für Schritt, eine wirklich solide Basis bauen, um ganz nachhaltig diese Abteilung in den Profifußball zu entwickeln“, erklärt sie und fügt an: „Ich glaube, das ist eine große Chance.“ Zugleich übe die Konstellation einen speziellen Reiz auf die Fans aus, in Amateurligen hoch professionell unterwegs zu sein.
Die Spielerinnen trainieren dreimal die Woche im Team, nutzen den Footbonauten der Profis und zusätzlich ein Fitnessstudio, mit dem der Verein eine Kooperation unterhält. Sie fliegen gemeinsam ins Trainingslager, werden von Sponsor*innen für Training und mehr ausgestattet und arbeiten auf „höchstem Niveau“, betont Schlenker. Ein Gehalt aber bekommen sie bislang nicht. „Noch ist es Hobby für jede Spielerin.“ Mit zwei Aufstiegen in den ersten beiden Saisons und besten Chancen auf den nächsten müsse sich das aber zeitnah ändern.
Schlenker möchte, dass jeder Verein eine Abteilung für Frauen einrichtet
Auch mit solchen Themen umzugehen sei Teil der organischen Entwicklung, für die der Klub sich entschieden habe, betont die Abteilungsleiterin. Sie sieht es als Gewinn an, dass der BVB die Abteilung ohne Druck von außen gegründet hat, bevor ein Engagement in den Fußball der Frauen und Mädchen Teil der Lizenzbedingungen wurde. Das zeige, wie ernst der Klub es mit den Bemühungen auf diesem Gebiet meine. Eine solche Abteilung habe einen Platz in jedem Verein verdient. „Ich bin dafür, dass es selbstverständlich wird.“
- „Flutlicht an. Im Gespräch mit der Wortpiratin“, der Podcast auf SPORT1, in dem Journalistin und Autorin Mara Pfeiffer Menschen in den Mittelpunkt stellt, die im schnelllebigen und lauten Fußballgeschäft oft zu wenig im Rampenlicht stehen.
Natürlich sind Schlenker auch die Diskussionen bewusst, die rund um das Thema Finanzierung laufen. Sie habe Verständnis dafür, dass Vereine sich nicht gerade leicht tun damit, Geld aus dem Bereich der Männer in den der Frauen zu schieben, betont sie und fügt hinzu, letztlich helfe Geld der Verbände, die diesen Bereich schließlich mit auf die Tagesordnung gehoben haben. Zudem tragen sie historisch Verantwortung. Entscheidend für Wachstum seien aber nicht nur finanzielle Mittel, sondern Leute, die das Thema mit Überzeugung voranbringen.