Der 14. Mai 2018 geht wohl als Knackpunkt der internationalen Karriere des Mesuts Özils in die Geschichtsbücher ein. Ein Bild mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan und aus dem zuvor gefeierten deutschen Nationalspieler und Weltmeister von 2014 wurde ein verunglimpfter Profi mit klarer politischer Haltung und einem unrühmlichen Ende beim DFB.
Vorwurf bei Özil! „Er wird benutzt“
Nach dem WM-Debakel 2018 trat Özil mit einem großen Krach zurück, Vorwürfe gegen die DFB-Obrigkeiten inklusive. Rassismus hätte er zu spüren bekommen.
Geht es nach seinem Vater, so hätte das Kapitel Nationalmannschaft viel ruhiger enden sollen. So sagte Mustafa Özil nun in der Sport-Bild: „Mesuts Karriere durfte so nicht enden. Ich akzeptiere es bis heute nicht. Ich bin traurig und enttäuscht. Es tut mir weh.“
Özil-Rücktritt: „Was soll das?“
Dabei geht es ihm insbesondere um die Art und Weise des Rücktritts seines Sohnes: „Man kann einen Schlussstrich ziehen, aber immer mit Anstand – und man lässt sich einen Türspalt offen. Ich hätte alle Reporter zu einer Live-Pressekonferenz eingeladen und es vernünftig beendet - und nicht über Twitter. Was soll das?“
Und doch verteidigte Mustafa seinen Sohn Mesut: Es habe nicht an ihm gelegen, er hab ihn nicht wiedererkannt, sein Umfeld hätte ihn zu dieser Zeit schlecht beraten. Bis 2013 habe er noch selbst das Management übernommen, im Anschluss den Posten abgegeben.
„Mesut wurde zu dem Zeitpunkt von Erkut Sögüt betreut. Da frage ich mich: Wie kann man so einen Rücktritt zulassen? Mesut wurde von den Fans fünfmal zum Nationalspieler des Jahres gewählt. Er hat den Bambi für gelungene Integration bekommen. Das sind tolle Auszeichnungen, eine große Wertschätzung für seine Leistungen. Und dann so ein Abgang? Das hätte niemals passieren dürfen“, schimpfte Mustafa Özil.
Dabei sei jedoch Sögüt nicht der Einzige im Umfeld des 92-maligen Nationalspielers gewesen, der ihn negativ beeinflusst hätte. Auch die übrigen Personen hätten das Weltbild verändert: „Man kann nicht sagen, Deutschland ist ausländerfeindlich, das Land, in dem er geboren wurde, hätte ihm keine Chance gegeben. Solche Äußerungen kommen nicht von ihm, das ist er nicht. Ehrlich: Ich habe das Gefühl, dass Mesut auch ausgenutzt wurde.“
Diesen Vorwurf wiederholte Mustafa Özil noch einmal. „Ich denke, er wird ein Stück weit benutzt“, erklärte er auch mit Blick auf die aktuelle Lage - und fordert seinen Sohn zu einem Umdenken auf: „Ich wünsche mir als Vater, dass er Social-Media-Nachrichten über Herkunft, Religion, Politik einfach weglässt. Er ist Sportler.“
DFB-Team: Ilkay Gündogan als Paradebeispiel?
Ein Sportler, dessen Trauzeuge der türkische Staatspräsident ist. Doch das Foto, um das sich Fußball-Deutschland sorgte, sei nicht schlimm gewesen, geht es nach Özils Vater: „Am Beispiel Ilkay Gündogan sieht man doch, dass es auch anders geht. Dass Probleme anders gelöst werden können. Er war 2018 mit auf dem Foto mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Kritik war groß. Und heute ist er Kapitän der deutschen Nationalmannschaft.“
Vielmehr seien es die persönlichen Einflüsse rund um seinen Sohn gewesen, der selbst einst sagte, er habe „rotes Blut“ – eine Verbrüderung mit den türkischen Landsleuten.
Zuletzt war Özil erneut in die Kritik geraten. Erst beendete er seine Karriere bei Erdogan-nahen Verein aus der Süper Lig, Istanbul Basaksehir, dann offenbarte sich auf der Brust ein Tattoo mit Halbmonden und Wölfen, einem Symbol einer vom Bundesverfassungsschutz hierzulande überwachten politischen Vereinigung.
Vater Mustafa überrascht dennoch mit einem kuriosen Anliegen: „Mein großer Wunsch wäre es, dass er zum Beispiel eines Tages für den DFB arbeitet, im Team-Management oder in irgendeiner beratenden Funktion wie etwa Ausländer-Integration. Denn Mesut steht – schieben wir seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft 2018 beiseite – für mich weiter für eine gelungene Integration“, so Mustafa Özil.
Ob es dazu kommen wird, darf allerdings gerade nach den jüngsten Entwicklungen bezweifelt werden.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)