Über sechs Jahre ist sein folgenschwerer Kollaps bei einem Testspiel gegen Werder Bremen mittlerweile her - die Erinnerung an den Fall Abdelhak Nouri ist in den Niederlanden allerdings weiter hellwach.
So geht es Nouri heute
Am Samstag rief das Drama um Torhüter Etienne Vaessen vom RKC Waalwijk beim Spiel gegen Nouris Ex-Klub Ajax Amsterdam das Thema ins Gedächtnis, auch weil es einen direkten Bezug hatte.
An Vaessen wurden nach seiner Kollision mit Ex-Leipziger Brian Brobbey Wiederbelebungsmaßnahmen vorgenommen, weil er zunächst nicht auf die Betreuer reagierte - das medizinische Protokoll ist in dieser Hinsicht wegen der Lehren von 2017 verschärft worden.
„Wir alle wissen, was mit Abdelhak Nouri passiert“, kommentierte RKC-Manager Frank van Mosselveld.
Abdelhak Nouri wurde durch Herz-Drama zum Pflegefall
Nouri - der einen zuvor als minderschwer eingeschätzten Herzfehler hatte - wurde in ein künstliches Koma versetzt, weil sein Gehirn zu lange nicht mit Sauerstoff versorgt war, erlitt er bleibende Hirnschäden und blieb dauerhaft pflegebedürftig.
Ajax musste später einräumen, dass Nouri nach seinem Zusammenbruch nicht ausreichend betreut worden war. Laut einer Untersuchung des Vorfalls hätte ein Defibrillator deutlich früher eingesetzt werden müssen.
Rechtsstreit endete mit Millionenzahlung
Die Angehörigen Nouris leiteten dem Bericht zufolge 2020 ein Schiedsgerichtsverfahren ein, da Ajax den Vertrag des Mittelfeldspielers gekündigt hatte, kurz bevor sich dieser automatisch verlängerte.
Im Jahr 2022 kam es zu einer außergerichtlichen Einigung mit den Angehörigen, Ajax zahlte diesen 7,85 Millionen Euro Entschädigung, laut niederländischen Medienberichten berücksichtigte die Entschädigungssumme die Kosten für die Pflege Nouris sowie den Verlust seiner Erwerbstätigkeit.
In diesem Jahr berichtete Nouris Bruder Abderrahim, wie es dem heute 26 Jahre alten Abdelhak inzwischen geht.
Nouri bis heute schwer beeinträchtigt
„Zu Hause geht es ihm viel besser als vorher im Krankenhaus. Er ist bei vollem Bewusstsein, er isst, er niest, er schläft“, schilderte der Bruder: „Er ist wach, er lacht, wenn wir Witze mit ihm machen, und er wird emotional, wenn wir mit ihm über seine Erinnerungen sprechen. Es ist ein beachtlicher Fortschritt im Vergleich zu den Anfängen.“
Schwer beeinträchtigt ist Abdelhak allerdings noch immer: „Er kommt nicht aus dem Bett. Er braucht unsere Hilfe“, so Abderrahim. Auch Sprechen und Verständigen funktioniere nur über Umwege: „Er spricht mit uns, indem er seine Augenbrauen bewegt oder lächelt.“
Im Vergleich zu Nouris Zustand kurz nach dem Kollaps sei damit aber immer noch viel an Lebensqualität gewonnen: „Das alles macht uns glücklich.“