Die ehemaligen Nationalspieler Thomas Helmer und Dietmar Hamann haben wenig Verständnis für die geplante Reform der Nachwuchsförderung beim Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Attacke von Helmer: „Grotesk“
„Mich wundert mittlerweile alles, was beim DFB so beschlossen wird. Aber das finde ich jetzt schon grotesk“, sagte der langjährige SPORT1-Experte und -Moderator Helmer im Interview mit dem TV-Sender Welt. Auch Hamann sagte, er könne darin „wenig sinnvolle Schritte“ erkennen.
„Kindern wird Leistungsprinzip austrainiert“
Die Kritik bezieht sich auf den Teil des DFB-Nachwuchskonzeptes, nach dem ab der Saison 2024/25 bundesweit neue Spielformen im Kinderfußball gelten. So sollen unter anderem in den Altersklassen U6 bis U11 statt einer Meisterschaftsrunde, Spielenachmittage und Festivals ausgetragen werden.
Zudem wird die bisherige A- und B-Junioren-Bundesliga durch die U19 und U17 DFB-Nachwuchsliga ersetzt, in der alle Vereine mit einem Leistungszentrum dauerhaft gesetzt sind. Durch diese Maßnahmen soll Druck aus der Ausbildung herausgenommen werden.
Hamann gehe das zu weit: „Für mich gilt: Ohne Ergebnis kein Erlebnis. Deswegen kann ich den Schritt, den der DFB gemacht hat, überhaupt nicht nachvollziehen.“ Er selbst habe das Gewinnen von Pokalen oder Medaillen als wichtige „Erfahrungswerte“ und „Charakterschulung“ erlebt.
“Dass den Kindern dieses Leistungsprinzip austrainiert wird, darunter wird der Spaß leiden. Diese Maßnahme vom DFB ist für mich kontraproduktiv“, sagte Hamann.
Helmer und Hamann sehen Gefahr bei Persönlichkeitsentwicklung
Für Helmer sollte der DFB daher die Trainerausbildung in den Fokus stellen: „Man sieht, dass in den U-Mannschaften, den U-Nationalmannschaften, den Auswahlmannschaften, dass da einfach die Qualität, auch was die Trainer angeht, einfach gelitten hat.“
Dabei ist für den Europameister von 1996 der mentale Aspekt entscheidend: „Fußball ist einfach eine Sache, die - behaupte ich - zu mindestens 30 Prozent, wenn nicht zu mehr, im Kopf entschieden wird. Und wenn man das bei den jungen Menschen nicht zulässt, da auch Fehler zu machen, eine Persönlichkeit zu entwickeln, glaube ich, geht das in die falsche Richtung.“
Dem pflichtete Hamann bei: „Wenn du einem Zehnjährigen immer sagst, was er zu tun hat, brauchst du dich nicht wundern, wenn er mit 20 keine eigene Entscheidung trifft. Das ist das Hauptproblem.“