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Michael Feichtenbeiner über Trainer-Job in Myanmar: "Von Unruhen bekommen wir nichts mit"

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Michael Feichtenbeiner über Trainer-Job in Myanmar: "Von Unruhen bekommen wir nichts mit"

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Das erlebt Feichtenbeiner in Myanmar

Michael Feichtenbeiner ist aktuell Coach der Nationalmannschaft in Myanmar. Der ehemalige DFB-Nachwuchstrainer skizziert, welche Fußball-Kultur er in Südostasien erlebt - und äußert dabei auch Kritik an manch deutscher Sichtweise.
Michael Feichtenbeiner ist aktuell Bundestrainer in Myanmar
Michael Feichtenbeiner ist aktuell Bundestrainer in Myanmar
© IMAGO/Xinhua
Michael Feichtenbeiner ist aktuell Coach der Nationalmannschaft in Myanmar. Der ehemalige DFB-Nachwuchstrainer skizziert, welche Fußball-Kultur er in Südostasien erlebt - und äußert dabei auch Kritik an manch deutscher Sichtweise.

Michael Feichtenbeiner hat einiges erlebt: Jugendtrainer beim DFB, Sportdirektor beim SV Wehen-Wiesbaden und Energie Cottbus, Trainer von Kickers Stuttgart, Darmstadt 98, SF Siegen oder SC Pfullendorf, Trainerjobs in Malaysia, der Schweiz und Indonesien. Doch schon immer schlummerte in Feichtenbeiner der Wunsch, irgendwann mal Nationaltrainer eines Landes zu werden.

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Im März 2023 klappte es: Seitdem trainiert der Schwabe das südostasiatische Myanmar. Ein Land, das seit dem Militärputsch international isoliert ist und wo Minderheiten immer wieder Opfer der Armeegewalt werden.

Im Gespräch mit Autor und Business-Coach Mounir Zitouni erzählt der 63-Jährige, wie sich der Alltag in der Hauptstadt Yangon anfühlt, welche Aufgaben ihm als National- und U23-Trainer im ehemaligen Burma zukommen, wie er nach dem 4. Platz bei den South-East-Asian (SEA)-Games in Myanmar empfangen wurde - und auch, was das Reisen mit ihm als Trainer und als Mensch gemacht hat.

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Für den langjährigen Trainer hat sich ein großer Berufswunsch erfüllt, indem er im März zum Nationaltrainer von Myanmar ernannt wurde.

Das erlebt Feichtenbeiner in Myanmar

„Es war ein Traum, mal Nationaltrainer zu sein. Ich bin froh, dass ich hier in Myanmar arbeiten darf. Von den Unruhen bekommen wir nichts mit. Es gibt ein paar Militärkontrollen, wenn man die Stadt verlässt. Innerhalb der Stadt gibt es keine erkennbaren politischen Unruhen oder Demonstrationen. Es gibt eine Ausgangssperre von Mitternacht bis 4 Uhr morgens. Aber natürlich bekommen wir über unseren Staff mit, dass in dem Land Dinge sind, die nicht so einfach sind“, erzählt Feichtenbeiner.

Und hat bereits festgestellt: „In Myanmar ist Fußball die Nummer 1, da ist auch Druck da. Das ist eine Fußballnation, die haben richtig gute Fußballer. Aber in Südostasien hat Thailand eine stärkere Liga, auch Indonesien, Vietnam oder Malaysia. Als Nationaltrainer bin ich froh, wenn meine besten Spieler ins Ausland gehen.“

Erster großer Erfolg war der vierte Platz bei den South-East-Asian (SEA)-Games in Kambodscha.

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„Was für eine Bedeutung diese SEA-Games für alle diese Nationen haben, das habe ich total unterschätzt. Das ist ein richtig wichtiger Wettbewerb, der in allen Ländern auch medial riesig betreut wird. Wir haben uns fürs Halbfinale qualifiziert“, meint Feichtenbeiner.

Und fügt an: „Ein Highlight war dabei das Spiel gegen Kambodscha, den Gastgeber, gegen den wir im ausverkauften Stadion in Phnom Penh mit 2:0 gewonnen haben. Mein Präsident war überglücklich und sagte, in Myanmar Einschaltquoten von 10 Millionen, alle sind happy… Und als wir nachts um 11 Uhr aus Phnom Penh am Flughafen ankamen, wurden wir von hunderten Fans empfangen und vom Sportminister.“

Feichtenbeiner erkennt durchaus die Kraft, die der Fußball in Myanmar hat. „Der Sport kann verbinden, er kann Brücken bauen. Sport kann Hoffnung geben. Der Sport soll nicht durch Politik missbraucht werden. Die Leute wollen Sport, sie wollen Hoffnung.“

„Kann nicht erwarten, dass alles nach meiner Pfeife tanzt“

Die Arbeit in Malaysia, Indonesien und jetzt in Myanmar hat Feichtenbeiners Blick auf Deutschland verändert. „Manche in Deutschland haben das Bestreben, die Welt zu missionieren, mit unseren Ideen die Welt zu retten…. Ich habe meine Schwierigkeiten, wenn wir die Welt belehren wollen. Es geht darum, andere Lebensweisen zu akzeptieren. Auch andere Kulturen haben ihre Berechtigung. Wenn ich wohingehe, muss ich mich einfügen.“

Er könne „nicht erwarten, dass alles nach meiner Pfeife tanzt. Als Trainer in solch einem Land muss man Kompromisse gehen. Da muss man andere Regeln akzeptieren und muss man sich anpassen“, betontr Feichtenbeiner, der 2000 Kickers Stuttgart bis ins Halbfinale des DFB-Pokals geführt hatte.

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„Die Leute sind zufrieden, obwohl sie weniger haben“

Feichtenbeiner meint: „Die Leute haben materiell weniger hier in Myanmar. Aber worum geht es im Leben? Um Glück, Familie und Zufriedenheit. Und da ist mein Eindruck, dass ich ein Lächeln hier viel, viel mehr finde als bei uns in Deutschland. Die Leute lachen und sind zufrieden, obwohl sie weniger haben.“

Mounir Zitouni (52) war von 2005 bis 2018 Redakteur beim kicker und arbeitet seitdem als Businesscoach, betreut Sportler, Trainer und Führungskräfte in punkto Leadership, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Der ehemalige Profifußballer (OFC, SV Wehen, FSV Frankfurt, Esperance Tunis) hat zuletzt die Autobiographie von Dieter Müller verfasst und veröffentlicht regelmäßig eine Kolumne auf www.sport1.de.