Noch nie war die Erwartungshaltung vor einer Pressekonferenz der französischen Nationalmannschaft so hoch.
Riesenrummel um Mbappé
Am Donnerstagabend, gut 24 Stunden vor dem Start in die EM-Qualifikation gegen die Niederlande, war der Pressesaal in den Katakomben des Stade de France proppenvoll. Kein Journalist, der die Équipe de France seit vielen Jahren verfolgt, wollte die allererste PK von Kylian Mbappé als neuer Kapitän verpassen. Circa 50 Journalisten sowie Fotografen mussten dieses Ereignis sogar stehend erleben.
Reifer Mbappé will zusammenführen
Der Stürmer von Paris Saint Germain, der von seinem Trainer Didier Deschamps zum neuen Spielführer ernannt worden war, kam auf die Minute genau aufs Podium, um Rede und Antwort zu stehen. Auf fast jede der 17 Fragen antwortete KMB mit einem Lächeln. Die Ärmel hochgekrempelt, zeigte er eine grenzenlose Reife, und man gewann nach wenigen Minuten den Eindruck, dass er bereits seit vielen Jahren der Patron der Bleus ist.
Wie ein guter Kapitän sei, wurde er schnell gefragt. „Es ist jemand, der auf das Team ausgerichtet ist, der zusammenführt, der vereint, ich will die anderen in meinem Kielwasser mitnehmen“, meinte der Franzose.
Mbappé fügte hinzu: „Ich werde mich nicht verwandeln, aber ich habe eine Stimme, die gehört wird. Man muss sie gut nutzen und an das Kollektiv denken. Es darf keine Diskrepanz zwischen mir und meinen Mitspielern geben. Die Spieler, die mit mir gespielt haben, wissen, dass meine erste Obsession das Gewinnen ist. Und ich gewinne nicht allein, sondern mit der Mannschaft.“
Stürmerstar folgt auf Lloris
Mbappé tritt die Nachfolge von Rekordnationalspieler Hugo Loris (145 Länderspiele) an und befindet sich nun in einer Reihe von Legenden in der langjährigen Geschichte der Équipe de France um Michel Platini, Zinédine Zidane, Deschamps oder Marcel Desailly.
Seine stets ehrliche und direkte Art, sobald er vor die Mikrophone tritt, ist es, wofür der 24-Jährige geschätzt wird. „Ich werde ein anderer Kapitän sein als mein Vorgänger Lloris, das ist klar“, sagte er, ohne ins Detail zu gehen. „Ich habe meinen eigenen Stil, meinen eigenen Charakter. Ich glaube nicht, dass mich Deschamps zum Kapitän gemacht hat, damit ich wie Hugo auftrete.“
Vor seinem 67. Länderspiel (36 Tore) und seinem ersten Auftritt auf französischem Boden im Nationaltrikot seit dem verlorenen WM-Endspiel gegen Argentinien geht Mbappé in die Offensive.
Lizarazu zeigt sich beeindruckt
„Ich bin mir der Wirkung meiner Äußerungen völlig bewusst“, erklärte er. „Ihr werdet mich durch diesen Aufstieg in der Hierarchie in Zukunft öfter sehen, aber ich werde in keinster Weise das Wort monopolisieren, auch meine Mannschaftskollegen werden sich weiter äußern.“
Für den 24-Jährigen geht damit nicht nur ein Traum in Erfüllung, er verfolgt weiterhin systematisch seinen Karriereplan.
Bixente Lizarazu zeigte sich von Mbappés erstem Auftritt als Boss jedenfalls beeindruckt. „Kylian setzt einfach alle Häkchen, sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft“, erklärte der ehemalige französische Nationalspieler bei SPORT1. „Er ist jetzt schon ein Anführer. Bei vielen Themen ist er der erste Mann am Ruder. Er hat keine Angst davor, loszulegen.“