Es sind drastische Worte: Sepp Blatter ist mit Gianni Infantino hart ins Gericht gegangen.
Heftige Attacke auf Infantino
Der frühere Präsident des Weltfußball-Verbandes FIFA kritisierte seinen Amtsnachfolger in einem Interview mit dem Nachrichtenportal t-online scharf: „Infantino ist einfach ein respektloser Mensch.“
„Er verhält sich gegenüber der FIFA als Institution und auch gegenüber demjenigen, der den Verband zuvor geführt hat, ohne jeglichen Anstand und Respekt“, erklärte Blatter, der von 1998 bis 2015 FIFA-Chef war.
Er vermute persönliche Motive hinter Infantinos Verhalten: „Er betrachtet mich, der ihm ein gemachtes Nest hinterlassen hatte, als nicht existent und geht juristisch gegen mich vor. Ich glaube, er hat bei der Erziehung zu Hause etwas nicht mitbekommen.“
Der 86-jährige Blatter stichelte zudem: „Es gibt Leute, die vermuten: Er möchte so sein wie ich. Und das gelingt ihm nicht. Er hat Spezialkurse genommen für Charisma, da ist er jedoch durchgefallen.“
Blatter ledert gegen FIFA-Boss Infantino
Ein Verhältnis zu seinem Schweizer Landsmann bestehe ohnehin nicht mehr. „Freunde von mir haben mal versucht, uns zusammenzubringen. Er hat dann erst grob zugesagt, später dann aber: ‚Wenn der Blatter da ist, dann komme ich nicht.‘“
Auch Infantinos Amtsführung sah Blatter kritisch: „Ihm geht es in erster Linie nur um Geld, davon will er immer mehr machen. Angestellte der FIFA berichteten zuletzt, dass man Infantino kaum in Zürich sehe, er nicht mit ihnen reden will, geschweige denn im gleichen Aufzug fahre. Sein Vorgänger, also ich, hätte das gemacht. Er rede aber nur mit Staats- und Regierungschefs.“
Blatter bemängelte darüber hinaus eine mangelnde Opposition bei der FIFA. Es sei wichtig, „dass sich maßgebende Leute mal Gedanken machen, was jetzt mit dem neuen Präsidenten, der einen sehr autokratischen, selbstherrlichen Führungsstil hat, passieren soll.“
Blatter fordert stärkere Opposition zu FIFA-Chef
Blatter, in dessen Zeit an der FIFA-Spitze übrigens ein beispielloses Korruptionsnetzwerk entstanden war, fügte an, niemand aus dem Fußball stehe auf und stelle sich als Gegenkandidat zu Infantino bei der nächsten Wahl auf.
Infantinos Wiederwahl gilt ohne Konkurrenten beim FIFA-Kongress am 16. März in Kigali/Ruanda als sicher. Dort würde für den Schweizer die zweite von maximal drei erlaubten Amtszeiten beginnen.
Mehr erwartet Blatter auch vom DFB, dessen Präsident Bernd Neuendorf als europäischer Vertreter ins Council des Weltverbandes gewählt werden soll. „Wenn der DFB spricht, wird er gehört“, sagte der frühere FIFA-Boss und betonte: Der deutsche Verband habe „kurz vor der WM in einem Communiqué verlauten lassen, dass er Infantino in der Wahl nicht unterstützen werde. Auch der englische Verband hat eine gewichtige Stimme“.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)