Paukenschlag im Gerichtsprozess von Ex-Schiri Manuel Gräfe gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB).
Gräfe-Paukenschlag vor Gericht
Der ehemalige Referee war mit seiner Klage gegen den Verband erfolgreich und erhält gemäß Urteil des Frankfurter Landgerichts wegen Altersdiskriminierung eine Entschädigung von 48.500 Euro.
Die Kammer sah es unter Leitung von Richter Wilhelm Wolf als erwiesen an, dass dem Alter bei der Nicht-Berücksichtigung des Berliners für die Schiedsrichterliste der Saison 2021/22 „keine ganz unwichtige Rolle zukam“. Das Urteil kann vor dem Oberlandesgericht noch angefochten werden.
Gräfe schießt gegen den DFB
„Leider ändern in diesem Verband Argumente nichts, sondern nur die Steuerfahndung oder Richter“, kommentierte Gräfe bei Twitter zu Beginn eines längeren Threads. „Die Diskriminierung wurde bestätigt! Die Freude auf dem Platz, Abende mit Kollegen/Freunden mir dennoch genommen und der Schaden nur bruchteilhaft ersetzt. Anderen bleibt‘s nun erspart.“
Der Ex-Referee hatte vom DFB ursprünglich einen Schadensersatz von 194.905 Euro für seine Nicht-Berücksichtigung gefordert. Der Forderung in dieser Höhe kam das Gericht nicht nach, weil Gräfe selbst bei Berufung auf die Liste „keine Garantie auf eine bestimmte Anzahl von Einsätzen“ gehabt hätte. „Der Betrag steht in einem angemessenem Verhältnis zum erlittenem Schaden“, sagte Richter Wolf.
Gräfe verklagt den DFB wegen Altersdiskriminierung
70.000 Euro hatte Gräfe bereits vor dem Prozess für die Nutzung seiner Persönlichkeitsrechte erhalten. Auch wenn es in den Regelwerken des DFB offiziell keine Altersgrenze gebe, seien "genug Indizien" vorhanden, dass diese in der Realität praktiziert werde, hieß es in der Urteilsbegründung: "Das Alter des Beklagten war mitursächlich. Es muss nicht die alleinige Ursache gewesen sein, aber es ist eine von mehreren."
Gräfe erhob einmal mehr schwere Vorwürfe gegen den DFB. Es sei ein „völlig unnötiger, kostenintensiver Rechtsstreit“ gewesen, der unter anderem dazu gedient habe, ihn selbst „als Schiedsrichter endgültig und komplett loszuwerden“, meinte der 49-Jährige.
„Der gescheiterte Versuch, mich bereits 2018 komplett als Schiedsrichter zu eliminieren, scheiterte am Präsidium dank Grindel und Curtius, wurde nun aber mittels Altersgrenze praktiziert“, erklärte Gräfe weiter.
Viel Rückendeckung für Gräfe aus der Bundesliga
Der der Urteilsverkündung ferngebliebene Ex-Referee musste trotz einer Protestwelle aus der Bundesliga seine Karriere als Schiedsrichter am Ende der Saison 2020/2021 nach 289 Einsätzen im Oberhaus mit 47 Jahren beenden. (Gräfe spricht über Altersgrenze)
„Wie alle wissen, hätte ich wirklich gerne weitergemacht, aber es kam nie mehr ein Angebot des DFB und Einklagen geht leider rechtlich nicht, da Schiedsrichter offiziell keine Arbeitnehmer sind“, führte Gräfe bei Twitter weiter aus.
Auch in den Jahrzehnten zuvor hatte kein Referee länger in der Bundesliga gepfiffen. Eine gütliche Einigung war beim Prozessauftakt Mitte November gescheitert, in Folge konnten die beiden Streitparteien schriftliche Stellungnahmen einreichen. (Gräfe und DFB gehen ins Streitverfahren)
Gräfe hatte für das Zustandekommen einer gütlichen Einigung darauf bestanden, dass das Alter als Grund für seine Ausbootung anerkannt wird. Der DFB lehnte dies entschieden ab. („Märchen“: Gräfe legt gegen DFB nach)
Der Berliner hatte vor Gericht stets betont, dass es ihm mit seiner Klage nicht unbedingt um eine Fortsetzung seiner eigenen Laufbahn als Referee geht. Vielmehr wollte er für ein Grundsatzurteil für künftige Generationen sorgen.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)