Es war ein wahres Nervenspiel an jenem 21. Dezember 1976, als sich der FC Bayern München und der brasilianische Klub Cruzeiro Belo Horizonte im Rückspiel um den Weltpokal gegenüberstanden.
Wie Bayern in neue Sphären aufstieg
Fand das Hinspiel knapp einen Monat vorher in München noch bei klirrender Kälte auf schneebedecktem Rasen statt, so waren die Bedingungen im sommerlichen Brasilien beim Rückspiel ganz andere.
Abzulesen war das auch an der Zuschauerzahl. Wollten das Hinspiel in München nur 18000 hartgesottene FCB-Anhänger sehen, fanden sich beim Rückspiel im Estádio Governador Magalhães Pinto weit über 100.000 Zuschauer ein, die größtenteils mit dem Gastgeber fieberten.
Gerd Müller entschied das Hinspiel
Gegen diese lautstarke Masse mussten die Bayern um Kapitän Franz Beckenbauer ihren 2:0-Vorsprung aus dem Hinspiel verteidigen.
In einem zähen Spiel im Münchner Olympiastadion war es Torjäger Gerd Müller, der kurz vor dem Ende eine Hereingabe von Uli Hoeneß verwertete und die Bayern auf die Siegerstraße schoss (80.).
Defensivspieler Hans-Josef Kapellmann konnte mit einem Distanzschuss nur zwei Minuten später sogar noch ein zweites Tor nachlegen.
Die Brasilianer brauchten also Tore und wollten sich im Rückspiel vor heimischer Kulisse in gänzlich anderer Verfassung, als bei ihrem biederen Auftritt im Hinspiel präsentieren.
Sepp Maier wächst im Hexenkessel über sich hinaus
Und Cruzeiro zeigte ein anderes Gesicht, sodass sich schnell ein wahres Chancen-Spektakel entwickelte. Mehrmals konnten sich die Bayern bei Torwart Sepp Maier bedanken, der mit mehreren Paraden über sich hinauswuchs.
Da die Brasilianer offensiv eingestellt waren, bot sich auch dem FCB die ein oder andere Konterchance, um den Sack schon früher zuzumachen. Doch auch die Mannen von Trainer Dettmar Cramer betrieben Chancenwucher.
Auch nach 90 Minuten standen keine Tore auf der Anzeigetafel, sodass der FC Bayern München einen historischen Triumph feiern konnte. Sie waren die erste deutsche Mannschaft, die den Weltpokal gewinnen konnte.
Geschichte eines vergessenen Wettbewerbs
In seiner damaligen Form gibt es den Wettbewerb heute nicht mehr.
Von 1960 bis 2004 spielte der Gewinner des Europapokals der Landesmeister (später UEFA Champions League) gegen den Gewinner der südamerikanischen Copa Libertadores um den Weltpokal.
Vor dem Duell mit Belo Horizonte hatte der deutsche Rekordmeister den Europapokal der Landesmeister durch einen 1:0-Sieg im Finale gegen den AS Saint-Étienne geholt.
Abgesehen von den Bayern ist Borussia Dortmund die einzige deutsche Mannschaft, die den Weltpokal 1997 noch einmal gewinnen konnte. Den Bayern gelang es gar, den Pokal 2001 durch einen Sieg über die Boca Juniors ein zweites Mal zu holen.
Ab 2005 löste die Klub-WM, bei der alle sechs Gewinner der wichtigsten Kontinental-Wettbewerbe mitspielten, den Weltpokal als Wettbewerb ab. Wie FIFA-Präsident Gianni Infantino verkündete, soll das Teilnehmerfeld der Klub-WM künftig weiter aufgebläht werden.