Einst galt er als eines der größten Talente des deutschen Fußballs, wechselte für drei Millionen Euro zum FC Bayern, heute kickt er in der 4. türkischen Liga.
Sinan Kurts kurioser Neuanfang
Die Rede ist vom mittlerweile 27 Jahre alten Sinan Kurt, der nun bei Karaman FK anheuerte, nachdem er seit Juli 2021 vereinslos war.
Dabei wurde Kurt einst eine vielversprechende Karriere vorhergesagt, als 18-Jähriger war er den Bayern und Pep Guardiola immerhin eine stolze Summe wert. Doch was ist danach passiert? Wie konnte Kurt nur so tief fallen? SPORT1 blickt auf die Geschichte von Sinan Kurt.
Den ersten Skandal hatte Kurt bereits an der Backe, da war er noch gar nicht beim FC Bayern unter Vertrag. Als er 2014 noch bei Borussia Mönchengladbach spielte und mit Marco Reus verglichen wurde, war er nicht ganz unschuldig an einem Transferstreit, der damals zwischen Gladbach und Bayern entbrannte.
Eberl warf Kurt Illoyalität vor - keine Chance unter Guardiola
Am Ende warf ihm Gladbachs damaliger Manager Max Eberl mangelnde Loyalität vor. Fortan sollte ihn dieses Image nie wirklich verlassen.
„Ich habe nur gesagt, dass ich zu einem neuen Verein wechseln möchte. Und dann hatte ich diesen Rucksack auf“, erzählte Kurt damals dem Spiegel. „Das war schon brutal, ich war ja noch ein junger Mensch.“
Der damals 18-Jährige bekam seinen Wechsel durchgedrückt, wurde während seiner Zeit bei den Bayern aber nie glücklich, zumindest nicht auf dem Platz.
Denn bevor er eineinhalb Jahre später nach 44 Bundesliga-Minuten unter Guardiola weiter nach Berlin zog, genoss er das Profi-Leben in vollen Zügen.
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Ob es ein eingeflogener Friseur, oder ein Ausflug nach St. Tropez mit dem Helikopter war, Kurt tat seinem Image nicht sonderlich viel Gutes und leistete sich eine Eskapade nach der anderen. Dann kam 2016 der Neustart bei der Hertha, die immerhin noch eine halbe Million Euro nach München überwies.
Dardai kritisierte Kurt öffentlich
In Berlin entwickelte sich aber schnell ein kühles Verhältnis zwischen Kurt und dem damaligen Trainer Pal Dardai. Der hatte den talentierten Offensivspieler schnell auf dem Kieker und kritisierte ihn mehrfach öffentlich. Mal war es die Einstellung, die dem Ungar nicht gefiel, mal war es schlichtweg mangelnde Fitness, als Kurt offenbar zu viel wog.
Schließlich sollte ihn auch in Berlin dasselbe Schicksal wie in München ereilen. Er wurde aussortiert, dieses Mal mit lediglich vier Minuten Einsatzzeit in der Bundesliga.
„Ich wüsste nicht, was ich bereuen sollte“, erwiderte Kurt auf Fragen nach Fehlern, durch die er so tief fiel. „Mit dem Wechsel zum FC Bayern habe ich mir einen Traum erfüllt. Und dass ich es danach noch mal in der Bundesliga versuchen wollte, warum sollte ich das bereuen?“
Deutsche Trainer bei Karaman - Süper Lig als Ziel
Nachdem er einige Zeit in Herthas U23 verbracht hatte, wechselte er 2019 ablösefrei nach Österreich. In der zweiten österreichischen Liga machte er immerhin noch 13 Spiele, eine Verlängerung kam wegen einer Ausländerbeschränkung nicht zustande.
Nach einem Jahr der Vereinslosigkeit schloss er sich dann 2020 dem Regionalligisten Straelen an, ehe er ein Jahr später in die Slowakei zum FC Nitra wechselte, für den er bis Sommer 2021 spielte.
Der Schritt vom Jugend- in den Männerfußball sei nun einmal schwer, und es gehöre auch Glück dazu, rechtfertigt sich der heute 27-Jährige. Nun kickt er für Karaman FK, einen Klub, der letztes Jahr fast in den Amateur-Fußball abgestiegen wäre.
„Mit meiner Übernahme gelang uns trotz Transfersperre mit den deutschen Trainern Volkan Uluc und Julian Eckert der Klassenerhalt“, erzählt der stolze Ehrenpräsident Mehmet Ali Han bei transfermarkt.de und verkündet ambitionierte Ziele. „Aktuell sind wir Spitzenreiter in der 3. Liga und möchten mit deutschen Tugenden und türkischem Herzblut langfristig in die erste türkische Liga.“
Kurt: Wetter gut, alles gut?
Han, der auch als Ehrenpräsident für den Berliner AK tätig ist, erklärt die Vereinsstrategie: „Hierfür bringen wir unsere Erfahrungen aus Deutschland ein und versuchen derzeit, unseren Heimatverein nachhaltig im türkischen Profifußball zu etablieren. Hier zählen auch Transfers von deutsch-türkischen Talenten wie Sinan Kurt dazu.“
Mit neuem Stadion und einem geplanten multifunktionalen Trainingszentrum wolle man Spieler und Fachleute aus Deutschland für Karaman begeistern.
Kurt hat er schonmal begeistert - auch wenn das frühere Supertalent auch einen außersportlichen Grund für sein Engagement bei Karaman nennt. „Der Klub hat eine gute Ausstattung und gutes Wetter“, wird er auf den sozialen Medienkanälen des Vereins zitiert.
„Ich fühle mich gut. Ich werde hier härter arbeiten und zu meiner alten Stärke und Leistung zurückfinden.“ Vielleicht hilft das gute Wetter ja dabei.