Der ehemalige Bundesliga- und FIFA-Schiedsrichter Manuel Gräfe hat die angedachte Aufweichung der Altersgrenze für Spitzenreferees im deutschen Fußball süffisant kommentiert. „Natürlich“, sagte Gräfe in der OneFootball-Show, habe er diese Pläne „mit einem Schmunzeln vernommen.“
Gräfe spricht über Altersgrenze
Trotz einer Protestwelle aus der Bundesliga hatte Gräfe seine Schiedsrichterkarriere am Ende der Saison 2020/2021 nach 289 Einsätzen im Oberhaus beenden müssen, weil er die Altersgrenze von 47 Jahren erreicht hatte.
Gräfe bringt deswegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) wegen Altersdiskriminierung vor Gericht, die Verhandlung vor dem Landgericht Frankfurt/Main ist für den 16. November angesetzt.
Brych wäre erster Profiteur
Ende September hatte Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich eine Aufweichung der Regelung ins Gespräch gebracht. „Wenn jemand im Gesamtpaket alles mitbringt und die Voraussetzungen erfüllt, um auch darüber hinaus noch Schiedsrichter auf dem Feld zu sein, dann sollte man das auch berücksichtigen“, sagte Fröhlich der Sport Bild.
Erster Profiteur könnte Felix Brych werden, der mittlerweile 47 Jahre alt ist und nach derzeitigem Stand seine aktive Karriere am Saisonende beenden müsste. Gräfe wünscht sich, dass „diese Regelung aufgehoben wird. Für mich war der Leistungsgedanke immer der entscheidende Punkt: Die Besten sollen pfeifen“.
Gräfe: „Es ist keine Entwicklung zu sehen“
Am DFB lässt der 49-Jährige mehr als zwei Jahre nach seinem Ausscheiden kaum ein gutes Haar. Es gebe im Verband zwar "viele, die einen super Job machen. Bisweilen sitzen sie halt nur nicht an den 'richtigen Stellen', um grundlegend etwas zu verändern", sagte der Berliner.
Die Spitze des Schiedsrichterwesens um Fröhlich kritisierte Gräfe auch für die Umsetzung des Videobeweises. „Wenn man es nach fünf Jahren nicht hinbekommt, muss man sich hinterfragen. Und wie soll sich das Ganze ändern, wenn die Strukturen und das Personal gleich bleiben“, sagte der frühere FIFA-Schiedsrichter: „Es ist keine Entwicklung zu sehen, es sind zum Teil Basics bislang nicht vermittelt worden.“