Home>Fußball>

Lars Unnerstall über Schalke 04, DFB-Team, Marc-Andre er Stegen, FC Twente

Fußball>

Lars Unnerstall über Schalke 04, DFB-Team, Marc-Andre er Stegen, FC Twente

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Unnerstall: „Schalke war verrückte Zeit“

Lars Unnerstall hält im Tor des FC Twente gerade fast jeden Ball. Im SPORT1-Interview spricht der 31-Jährige über seine starken Leistungen, die Zeit bei Schalke 04 und die Situation im deutschen Tor.
Für Lars Unnerstall läuft es bei seinem Verein FC Twente Enschede aktuell sehr gut, jetzt äußert sich der 31-Jährige im Exklusivinterview über seine Zeit beim FC Schalke 04.
Lars Unnerstall hält im Tor des FC Twente gerade fast jeden Ball. Im SPORT1-Interview spricht der 31-Jährige über seine starken Leistungen, die Zeit bei Schalke 04 und die Situation im deutschen Tor.

Lars Unnerstall war gerade mal 21 Jahre alt, als er sein Profi-Debüt beim FC Schalke im Tor gab. Sein Trainer hieß damals Ralf Rangnick. Insgesamt stand Unnerstall 47 Mal für die Königslauen im Kasten. Die unumstrittene Nummer 1 wurde er aber nie.

{ "placeholderType": "MREC" }

Nach Engagements beim FC Aarau und bei Fortuna Düsseldorf fand er schließlich sein Glück in den Niederlanden. Aktuell spielt der 31-Jährige beim FC Twente eine überragende Saison.

Unnerstall ist drauf und dran, mit seinem Klub einen Platz im Europapokal zu ergattern. Die Leistungen sind so stark, dass einige Ex-Spieler und Trainer in den Niederlanden tatsächlich schon eine Einbürgerung ins Spiel brachten - natürlich nur im Spaß. Im SPORT1-Interview spricht Unnerstall über seine Form, Schalke und die Situation im deutschen Tor.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Herr Unnerstall, am Dienstag spielt die deutsche Nationalmannschaft gegen die Niederlande (ab 20.45 Uhr im LIVETICKER). Wie wichtig wird diese Partie für beide Nationen?

Lars Unnerstall: Die Niederlande gegen Deutschland, das ist natürlich ein großes, spannendes Spiel mit viel Prestige und Rivalität. Da steckt immer einiges drin. Ich werde mir das Spiel gerne im Fernsehen anschauen. Es spielen ja einige Jungs mit, mit denen ich noch in den Niederlanden oder in Deutschland zusammengespielt habe. Ich denke, dass es sicher eines der ersten schweren Spiele für Hansi Flick wird und es eine Richtung vorgeben kann, wo es für ihn und das Team hingeht mit Blick auf die WM. Bisher waren die acht Spiele unter ihm als Bundestrainer ja eher machbare Aufgaben. Jetzt muss die deutsche Elf ihr wahres Gesicht zeigen.

Einbürgerung in den Niederlanden?

SPORT1: Haben Sie eigentlich schon den Einbürgerungsantrag gestellt?

Unnerstall: (lacht) Nein. Es würde auch nicht klappen, denn ich glaube man muss fünf Jahre in den Niederlanden gearbeitet und gewohnt haben und das passt bei mir nicht. Ich habe nur zwei Jahre dort gewohnt.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Für viele Niederländer sind Sie schon der neue Oranje-Torwart. Wie stolz macht Sie das?

Unnerstall: Ich bin natürlich glücklich, dass meine Leistungen so anerkannt werden. Aber mir ist das dann schon etwas zu viel des Lobes. Ich stehe nicht gerne im Rampenlicht und mag es nicht, wenn in einem Team nur über einen Spieler gesprochen wird. Meine Leistungen sind sehr gut, okay, aber das liegt auch an meinen Vorderleuten, mit denen ich prima zusammenspiele. Die Jungs helfen mir und deshalb wird auch meine eigene Leistung besser.

SPORT1: Sie halten inzwischen auch die unhaltbaren Bälle. Wie kam es zu dieser Wandlung?

Unnerstall: Ich bin ein Stück weit erfahrener und gelassener als früher. Ich kann viele Aktionen im Spiel viel besser erkennen als früher. Ein junger Torwart kann so etwas gar nicht haben. Auch ein Grund für meine starken Leistungen ist, dass ich mich bei Twente komplett wohl fühle. Und wir wohnen wieder in Uffeln, der Heimat meiner Frau und mir. Wir haben zudem unser neues Haus bezogen und sind seit Juli glückliche Eltern eines Sohnes. Es ist einfach schön wieder im gewohnten Umfeld sein zu können. Das alles macht mich als Torwart so stark.

Unnerstall: „Das spricht für mich“

SPORT1: Sind Sie gerade in der Form Ihres Lebens?

Unnerstall: Schwierig zu sagen. Ich fand meine zwei Jahre in Venlo auch ziemlich gut, da habe ich ordentliche Leistungen gebracht. Deshalb wurde damals auch die PSV Eindhoven auf mich aufmerksam und holte mich. Momentan läuft es für unseren ganzen Verein hervorragend. Wir stehen in der Tabelle auf Platz vier mit nur einem Punkt Rückstand auf Rang drei. Natürlich ist es eine bärenstarke Statistik von mir mit neun Spielen zu null und insgesamt nur 20 Gegentoren. Das spricht für mich und für uns.

{ "placeholderType": "MREC" }

SPORT1: Schalke war Ihre erste Profistation, danach bei Fortuna Düsseldorf lief es nicht so wirklich rund. Seit 2017 spielen Sie in den Niederlanden und haben dort Ihr Glück gefunden. Wie blicken Sie denn zurück?

Unnerstall: Schalke kam für mich zu früh. In Düsseldorf hatte ich harte Konkurrenz mit Michael Rensing, es war keine leichte Zeit mit vielen Trainern. In den Niederlanden fühle ich mich einfach rundum wohl. Es macht großen Spaß. In der niederländischen Liga herrscht eine andere Atmosphäre als in Deutschland. Auch in den Vereinen selbst. Mir gefällt es einfach sehr gut dort. Ich habe nach meinem Abschied aus Deutschland alles richtig gemacht.

SPORT1: Warum hat es in Düsseldorf nicht so funktioniert?

Unnerstall: Ich hatte mit Michael Rensing namhafte Konkurrenz und es war nicht leicht an ihm vorbeizukommen. Woran es genau gelegen hat, kann ich nicht sagen, da müsste man nochmal mit dem einen oder anderen Trainer sprechen. Zu meiner Zeit gab es bei der Fortuna Taskin Aksay, Oliver Reck, Frank Kramer, Peter Hermann, Marco Kurz und Friedhelm Funkel.

SPORT1: Der Wechsel damals von der Fortuna nach Venlo war sportlich ein Schritt zurück, oder?

Unnerstall: Das stimmt. Aber diese Entscheidung hat mich zwei Schritte nach vorne gebracht. Venlo ist ein kleiner Verein, der gerade aufgestiegen ist und eigentlich gegen den Abstieg spielt. Aber so ein Schritt zurück zahlt sich dann irgendwann aus. Ich hätte auch irgendwo in Deutschland spielen können, hätte mehr Geld verdient, aber im Endeffekt dann nur auf der Bank gesessen. Das kann ich mit 35 machen, aber darauf hatte ich in meinem Alter keine Lust. Ich bin erst 31, das ist für einen Torwart kein Alter. Da kannst du ja auch mal bis 40 spielen, wenn der Körper mitmacht.

„Wiege schon seit meinem 18. Geburtstag 100 Kilo“

SPORT1: Wenn man sich Ihren Oberkörper so anschaut, dann muss die Frage gestellt werden: Wieviel ist Ihr Kampfgewicht?

Unnerstall: (lacht) Zwischen 104 und 105 Kilo. Aber ich wiege schon seit meinem 18. Geburtstag über 100 Kilo. Da bin ich auch nie wieder drunter gekommen. Doch ich pump mich nicht auf, mache nur sinnvolle Übungen für die Muskeln, die für mich als Profi wichtig sind. Ich mache das schon gezielt und nicht, weil ich sage: ‚Ich brauche jetzt dicke Oberarme‘.

SPORT1: Sie haben es schon gesagt. Schalke kam für Sie zu früh. Wie blicken Sie auf die Zeit bei den Königsblauen zurück?

Unnerstall: Ich bereue nichts. Ich war sechs Jahre auf Schalke. Das war eine richtig geile Zeit. Da waren tolle Spiele dabei, wenn ich nur an den Sieg beim Derby in Dortmund denke. Ich habe mit S04 in der Champions League und Europa League gespielt und das alles trägt dazu bei, dass ich jetzt diese Leistungen bei Twente bringen kann. Ich habe damals auf Schalke wertvolle Erfahrungen sammeln können.

SPORT1: Wie sehr haben Sie die Schalker in der 2. Liga noch im Blick?

Unnerstall: Ich schaue immer, wie Schalke gespielt hat. Die Tabelle der 2. Liga ist für mich jedes Wochenende interessant. Es läuft doch alles ganz ordentlich bei S04, sie sind oben dabei und können aufsteigen. Ich hoffe auf einen Schalker Aufstieg in dieser Saison. Der Verein gehört in die Bundesliga, da gibt es kein zwei Meinungen. Man will auch wieder ein Revierderby sehen, das war und ist das geilste Spiel in Deutschland.

SPORT1: Damals waren Sie ein junger Torwart, es war sicher keine leichte Zeit, oder?

Unnerstall: Schalke war eine verrückte Zeit. Ich war gerade mal ein, zwei Jahr bei den Profis dabei und plötzlich spielte ich in der Champions League. Dadurch, dass Schalke so ein großer Klub ist, bekam ich eine riesige Aufmerksamkeit. Egal, wo ich im Urlaub war, wurde ich von Schalke-Fans angesprochen. Das ist für einen jungen Profi spannend, aber auch belastend. Damit musste ich erstmal lernen umzugehen.

SPORT1: Wie schwer war das für Sie?

Unnerstall: Ich musste mich erstmal daran gewöhnen, überall, wo ich langgelaufen bin, erkannt und angesprochen zu werden. Das war schon extrem. Ich konnte nicht mal in Ruhe mit der Familie essen gehen.

SPORT1: Schalke sucht für die nächste Saison einen neuen Torwart. Gab es mal Kontakt?

Unnerstall: Nein. Da wird es auch keine Gespräche geben, denke ich. Ich fühle mich bei Twente pudelwohl und hoffe mit dem Klub auch international etwas zu erreichen. Vielleicht können wir ja die Europa-League-Qualifikation schaffen. Dann wäre es schwierig weg zu gehen.

Unnerstall: „..., wäre kein Traum“

SPORT1: Aber wäre es nicht doch nochmal ein Traum als Schalker Junge für S04 im Tor zu stehen?

Unnerstall: Wieder für Schalke zu spielen, wäre kein Traum. Ich muss keinem auf Schalke etwas beweisen oder dort noch etwas beenden, nur, weil das damals nicht so ganz glücklich auseinander ging. Ich hatte sechs schöne Jahre dort und damit ist es für mich auch in Ordnung.

SPORT1: Sie spielen also auch in der nächsten Saison bei Twente?

Unnerstall: Im Fußball sollte man nie nie sagen, aber davon gehen ich jetzt mal ganz stark aus.

SPORT1: Wie sehen Sie die Torwart-Situation in Deutschland? Manuel Neuer wird nicht mehr ewig im Tor stehen.

Unnerstall: Ter Stegen ist für mich der perfekte Nachfolger von Neuer. Auf ihn wird es wohl hinauslaufen. Kevin Trapp würde das sicher auch gut machen. Aber ich denke, dass ter Stegen die Nase vorne hat.

SPORT1: Wer ist aktuell Ihr Lieblings-Torwart in Deutschland?

Unnerstall: Manuel Neuer! Er ist mein Vorbild. Ich durfte auf Schalke zwei Jahre mit ihm zusammen trainieren. Das war der Wahnsinn. Er ist für mich einfach der beste Torwart der Welt. Man konnte damals schon sehen, dass es mal ziemlich weit nach oben geht für ihn. Und irgendwann war klar, dass er es bis zur Weltspitze schaffen wird.

SPORT1: Gibt es außer Kevin Trapp, Marc-Andre ter Stegen und Bernd Leno noch einen Torwart, der es Ihrer Meinung nach mal verdient hätte nominiert zu werden?

Unnerstall: Oliver Baumann. Er hätte es mal verdient dabei zu sein. Er hat jahrelang in Hoffenheim gute Leistungen gebracht. Das ist das Torwart-Problem in Deutschland. Hinter Manu gibt es so viele gute Torhüter, die um die Plätze hinter ihm kämpfen. Und so Jungs wie Olli müssen dann leider darauf warten, bis Manu in Rente geht.

SPORT1: Ihr Trainer damals in Eindhoven hieß Mark van Bommel. Er machte Sie zur Nummer 1. Doch dann kam Corona…

Unnerstall: Das war bitter. Am Anfang der Saison war es eine schwierige Situation. Doch die letzten fünf Spiele vor der Corona-Pause standen wir richtig gut da, mit fünf Siegen in Serie. Dann kam die Pause und die Saison wurde leider abgebrochen. Und leider wurde auch Mark entlassen. Der Trainerwechsel war nicht gut für mich.

SPORT1: Van Bommel war Trainer beim VfL Wolfsburg, wurde aber nach nur knapp drei Monaten wieder entlassen Fühlen Sie mit ihm?

Unnerstall: Na klar. Er ist ein guter Trainer und hat sich das sicher auch ganz anders vorgestellt. Das hat mir schon leidgetan. Ich denke, dass er in der Bundesliga nochmal eine Chance bekommt. Vielleicht war der VfL einfach nicht der richtige Klub für Mark.