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Markus Anfang: Strafe durch DFB-Sportgericht ein Witz - Kommentar von Christian Paschwitz

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Markus Anfang: Strafe durch DFB-Sportgericht ein Witz - Kommentar von Christian Paschwitz

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Die Strafe für Anfang ist ein Witz

Das DFB-Sportgericht lässt Impfbetrüger Markus Anfang viel zu glimpflich davonkommen - weil ein Fehlverhalten des Ex-Trainers in einer nie dagewesenen Dimension vorliegt. Ein Kommentar von Christian Paschwitz.
SPORT1-Redakteur Christian Paschwitz (v.) kann die milde Strafe des DFB-Sportgerichts für Markus Anfang nicht nachvollziehen
SPORT1-Redakteur Christian Paschwitz (v.) kann die milde Strafe des DFB-Sportgerichts für Markus Anfang nicht nachvollziehen
© SPORT1/Imago
Das DFB-Sportgericht lässt Impfbetrüger Markus Anfang viel zu glimpflich davonkommen - weil ein Fehlverhalten des Ex-Trainers in einer nie dagewesenen Dimension vorliegt. Ein Kommentar von Christian Paschwitz.

Markus Anfang ist ein Betrüger. Punkt. Und zwar einer von der wirklich üblen Sorte. Ausrufezeichen.

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Wer derart vorsätzlich seinen Impfstatus verschleiert, sich ein gefälschtes Dokument zum mannigfaltigen Missbrauch inklusive einkalkulierter Todesfolge besorgt und selbst nach seiner Entlarvung kaum einsichtig erscheint, der ist keineswegs bloß nicht mehr vermittelbar.

Er ist vielmehr ein Straftäter und gehört als Fußball-Trainer im Profifußball für immer aus dem Verkehr gezogen.

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Insofern ist die vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) verhängte Sperre von einem Jahr für den früheren Coach von Werder Bremen ein Treppenwitz.

Anfangs Vergehen wiegt schwer

Mancher nun mag an dieser Stelle kräftig dagegenhalten und mit einer zweiten Chance argumentieren, die doch jedermann erhalten sollte, somit auch Anfang.

Ebenso die Begriffe Resozialisierung und Wiedereingliederung in Gesellschaft und Arbeitswelt sind schnell bei der Hand.

Allein: In diesem besonderen Fall wiegen die Verfehlungen eben so besonders schwer angesichts von Betrug, Urkundenfälschung und bewusstem Hinters-Licht-Führen von Arbeitgeber, Vorgesetzten, Kollegen, Mitmenschen und Öffentlichkeit.

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Sicherlich: Andere zu belügen, zu hintergehen, zu täuschen - das gab es im Fußball schon immer und liegt auch in der Natur des menschlichen Wesens. Man denke allein nur an die vielen Wettskandale oder als Einzelperson auch zum Beispiel an Christoph Daum und dessen Kokain-Affäre.

Doch Anfang bewegt sich in einer neuen, bis dato unbekannten Dimension.

Wegen Pandemie: Betrug in einer anderen Dimension

Und umso absurder erscheint die hauptsächliche Begründung zur nun ersten sportrechtlichen Konsequenz, Anfang habe „durch sein Handeln in erheblichem Maße gegen die Vorbildfunktion als Trainer verstoßen“, wie der Vorsitzender des DFB-Sportgerichts Hans E. Lorenz ausführte.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Das hat Anfang zweifelsohne.

Doch vor allem hat der Ex-Trainer neben sich selbst - in einer Pandemie noch verwerflicher und moralisch kaum abgründiger - viele, viele andere Menschen gesundheitlich gefährdet, die sich in Anfangs Nähe in einem halbwegs sicheren 2G-Umfeld wähnten.

Noch einmal: Der 47-Jährige nahm sowohl die eigene Ansteckung und die seiner direkten Kontaktpersonen in Kauf als auch die Gefahr, dass Letztere das Virus ihrerseits weitertragen, dabei wiederum das Leben ihrer Liebsten riskierten.

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Wer wegen solcher Umstände einen Angehörigen an Corona verloren hat, dürfte dem besonders zustimmen. Exemplarisch erwähnt sei an dieser Stelle auch Anfangs Zutritt zu einer Karnevalsfeier in seiner Heimatstadt Köln.

All das verdient eine Bestrafung, die härter, weil auch abschreckender sein sollte als nun geschehen.

Völlig unverständlich dabei, dass die Richter im Hinblick auf Anfangs Geständnis - wohlgemerkt erst Wochen nach dem ersten Verdachtsmoment, als das Lügen- und Vertuschungskonstrukt nicht mehr aufrecht zu erhalten war - einen Teil der Sperre zur Bewährung aussetzten.

Staatsanwaltschaft ermittelt weiter gegen Anfang

Warum eigentlich? Um Anfang „die Möglichkeit zu geben, zur Saison 2022/2023 ein neues Engagement einzugehen“.

Wie bitte?! Fragezeichen, Ausrufezeichen - von einer lächerlich wirkenden Geldstrafe von einigen Zehntausend Euro einmal ganz abgesehen.

Immerhin ist die Sache für Anfang so ganz lapidar und strafrechtlich noch immer nicht vom Tisch, weil die Staatsanwaltschaft weiterhin gegen ihn ermittelt, er sich wünschenswerterweise dann auch noch vor Gericht verantworten könnte.

So oder so: Es bleibt zu hoffen, dass kein Verein der Versuchung erliegt, Anfang jemals wieder als Fußball-Lehrer oder in vergleichbarer Position anzustellen.