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DFB: Neue Regeln für den Kinderfußball

Die Revolution des Kinderfußballs

Der DFB-Bundesjugendtag spricht sich für neue Spielformen im Kinderfußball aus. SPORT1 zeigt, welche Änderungen es künftig geben soll.
Für die jüngsten Fußballerinnen und Fußballer wird es künftig neue Spielformen geben
Für die jüngsten Fußballerinnen und Fußballer wird es künftig neue Spielformen geben
© Imago
Der DFB-Bundesjugendtag spricht sich für neue Spielformen im Kinderfußball aus. SPORT1 zeigt, welche Änderungen es künftig geben soll.

Ab der Saison 2024/2025 sollen bundesweit neue Regeln und Spielformen für den Kinderfußball gelten.

Dafür hat sich der DFB-Bundesjugendtag einstimmig ausgesprochen. Ein offizieller Beschluss dazu soll durch den DFB-Bundestag am 11. März erfolgen.

Vorausgegangen war eine zweijährige Pilotphase, an der sich alle 21 Landesverbände beteiligt haben. Die Einführung der neuen Spielformen soll nun etappenweise erfolgen, ehe die neuen Regelungen ab Sommer 2024 in ganz Deutschland greifen sollen. Die Spieländerungen beziehen sich hierbei auf die Altersklassen sechs bis elf (G-E-Jugend).

Damit folgt das, was DFB-Manager Oliver Bierhoff bereits 2020 ankündigte. Der heute 53-Jährige sagte beim parlamentarischen Abend des DFB: „Wir müssen mutige Schritte gehen. Das erfordert ein Umdenken an der Basis. Wir müssen neue Spielformen einführen, mit Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei-Elementen. Wir müssen bei Spielern auch wieder Bolzplatzmentalität fördern. Wir sind bei der Jugendarbeit sehr deutsch. Alles ist klar organisiert.“

Bierhoff weiter: „Dadurch kommen ab und zu die Freiheiten des Einzelnen nicht so auf den Platz. Wenn wir das machen, dann können wir in zehn bis 20 Jahren auch wieder solche Erfolge erwarten, wie 2014″

Kleinere Teams, mehr Tore

Die neue Spielform unterscheidet sich je nach Altersklasse, Meisterschaftsrunden werden teilweise komplett abgeschafft. Das Spiel in der G-Jugend (U6/U7) sieht in Zukunft so aus, dass es anstatt zwei Toren insgesamt vier Mini-Tore gibt.

Im Modus Zwei-gegen-Zwei oder Drei-gegen-Drei muss jedes Team somit zwei Tore verteidigen. Treffer dürfen beim Zwei-gegen-Zwei erst ab der Mittellinie und beim Drei-gegen-Drei erst ab einer sogenannten Sechs-Meter-Schusszone erzielt werden. Einen Torwart gibt es nicht.

In der F-Jugend (U8/U9) wird entweder im Drei-gegen-Drei oder im Fünf-gegen-Fünf Modus gespielt. Während beim Drei-gegen-Drei die gleichen Regeln wie in der G-Jugend gelten, wird beim Fünf-gegen-Fünf optional auf vier Mini-Tore (ohne Torwart) oder zwei Kleinfeldtore (mit Torwart) gespielt. Die Spielzeit soll zweimal zwölf Minuten betragen.

Für die Altersklasse der E-Jugend (U10/U11) wird im Fünf-gegen-Fünf oder optional im Sieben-gegen-Sieben-Modus auf Kleinfeldtore gespielt.

Kindgerechter Fußball ohne Kopfbälle

Der DFB verweist auf seiner Website darauf, dass es eine „kindgerechte“ Art sei, Fußball zu spielen. Es biete den Kindern die Möglichkeit, auf viel Zeit mit dem Ball und viele Erfolgserlebnisse durch Tore zu kommen. Damit soll der Entwicklung entgegengewirkt werden, wonach Kinder immer früher mit Regeln und Taktik in Berührung kommen.

Für den DFB stellt sich die Frage nach „dem echten Fußball“ nicht. „Fußball heißt: zwei Mannschaften, Tore und ein Ball. In diesem Fall sind es bis zu den E-Junior*innen vier Tore. Was macht den Fußball aus? Spiel, Spaß, Tore - genau das wird mit dem neuen System gefördert“, heißt es auf der Website des DFB.

Ein Befürworter von dieser Idee dürfte auch Markus Feulner sein. Der ehemalige Spieler des FC Bayern äußerte sich kürzlich im Interview mit SPORT1 über die Jugendarbeit im deutschen Fußball.

„Wir müssen überlegen, ob wir alles bereits in der Jugend auf den Erfolg optimieren“, sagte der frühere Bayern-Profi. „Oder ob wir ausbilden wollen. Jungs, die unabhängig vom Erfolg kicken sollen, bilde ich auch gerne aus. Aber wenn ich schon in der U14 oder U15 den absoluten Erfolg haben möchte, dann muss man sich die elf Besten holen - manchmal zulasten der eigentlichen Ausbildung der Spieler. Die Frage ist doch, wie sinnvoll überregionale Transfers bereits in teilweise jungen Jahren sind. Zu meiner Zeit war es so, dass die meisten Spieler aus München oder Umgebung kamen.“

Ebenfalls fast ausgeschlossen werden sollen Kopfbälle. Durch die Verkleinerung des Feldes und dem Ersatz des „Eindribbelns“ für Abstöße und Einwürfe soll das Kopfballspiel auf ein Minimum reduziert werden. Durch Verbote soll das Kopfballspiel aber nicht reglementiert werden.

England als Vorreiter

Prof. Dr. Claus Reinsberger, Lehrstuhlinhaber für Sportmedizin an der Universität Paderborn, der in der medizinischen Kommission des DFB das Fachthema „Kopfverletzungen beim Fußball“ betreut, erklärt: „Wir wollen im Nachwuchsbereich achtsamer mit den Auswirkungen des Kopfballspiels umgehen. Neuere Befunde geben uns hierzu Anlass. Wir setzen dabei gezielt auf nachhaltige Wirkung statt auf kurzfristige Verbote. Dass die Kleinfeld-Spielformen die Zahl der Kopfbälle für Kinder deutlich reduzieren, begrüßen wir aus medizinischer Sicht ausdrücklich.“

In England läuft bereits jetzt ein Pilotprojekt für Kinderfußball ohne Kopfbälle.