Die Avenue de Grande Bretagne in Monaco ist umgeben von Luxus-Boutiquen und Palmen. In der winterlichen Sonne im stinkreichen Fürstentum glänzt sogar der Asphalt der Straße, als wären kleine Diamanten am Boden angebracht.
„Was die Bayern machen, ist unglaublich“
Hier, wo der Kaufpreis pro Quadratmeter bei 100.000 Euro liegt, lebt und arbeitet Mino Raiola, der mächtigste Spielerberater der Welt. Im sechsten Stock eines Hochhauses hat der 54 Jahre alte Star-Agent sein Büro.
SPORT1 hat den Italo-Holländer in Monaco, wo er nun schon seit 21 Jahren lebt, exklusiv besucht. Offen wie nie spricht der schillernde Berater über sein Leben, seinen Aufstieg und seine Starspieler. In Raiolas Büro hängen die Trikots seiner Klienten, die von Erling Haaland, Paul Pogba, Matthijs de Ligt, Gianluigi Donnarumma und Zlatan Ibrahimovic, teure Kunstgemälde von Andy Warhol - und Filmplakate von James Bond.
„Ich liebe Bond“, sagt Raiola, um sich im gleichen Atemzug fürchterlich aufzuregen. „Was war das bitte für ein bescheuertes Ende im letzten Film? Ich habe schon überlegt, ob ich zu denen fahre und das Büro in die Luft sprenge. Was soll das?“
Das knapp zweistündige Interview hält Raiola auf Deutsch. Er spricht zudem Italienisch, Holländisch, Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch. Die exklusiven Bilder vom Besuch in Monaco heute Abend um 19.30 Uhr in den SPORT1 News im TV & Stream.
SPORT1: Herr Raiola, erzählen Sie unseren Lesern bitte, wie man die perfekte Pizza macht?
Raiola: Die Geschichte vom Pizzabäcker (lacht). Alle behaupten, dass ich Pizzabäcker bin. Wissen Sie was? Ich habe nicht eine einzige Pizza in meinem Leben gemacht. Ich weiß nicht mal, wie das geht. Aber ich habe viele Pizzen im Restaurant meiner Eltern an die Gäste gebracht. Das Restaurant meiner Eltern war die Schule meines Lebens.
SPORT1: Stört Sie das Pizzabäcker-Image?
Raiola: Überhaupt nicht. Ich mache mir sogar einen Spaß draus. Wissen Sie eigentlich, wie das kam?
SPORT1: Erzählen Sie es uns bitte.
Raiola: Ich hatte damals einen Riesen-Streit mit Sinisa Mihajlovic, der bei Inter Mailand spielte. Mein Junge, Zlatan Ibrahimovic, spielte bei AC Milan. Nach einem Derby hat Mihajlovic dummes Zeug über Zlatan erzählt und wenn jemand meine Spieler attackiert, dann ist es auch eine Attacke gegen mich. Ich habe also losgepoltert. Mihajlovic meinte daraufhin: „Was will der Pizzabäcker?“ So ist das entstanden.
SPORT1: Sie sind in Italien geboren, aber mit Ihren Eltern in den Niederlanden aufgewachsen. Wie war Ihre Kindheit?
Raiola: Ich bin in Salerno geboren und als ich ein Jahr alt war, sind meine Eltern mit uns nach Holland ausgewandert. Die Familie meiner Mutter war bereits in Haarlem. Meine Familie hat immer sehr hart gearbeitet und früher schon in Fabriken geschuftet. Mein Vater ist gelernter Mechaniker. Als meine Eltern das erste Geld zusammen hatten, haben sie ein italienisches Restaurant eröffnet. Die Holländer kannten Pizza und Spaghetti damals noch nicht. Es war ein Erfolg. Später kamen ein Café, ein großes Hotel und mehrere Restaurants dazu. Uns gehörten irgendwann sieben Läden. Der ganze Marktplatz in Haarlem war in unserer Hand. Mein Vater war von morgens bis abends am Arbeiten und konnte nicht bei mir sein. Also entschied ich mich, dass ich bei ihm bin. So habe ich ihm geholfen beim Teller waschen, aufräumen, putzen, bedienen.
SPORT1: Wie alt waren Sie da?
Raiola: Als ältester Sohn war klar, dass ich meinem Vater helfe. Ich wollte ihn immer stolz machen. Mit elf oder zwölf habe ich im Restaurant angefangen. Ich habe meinem Vater später auch bei dem ganzen Papierkram geholfen, weil ich besser holländisch sprach als er. Behördengänge, Bankaufträge, Steuersachen - alles habe ich gemacht. Dadurch wurde ich schnell erwachsen. Im Restaurant bin ich mit vielen Leuten aus unterschiedlichen Schichten in Kontakt gekommen. Banker kamen zu uns, der Bürgermeister von Haarlem, aber auch normale Leute. Eines Tages kam der Präsident vom damaligen Zweitligisten FC Haarlem zu uns. Ich kannte ihn, weil ich dort in der Jugend spielte.
Star-Berater Raiola: „Ich startete mit 19, 20 als Sportdirektor“
SPORT1: Auf welcher Position haben Sie gespielt?
Raiola: Im Mittelfeld, ich trug die Nummer 10. Aber ich war zu ballverliebt. Ich sage immer: Ich hätte zu Real Madrid gehen können, aber ein kleines Detail fehlte: Sie wollten mich nicht haben (lacht). Zurück zum Präsidenten von Haarlem: Er kam immer zu uns und ich habe ihm als junger Kerl, der frech war und eine große Klappe hatte, meine Meinung gegeigt: Was machen Sie denn da für eine Scheiße? Wie konnten Sie denn diesen Spieler holen? Wieso dies? Wieso das? Ich habe manchmal das Catering für den VIP-Bereich organisiert und nach einem enttäuschten Spiel wieder mal gemeckert. Dann meinte der Präsident zu mir: „Weißt du was, du weißt doch alles besser, mach du das doch einfach!“ Mit meiner Antwort hat er sicher nicht gerechnet.
SPORT1: Wie lautete die?
Raiola: Ich habe sofort gesagt: Wann soll ich anfangen? Und so ging es los. Ich startete mit 19 oder 20 als Sportdirektor und habe den Spielern damals schon so gute Verträge gemacht, dass es eher zum Nachteil für den Verein war (lacht). Irgendwann habe ich mich dann selbstständig gemacht und als Berater aufgestellt. Die Spieler wollten alle zu mir.
SPORT1: Welcher war Ihr erster größerer Transfer?
Raiola: Ich habe Bryan Roy 1992 von Amsterdam zu Foggia gebracht. Damals war die Serie A wie die Premier League heute. Alle wollten nach Italien. Danach habe ich Marciano Vink zu Genua gemacht sowie Wim Jonk und Dennis Bergkamp zu Inter.
„Ein Transfer kann das Leben eines Spielers komplett auf den Kopf stellen“
SPORT1: Auf welchen Transfer sind Sie heute besonders stolz?
Raiola: Das ist schwer zu beantworten. Jeder Transfer macht mich irgendwie stolz. Transfers sind wie ein Spiel für mich. Ich gehe in jede Verhandlung, als wäre es ein Champions-League-Finale, weil ich mir der Verantwortung für meine Spieler bewusst bin. Ich weiß, wie wichtig das für einen Spieler ist. Ein Transfer kann das Leben eines Spielers komplett auf den Kopf stellen. Deshalb sind die kleinen Transfers vielleicht sogar wichtiger für mich, weil sie mehr Einfluss auf die Karriere eines Spielers haben. Aber was bei mir immer der Fall ist: Ich bin immer unzufrieden. Wenn ich aus einem Gespräch rausgehe, denke ich immer: Hätte ich das lieber mal so oder so gemacht.
SPORT1: Transfers in der Größenordnung von 60 bis 70 Millionen Euro sind bei Ihnen keine Seltenheit. Da sind Sie auch noch unzufrieden?
Raiola: Ich gehe immer mit diesem komischen Gefühl raus: Mehr geht immer. Aber wissen sie, was ich in all den Jahren gelernt habe: Es ist nicht wichtig, einen Gast im Restaurant ein einziges Mal zu bedienen. Du musst dafür sorgen, dass der Gast öfter kommt. Immer und immer wieder. So ist das auch mit den Spielern. Ich will den Spielern helfen. Sie müssen stolz auf mich sein. Ich will das Beste für sie. Sind sie glücklich, bin ich es auch. Sie müssen fühlen, dass ich etwas für ihre Karriere gemacht habe. Ich will der Beste sein, nicht der Größte. Schauen Sie, ich habe eine kleine, aber feine Agentur, wir sind nur zu fünft hier. Es ist quasi ein Familienbetrieb. Mein Neffe Vincenzo arbeitet hier nebenan. Ich habe immer das Credo verfolgt. Wie würde ich handeln, wenn der Spieler mein Sohn wäre? Für meine Söhne will ich schließlich nur das Beste.
SPORT1: Wie viele Kinder haben Sie?
Raiola: Meine Frau sagt immer: vielleicht hast du mehrere (lacht), aber ich habe zwei Söhne, der eine ist 17 und der andere ist 23. Sie haben beide in London studiert. Der ältere, Mario, ist jetzt fertig und hilft mir ein bisschen.
Raiola mit Ansage an Zlatan Ibrahimovic
SPORT1: Ich habe vor kurzem in Armenien bei einem Länderspiel ihren Spieler Henrikh Mkhitaryan zum Interview getroffen. Er hat sie als besten Freund bezeichnet. Sie seien aber auch ehrlich, streng und würden ihm nach schlechten Spielen die Meinung geigen.
Raiola: Ich bin der Meinung, dass nur Ehrlichkeit dir weiterhilft. Ich will aber auch, dass die Spieler ehrlich zu mir sind. Wir müssen einander vertrauen. Du darfst nicht Angst haben, dass du deine Spieler verlierst. Ich weiß, dass viele Agenten Angst davor haben, dass ihre Spieler abgeworben werden. Die Spieler werden zu oft als Produkte angesehen, aber das sind auch nur Menschen mit Herz und Seele. Die Chemie zwischen Berater und Spieler muss stimmen. Du musst auf sie eingehen. Wenn die Spieler merken, dass du ehrlich bist und ihnen nicht Honig um den Mund schmierst, ist das besser. Ich habe sehr viel gelernt von meinen Spielern. In den letzten 25 Jahren habe ich fast jedes Jahr einen großen Transfer gemacht. Was ich beim einen lerne, nehme ich zum anderen mit. So wurde ich immer besser. Ich habe Ibra damals bei Juventus klipp und klar gesagt: „Junge, schau dir den Pavel Nedved an, der ist viel besser als du. Du musst mehr trainieren.“ Er hat das nicht geglaubt und nur gesagt: „Ja, ja, der Nedved. Lass den mal machen!“ Irgendwann hat er gemerkt, dass ich recht habe und im Training losgelegt. Jetzt sagen alle: „Schaut euch den Zlatan an, wie er trainiert.“
SPORT1: Was bedeutet Geld für Sie?
Raiola: Geld war nie mein Antrieb. Ich wollte immer der Beste sein. Ich wollte meine Familie stolz machen. Wir sind als Ausländer nach Holland gekommen und mussten uns den Respekt der Leute in Haarlem erarbeiten. Das haben wir nur durch Fleiß und Ehrgeiz geschafft. Ich sage immer: Geld ist das Resultat von guter Arbeit. Ich weiß aber auch, dass ich das große Glück habe, in einer Industrie zu arbeiten, in die immer mehr Geld reinkam. Es gibt Menschen, die genauso hart arbeiten wie ich, aber die eben nicht in diesem Geschäft arbeiten. Am Anfang habe ich immer gedacht: Geld ist wichtig, du musst das Maximum rausholen. Das waren die schlimmsten Transfers. Dann habe ich verstanden, dass es um Qualität geht. Dann kommt das Geld von ganz alleine.
SPORT1: Wie viel Geld haben Sie?
Raiola: Mehr als ich immer gehofft oder mir erträumt habe. Genug für mein Leben und das für meine Kinder.
SPORT1: Sie sind für Ihr Verhandlungsgeschick gefürchtet, teilweise sogar von manchen Sportdirektoren verhasst. Verraten Sie uns Ihre Strategie?
Raiola: Ich in bereit, für meine Spieler in den Krieg zu ziehen. Ich bin bereit, alles für sie zu machen. So wie für meine Söhne. Die Sportdirektoren hassen mich? Wieso? Ich saß jedenfalls noch nie mit einer Waffe auf dem Tisch bei Verhandlungen. Ich weiß einfach sehr gut, welchen Wert meine Spieler haben und was die Vereine brauchen. Wenn die mich hassen, dann ist es das größte Kompliment für mich. Dann mache ich etwas gut. Wenn sie sagen würden „Gut, dass der Raiola den Spieler berät, dann wird es einfach für uns“, hätte ich ein Problem.
SPORT1: Welche Verhandlungen sind die schwierigsten?
Raiola: Die, bei denen die Ahnungslosen am Tisch sitzen, die nichts vom Geschäft verstehen. Was ist schwieriger: Gegen Ronaldo zu spielen oder gegen jemanden, der am Ball nichts kann? Spaß macht es erst, wenn dein Gegenüber auch etwas von dem Geschäft versteht. Eine Verhandlung geht niemals über eine Woche. Die großen Deals werden ein oder zwei Jahre im Vorfeld sorgfältig vorbereitet.
„Wir können mit einem Spieler wie Erling Haaland den Markt beeinflussen“
SPORT1: So wie der künftige Transfer von Erling Haaland. Im Frühjahr sind Sie quer durch Europa geflogen und haben sich mit den Verantwortlichen vieler Vereine getroffen.
Raiola: Wir sind seit zwei Jahren am Denken, Tun und Machen. Wir haben klare Vorstellungen, wohin es mal für Erling gehen soll und schauen natürlich, was der Markt hergibt. Ich wäre ein schlechter Berater, wenn ich das nicht tun würde. Wir können mit einem Spieler wie Erl den Markt beeinflussen. Nicht der Markt beeinflusst uns. Das wissen wir. Mit meinen Spielern habe ich den Transfermarkt verändert. Wir Berater haben ein zweites Spiel neben dem Fußball kreiert: Das ist der Calciomercato (italienisch für Transfermarkt). Mittlerweile reden wir zwei Tage in der Woche über ein Spiel und fünf Tage über Transfers. Vielleicht hassen mich die Sportchefs. Ich selbst hasse niemanden. Ich mache einfach meinen Job. Und dabei gehe ich gerne über Grenzen.
SPORT: Keine Sorge, dass Sie es sich mit einem Verein verscherzen?
Raiola: Warum? Die Vereine brauchen mich doch. Ich bringe ihnen ja die Spieler. Ich gehe mit Respekt in jede Verhandlung. Ich nehme Hans-Joachim Watzke als Beispiel: Wir hatten Streit, richtig dicken Streit. Aber trotzdem respektieren wir uns. Wieso sollen wir uns nicht streiten dürfen? Ich würde Watzke sogar als großen Freund bezeichnen. Und das sage ich nicht oft. Wenn wir verhandeln und streiten, hat das nichts mit dem Persönlichen zu tun. Ich schätze ihn sehr. Er tut das Beste für seinen Verein und ich für meine Spieler.
SPORT1: Sie haben mal gesagt, dass in der Bundesliga „Nichtskönner“ verhandeln.
Raiola: Das habe ich gesagt? Wirklich?
SPORT1: Im Jahr 2016 haben Sie dem Magazin 11Freunde ein Interview gegeben, da fiel dieser Satz.
Raiola: Verrückt, was ich manchmal für Dinge sage. Die Qualität in Deutschland ist wirklich besser geworden. Schauen sie, die Bundesliga wird weltweit bewundert. Die Stadien sind voll, sie sind ein gutes Beispiel für viele Länder. In Holland sieht man die Bundesliga als Vorbild. Die Qualität ist sehr hoch, die jungen Spieler gehen dahin, weil sie sich entwickeln können. Früher war der deutsche Fußball nur: rennen und kämpfen. Jetzt wird gespielt und gezaubert. Schauen Sie sich Spieler wie Florian Wirtz oder Jamal Musiala an, das ist großartig. Deutschland hat zudem viele große Trainer wie Ralf Rangnick, Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel hervorgebracht. Das ist auf die deutsche Mentalität zurückzuführen. Auch die technischen Direktoren sind besser geworden.
SPORT1: Mit welchem Sportchef aus der Bundesliga verhandeln Sie am liebsten?
Raiola: Ich mag die deutsche Art. Sie kommt mir selbst am nächsten. Ich bin sehr deutsch. Ich habe mir das Beste von den Italienern und den Holländern abgeschaut. Das sind ja zwei gegenseitige Charaktere. Ich bin sehr ordentlich und diszipliniert. Die deutsche Manier liegt mir. Mit Max Eberl verhandle ich gerne. Er ist ein super Manager. Aber auch Bayern München ist natürlich gut aufgestellt. Ein Verein auf Weltniveau. Was die Bayern im Vergleich zu anderen Vereinen mit ihrem Budget machen, ist unglaublich. Davor kannst du nur Respekt haben. Die Professionalität ist in den letzten 15 Jahren enorm gestiegen.
Raiola: BVB-Sportchef Zorc „muss mich gehasst haben“
SPORT1: Sie haben sich oft mit Michael Zorc gestritten. Der BVB-Sportchef hat für Sie aber kürzlich eine Lanze gebrochen und in einem WDR-Podcast gesagt, dass sie ein guter Typ sind, der vor allem hochprofessionell arbeitet.
Raiola: Ich versuche es zumindest. Ich liebe Argumente. Ich liebe es, wenn ich mir eine Strategie zurechtlege und meinen Gegenüber damit überwinde. Sie werden mich nie in einem Anzug mit Krawatte sehen. Das bin nicht ich. Ich bin dick und klein. Die Leute haben mich lange unterschätzt und gesagt: „Wie sieht der denn aus? Der kann sich nicht mal richtig anziehen.“ Das war meine Chance. Jetzt hat jeder Respekt vor mir - auch ein Watzke. Was ich an ihm bewundere: Er hat eine Leidenschaft. Die Leidenschaft, die er für Dortmund hat, habe ich auch für meine Spieler. Natürlich werden sich unsere Interessen niemals decken. Wir hatten mal einen heftigen Streit wegen Henrikh Mkhitaryan.
SPORT1: Sie sollen einen Stuhl durch Watzkes Büro getreten haben.
Raiola: Ich habe viele Fehler gemacht in meinem Leben. Ich bin wirklich weit davon entfernt, perfekt zu sein. Ich kann sehr laut werden, wenn es gegen meine Jungs geht. Ich hatte eine sehr schlechte Beziehung zu Zorc, wirklich sehr schlecht. Er muss mich wirklich gehasst haben. Ich hätte nie gedacht, dass aus Hass Freundschaft wird. Er hat meinen maximalen Respekt. Er verteidigt seinen Verein bis aufs Blut. Die Verhandlungen mit ihm waren hartnäckig. Aber es ist Zorcs Verdienst, dass Erling heute beim BVB spielt.
SPORT1: Wie hat Zorc das geschafft?
Raiola: Ich bin Auto-Fan. Wenn Sie die Wahl zwischen einem Mercedes S63 AMG oder einem Audi RS6 haben, ist das schwierig, oder? Beides sind gute Autos. Vor der Entscheidung stand Erling damals. Und Zorc hat die Vorteile seines S63 AMG gegenüber dem RS6 klar aufgezeigt. Er hat den Verein in einer Art und Weise verkauft, sodass Erling meinte: „Da sehe ich mich. Hier kann ich mich entwickeln.“ Der BVB hat sich enorm entwickelt. Er kann ein Beispiel sein für die internationale Fußballwelt. Die Dortmunder holen absolute Supertalente. Sie hatten damals die Eier, jemanden wie Erling zu holen, der noch recht unbekannt ist, aber trotzdem viel Geld kostet. Haaland, Bellingham, Sancho, das sind große Investitionen, die sich lohnen. Hätten Sie ein Jahr gezögert, hätten sie diese Spieler niemals holen können. Jetzt schaut jeder anerkennend nach Dortmund und sagt: „Die machen es richtig.“ Die deutsche Bundesliga ist nicht gerade für ihre hohen Gehälter berühmt, aber dafür, dass sie die besten Talente holen.