Im zweiten Anlauf soll es also so weit sein.
Rangnick rüttelt am eigenen Dogma
Bereits im Herbst 2019 war John Murtough, der technische Direktor von Manchester United, nach Leipzig gereist, um sich mit Ralf Rangnick zu treffen.
Murtough soll sich laut The Athletic acht Stunden lang mit dem damaligen RB-Manager getroffen haben und mit überaus positivem Eindruck zurück nach Manchester geflogen sein.
Der United-Manager habe einen „hyperenergetischen Fußballperfektionisten getroffen, der von jedem noch so kleinen Detail besessen ist.“ Am Ende kam der erwartete Anruf aus dem Old Trafford jedoch nicht - und statt Rangnick saß Ole Gunnar Solskjaer auf der United-Bank.
Dass sich Rangnick jetzt doch noch nach Manchester aufmacht, ist zwar noch nicht ausgemacht, gilt aber als wahrscheinlich. Nach SPORT1-Informationen ist der Deutsche kurz davor, die Red Devils zu übernehmen. Der 63-Jährige hat zwar einen Vertrag mit Lokomotive Moskau, wo er als Sport- und Entwicklungschef tätig ist, doch daran soll es angeblich nicht scheitern.
Rangnick verzichtet auf Chelsea-Job
Die Frage, die sich vielmehr stellt: Wie kam es zum Meinungsumschwung bei Rangnick? Bei seinen Stationen in Hoffenheim und Leipzig war es Rangnick wichtig, die Fäden in der Hand zu halten.
Nach seiner Zeit in Leipzig verhandelte der „Fußballprofessor“ mit verschiedenen Klubs, unter anderem mit dem FC Schalke und dem AC Mailand - doch zu einer Einigung kam es nie. Noch im vergangenen Winter, als der FC Chelsea einen Nachfolger für Frank Lampard suchte, hatte der Fußballlehrer sein Dogma geäußert: Die ganze Macht – oder gar nichts.
Im konkreten Fall hatten die Blues damals kurzfristig nach einem Nachfolger für Frank Lampard gesucht – ähnlich wie es United gerade beim geschassten Solskjaer tut. Einer, der den Laden schnell in Griff bekommt und die Mannschaft bis zum Saisonende möglichst wieder in obere Gefilde führt.
Die Chelsea-Anfrage lehnte Rangnick also ab. „Ich bin kein Interimscoach“, sagte er damals: „Für die Medien und Spieler wäre ich der Vier-Monate-Trainer.“
Lineker gratuliert schon
Weil die Blues dem deutschen Coach weder die komplette Macht noch einen längerfristigen Vertrag zusicherten, verzichtete Rangnick damals, woraufhin sein Landsmann Thomas Tuchel an der Stamford Bridge anheuerte.
Zehn Monate später willigt Rangnick nun offenbar bei Manchester United ein – obwohl er erneut den Platzhalter spielen soll. Denn geplant ist, dass er die (bislang missratene) Saison auf einem Champions-League-Rang zu Ende bringen soll, um den Stuhl danach wieder freizumachen. Anschließend soll der Schwabe aber in beratender Funktion bleiben.
Muss Ronaldo auf die Bank?
Ob Cristiano Ronaldo der gleichen Meinung wie Lineker ist, darf aktuell noch bezweifelt werden.
Den portugiesischen Superstar in Einklang mit Rangnicks radikalem Pressingsystem zu bringen, dürfte ein Ding der Unmöglichkeit sein.
Zumal sich Rangnick schon 2016 nicht besonders euphorisch über Ronaldo äußerte. Auf die Frage der Nachrichtenagentur AFP, ob er eher Lionel Messi oder Ronaldo verpflichten würde, antwortete Rangnick damals noch als Sportdirektor von RB Leipzig, sie seien beide „zu alt.“
Wird sich Ronaldo demnächst also auf der Bank wiederfinden? Dieses Schreckensgespenst für CR7 wird in den englischen Medien thematisiert, je näher Rangnicks Wechsel nach Old Trafford kommt.
Da das Spiel des fünfmalige Gewinners des Ballon d‘Or Rangnicks Pressing-Idee widerspricht, könne Edinson Cavani neben Bruno Fernandes künftig im United-Sturm auflaufen.
Bessere Zeiten für Sancho?
Für Jadon Sancho könnten dagegen wieder bessere Zeiten anbrechen. Unter Lucien Favre hatte der damalige BVB-Youngster ein ausgezeichnetes Pressingverständnis bewiesen, was ihm bald den Vorzug vor Mason Greenwood und Marcus Rashford bringen könnte.
Am kommenden Sonntag tritt Manchester United beim FC Chelsea an - in jedem Fall noch ohne Rangnick, der auf die Schnelle noch keine Arbeitserlaubnis erhält.
Für Ronaldo die vorerst letzte Gelegenheit, sein Können auf dem Platz zu zeigen? Ob es wirklich so weit kommt, darf zumindest bezweifelt werden.
Wie das mit Ronaldo und Rangnick klappen würde - das jedoch wird eine ganz spannende Frage, wenn der Deutsche wirklich die Red Devils übernimmt.