Hooligan-Überfall, verletzte Fans, 75 Festnahmen durch die Polizei und eine Niederlage: Union Berlin hat eine Europapokal-Reise zum Vergessen erlebt.
Gewalt gegen Union-Fans: Polizei wehrt sich
Das Team von Urs Fischer unterlag in der Conference League bei Feyenoord Rotterdam am Donnerstag unglücklich 1:3 (1:2) und steht mit zwei Niederlagen aus drei Spielen in der Gruppe E gewaltig unter Druck.
Alireza Jahanbakhsh (11.), Bryan Linssen (29.) und Luis Sinisterra (76.) brachten das berüchtigte Stadion „De Kuip“ zum Beben und verschafften dem Tabellenführer mit nun sieben Punkten eine glänzende Ausgangslage für das Rückspiel in 14 Tagen in der Alten Försterei.
Für Union, das zuletzt viermal in Folge gewonnen hatte, reichte es durch Taiwo Awoniyi (35.) nur zum zwischenzeitlichen Anschlusstor.
„Es gab einen äußerst harten Polizeieinsatz“
Bereits Einlass kam es zudem zu massiven Problemen für Hunderte Union-Fans - am Ende wurden auch 75 Anhänger in Polizeigewahrsam genommen.
„Es gab einen äußerst harten Polizeieinsatz mit mehreren Verletzten“, sagte Pressesprecher Christian Arbeit. Der „Eiserne Hilfe“-Vorsitzende Andreas Lattemann berichtete von „gezielten Angriffen auf Köpfe der Beteiligten“ sowie den „Einsatz von Schlagstöcken und Hunden. Mehrere Personen wurden gebissen, haben Platzwunden oder sind im Krankenhaus.“
Anderen Informationen zufolge sollen Verhaftete in einem Polizei-Wagen zudem geschlagen und bespuckt worden sein.
Vor Anpfiff waren offenbar bereits Hunderte Union-Fans nicht ins Stadion gelassen worden, die wegen der Wetterkapriolen zu spät gekommen waren.
So gab es dem Vernehmen nach Probleme bei der Kontrolle von Impf-Nachweisen, wofür es überdies zu wenig Personal gegeben haben soll. Die Rede ist außerdem von defekten Ticket-Scannern.
Zur Halbzeit waren immer noch Hunderte Union-Fans vor dem Stadion, wie Christian Arbeit bestätigte: „Wir waren mit mehreren Mitarbeitern vor Ort. Wir können die Situation bestätigen, wie sie geschildert wurde. Es ist eine aus unserer Sicht katastrophale Einsatzsituation, wenn mehrere hundert Menschen mit Eintrittskarten bis zur Halbzeitpause nicht im Stadion sind. Dann kann irgendetwas nicht stimmen.“
„Eiserne Hilfe“ bat die Union-Anhängerschaft noch am Abend, zur Aufklärung der Vorfälle Gedächtnisprotokolle anzufertigen.
Gewalt gegen Union-Fans: Polizei wehrt sich
Die Zustände beim Einlass und vor allem das Vorgehen der Polizei sei in „der Gesamtheit einfach inakzeptabel. Wir werden darüber reden müssen, wie so etwas auf europäischen Niveau passieren kann. So etwas ist nicht hinnehmbar“, forderte Arbeit eine Untersuchung der Geschehnisse.
Die Polizei verteidigte derweil ihr Vorgehen, rückte die Vorfälle in ein anderes Licht: Demnach haben zunächst 59 Union-Fans vor dem Anpfiff die Auseinandersetzung mit Anhängern von Feyenoord gesucht.
Die Gruppe habe im Verdacht gestanden, „offene Gewalt vorzubereiten“. 16 weiteren Personen seien zudem wegen Vandalismus und des Besitzes von Feuerwerkskörpern auffällig geworden.
Die Polizei berichtete zudem von einem Angriff einer „kleinen Gruppe deutscher Rowdys“ auf die Beamten.
Bereits am Vorabend war die Union-Delegation um Präsident Dirk Zingler in einer Bar in der Nähe des Teamhotels von Hooligans attackiert worden. Feyenoord entschuldigte sich bei Union am Donnerstag für den „feigen Akt“.
Feyenoord Rotterdam trifft früh
Auf dem Rasen ging Rotterdam ging unterdessen mit den ersten beiden Torchancen gleich 2:0 in Führung. Jahanbakhsh musste nach toller Vorarbeit von Sinisterra, der Paul Jaeckel auf links ganz alt aussehen ließ, nur noch einschieben. Nach einer knappen halben Stunde verschätzte sich dann Robin Knoche vollkommen, Mittelstürmer Linssen bedankte sich und schlug eiskalt zu.
Die Eisernen blieben im ersten Durchgang offensiv harmlos, kamen aber durch das Kopfballtor von Awoniyi nach Flanke von Kapitän Christopher Trimmel zurück ins Spiel.
Nach dem Seitenwechsel war Union bemüht, doch die Gäste wirkten über weite Teile kraftlos und waren zu ungenau im eigenen Ballbesitz. Der eingewechselte Sheraldo Becker (72.) hatte den Ausgleich auf dem Fuß, ehe der starke Sinisterra auf der Gegenseite traf.
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