„Ich bin 100 Prozent davon überzeugt, dass dies die richtige Lösung ist.“
Bundesliga schimpft über Wenger
Sagt der frühere Arsenal-Trainer Arsène Wenger, der im Fußball eine Revolution in Gang setzen will und auf prominente Unterstützung bauen kann – aber auch jede Menge Gegenwind erhält.
Konkret: Der Weltverband FIFA plant in Zukunft eine Weltmeisterschaft alle zwei Jahre (statt alle vier Jahre) und will einen neuen globalen Fußball-Kalender einführen.
„Die Fans wollen mehr wichtige Spiele“, erklärte Wenger, seit Herbst 2019 Direktor für globale Fußballförderung beim Weltverband FIFA, nach zweitägigen Beratungen einer Expertengruppe, bestehend aus etlichen Ex-Stars des Weltfußballs, in Katar.
„Es gibt doch auch kein Problem damit, dass wir dieses Jahr eine EM hatten und nächstes Jahr eine WM haben werden“, fügte der 71-Jährige hinzu.
Nach Wengers Plänen sollen künftig nach jeder Saison abwechselnd eine EM und eine WM stattfinden, statt fünf Abstellungsperioden für die Qualifikation plädiert der Franzose für eine große internationale Pause im Oktober. „So, wie es derzeit ist, ist es nicht effizient“, sagte Wenger. (SPORT1-Kommentar: Infantinos neueste Schnapsidee)
Wenger verspricht sich „bessere Qualität“
Bereits 2028 soll der neue Fußball-Kalender in Kraft treten, Wenger verspricht sich dadurch eine „bessere Qualität“ bei den Spielen, „bedeutsamere“ Partien und weniger Reisestress, vor allem für die südamerikanischen Spieler.
„Der heutige internationale Kalender ist veraltet“, betonte Wenger. „Die Weltmeisterschaft alle vier Jahre gibt es seit den 1930er Jahren und sollte nicht nur wegen der Tradition so fortgeführt werden. Die Champions League wird jedes Jahr ausgespielt und behält ihren Charme. Das wäre das gleiche.“
Wengers Hauptargument: „Meiner Erfahrung nach wollen Spieler häufiger bedeutende Spiele absolvieren, dadurch ergibt sich die Gelegenheit, alle zwei Jahre das größte Turnier der Welt zu bestreiten.“
FIFA hofft auf Zustimmung
Die FIFA ist zuversichtlich, mit ihren Plänen beim Großteil der 211 Nationalverbände auf offene Ohren zu stoßen. „Es wird eine sehr demokratische Entscheidung, die von den 211 FIFA-Mitgliedsverbänden getroffen wird“, hob der Franzose hervor.
Aus Afrika und Asien gibt es bereits positive Signale bezüglich einer Reform, die von einem FIFA-Kongress, der bereits im Mai für eine Anfertigung einer Machbarkeitsstudie gestimmt hatte, beschlossen werden soll – und auch von prominenter Stelle erhält Wenger, von 1996 bis 2018 Trainer bei Arsenal, große Unterstützung.
„Das ist sehr wichtig“, sagte Ex-Torhüter Peter Schmeichel. „Ich finde das äußerst positiv. Alle waren einer Meinung: Der Spielplan ist überholt.“
Klarheit bis Weihnachten
„Das jetzige Modell stammt aus einer lange zurückliegenden Zeit“, erklärte Sturmlegende Ronaldo. „Es ist höchste Zeit, es zu erneuern. Eine WM ist immer großartig. Wir wollen mehr davon. Die Fans wollen mehr Show.“
FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte zuvor bereits mitgeteilt, die WM-Frage schon bis Weihnachten klären zu wollen: „Dieser Konsultationsprozess wird sehr umfassend sein, und wir hoffen, ihn bis zum Jahresende abzuschließen“, sagte Infantino: „Der aktuelle Kalender der Länderspiele endet 2024. Wir müssen also bis Ende des Jahres Entscheidungen treffen.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
UEFA-Präsident Ceferin droht mit Boykott
Massiven Widerstand erhalten Wenger und Co. dagegen vor allem aus Europa. Laut UEFA-Präsident Aleksander Ceferin würde das Projekt das „Juwel“ des Weltfußballs „verwässern“, der UEFA-Präsident droht gar mit Boykott.
„Wir können entscheiden, nicht teilzunehmen“, sagte Ceferin der Times, die Südamerikaner würden dem UEFA-Boss zufolge dieselbe Position vertreten. „Viel Glück mit einer solchen WM“, erklärte er und hofft, dass die FIFA „wieder zu Sinnen“ komme, denn dieser Vorschlag „würde den Fußball töten“.
Bayern schimpft über WM-Pläne
Auch der FC Bayern kann der WM-Revolution gar nichts abgewinnen. „Das ist Quatsch“, echauffierte sich Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidzic. „Das geht gar nicht. Ich habe mir eigentlich vorgestellt, dass sie stattdessen alle sechs Jahre stattfindet.“
Julian Nagelsmann ist ebenfalls ein Mann der klaren Worte.
„Ich bin kein Freund von einer WM alle zwei Jahre“, sagte der Bayern-Trainer auf der Pressekonferenz vor der Partie gegen Ex-Klub RB Leipzig (RB Leipzig - FC Bayern ab 18.30 Uhr im LIVETICKER),. „Diese Flut an Terminen, die immer mehr wird, da müssen wir versuchen, uns in einem vernünftigen Rahmen zu bewegen. Da muss der Kader immer besser werden und dadurch entstehen auch Kosten, das macht dann irgendwann keinen Sinn mehr. Außerdem geht die Wertigkeit verloren. Die Flut an Spielen trägt nicht dazu bei, dass die Spiele besser werden, ganz im Gegenteil. Willst du gelten, mach dich selten.“
Und Bayerns Präsident Herbert Hainer reagierte ablehnend: „Man will noch mehr Geld durch noch mehr Wettbewerbe und Spiele machen.“
Bundesliga kritisiert FIFA-Vorhaben
Zustimmung für die Münchner Verantwortlichen gab es aus Mönchengladbach. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
„Ich kann mich Brazzo nur anschließen“, meinte Gladbach-Manager Max Eberl: „Es ist ein kompletter Schwachsinn, solche Themen in dieser Zeit zu diskutieren.“
Der aktuelle WM-Rhythmus sei genau richtig. „Noch mehr Präsenz führt nicht zu mehr Interesse“, ergänzte er, die Pläne seien „völlig daneben“.
Auch Leipzig-Coach Jesse Marsch und Freiburgs Trainer Christian Streich positionierten sich klar gegen einen verkürzten WM-Rhythmus auf zwei Jahre. „Was ich davon halte? Nichts“, sagte Streich: „Wenn Sie jetzt eine WM alle zwei Jahre machen, dann weiß ich nicht mehr, wie das dann noch gehen soll. Es reicht an Spielen. Die Terminhatz ist ja unglaublich.“
WM alle zwei Jahre „schadet der Gesundheit“
In die gleiche Kerbe schlagen Liverpool-Coach Jürgen Klopp und der Weltverband der Profiligen (WLF), der von einem Projekt sprach, das „der Wirtschaftlichkeit des Fußballs und der Gesundheit der Spieler schaden“ würde.
„Die Ligen werden mit den anderen Interessengruppen zusammenarbeiten, um zu verhindern, dass die Fußballverbände einseitige Entscheidungen treffen, die dem nationalen Fußball schaden“, hieß es nach einer Sitzung des Vorstands der European Leagues. Die Ligen seien „einstimmig“ gegen diesen Vorschlag.
Wenger sprach von einem „Fußball von morgen“, doch im Hier und Jetzt steht eine WM-Reform unter keinem guten Stern.