Vor einer Woche sorgte eine Entlassungs-Meldung aus der Schweiz für viel Wirbel.
Sion-Eklat: Jetzt spricht der Boss!
Christian Constantin, Präsident vom Schweizer Erstligisten FC Sion, kündigte neun Spielern aus der ersten Mannschaft fristlos. Darunter war auch der frühere Profi des Hamburger SV, Johan Djourou.
Mit der Begründung: Die Spieler hatten innerhalb weniger Stunden nicht ihr Einverständnis für angekündigte Kurzarbeit erteilt, bei der sie ein Lohnmaximum von rund 11.700 Euro erwartet hätte.
Constantin erklärt sich
Jetzt spricht Constantin bei SPORT1 erstmals in einem deutschen Medium über seine knallharte Maßnahme.
"Die Angestellten, die in der Schweiz einen befristeten Vertrag haben, hatten vor dem Coronavirus keinen Anspruch auf Kurzarbeit. Diese Situation hat sich wegen dieses gesundheitliches Krieges, den wir gerade erleben, geändert", sagt der 64-Jährige, der seit 1992 Präsident des FC Sion ist.
Der Unternehmer erklärt weiter: "Nach einer offizielle Ansage des Bundesrates haben Fußballprofis ausnahmsweise Anspruch darauf. Deshalb habe ich meinen Spieler angeboten in Kurzarbeit zu gehen, was 80 Prozent ihres Gehalts bedeutet hätte, wie die neuen Richtlinien lauten."
Spieler wurden schriftlich informiert
Mit den darauffolgenden Entlassungen hat der exzentrische Schweizer für einen Eklat gesorgt. Constantin war weit über die Landesgrenzen hinaus in die Schlagzeilen geraten.
Auch einige Tage später steht Constantin zu seiner Entscheidung, die Profis vor die Tür gesetzt zu haben.
"Sie wurden durch einen offiziellen Brief vom Verein informiert, dann per Telefon und auch noch per Videokonferenz für die, die noch weitere Erklärungen benötigten."
Einige erfahrene Spieler, darunter der Kapitän, "hätten auf die jüngeren Spieler Druck ausgeübt, damit sie das Angebot ablehnten", behauptet Constantin. "Ihre einzige Sorge war, ihr volles Gehalt zu behalten. Ein paar Spieler haben sich nicht beeinflussen lassen, andere schon."
"Nur die neun ältesten Spieler"
Constantin rechtfertigt jetzt sein hartes Durchgreifen. "Ab zehn Spielern zählt es als eine Kollektiv-Entlassung, deshalb habe ich nur die neun ältesten Spieler ausgesucht." Nach einiger Überlegungszeit akzeptierte die restliche Mannschaft das Angebot über Kurzarbeit.
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Mitten in der Coronakrise setzte der Klubboss damit ein Signal, das im Gegensatz zur Solidarität steht, die weltweit gepredigt wird. Wirklich überraschen dürfte dieser Schritt allerdings nur die Menschen, die noch nie etwas von dem Schweizer gehört haben.
Constantin gilt als einer der wohl umstrittensten Funktionäre im Schweizer Fußball. Nach einer Prügelattacke gegen TV-Experte Rolf Fringer (in der Saison 1995/1996 Trainer beim VfB Stuttgart) wurde der Sion-Boss für 14 Monate in der Schweizer Liga mit einem Stadionverbot belegt.
Constantin "sehr besorgt"
Seine Maßnahme vergangene Woche überrascht dann aber doch, wenn man ihn über die aktuelle Lage in der Welt reden hört.
"Wie alle bin auch ich über die gesundheitliche Situation in der Schweiz und in der ganzen Welt sehr besorgt. Was momentan passiert, ist ein Krieg gegen einen unsichtbaren Gegner, den wir alle zusammen besiegen müssen."
Es seien "dramatische Konsequenzen für die Wirtschaft". Der Sport müsse "neue Wege finden".
Der Fußball werde sich ändern, glaubt Constantin. Der einzige Weg da raus zu kommen sei wieder "mehr Leidenschaft zu finden und nicht mehr so abhängig von der Wirtschaft zu sein".