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Julian Koch: Das traurige Karriereende eines ehemaligen BVB-Hoffnungsträgers

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Julian Koch: Das traurige Karriereende eines ehemaligen BVB-Hoffnungsträgers

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Ex-BVB-Talent hört mit 28 auf

Julian Koch gilt einst als Mega-Talent, lässt bei seinem Debüt selbst Cristiano Ronaldo alt aussehen. Zehn Jahre später muss er seine Karriere vorzeitig beenden.
Julian Koch, Cristiano Ronaldo, BVB, Borussia Dortmund, Real Madrid
Julian Koch, Cristiano Ronaldo, BVB, Borussia Dortmund, Real Madrid
© Imago
Sven Sartison
Julian Koch gilt einst als Mega-Talent, lässt bei seinem Debüt selbst Cristiano Ronaldo alt aussehen. Zehn Jahre später muss er seine Karriere vorzeitig beenden.

Nur wenige Wochen nach dem Wechsel von Mats Hummels vom FC Bayern München zum BVB gibt es in Dortmund einen weiteren Rückkehrer zu begrüßen.

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18 Jahre nachdem sich Julian Koch aufmachte, die große Fußballbühne zu erobern, kehrt er nun zurück zu seinen Wurzeln. Allerdings nicht zur großen Borussia sondern zu B-Ligist VfL Hörde.

In der vergangenen Woche hatte sich das einstige Top-Talent dazu entschieden, die eigene Profikarriere zu beenden und fortan nur noch in der Kreisliga auf dem Platz zu stehen – und das mit gerade einmal 28 Jahren. Nebenbei wird er Co-Trainer bei der U17 des VfL Bochum und wird in dieser Rolle seine ersten Schritte in der Karriere nach der Karriere machen.

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Kunstrasen und Ascheplatz statt Bundesliga

Während Hummels in der nächsten Saison also gegen den FC Bayern, Schalke 04 oder RB Leipzig in der Bundesliga aufläuft, heißen Kochs Gegner auf Kunstrasen und Ascheplatz künftig TuS Holzen-Sommerberg, SC Husen Kurl oder SV Brackel.

Dabei standen Hummels und er vor fast genau zehn Jahren vor einer ähnlichen Karriere und hätten womöglich gemeinsam über Jahre hinweg eine Ära mitprägen können.

Doch wie so oft im Leben hatte das Schicksal für Koch einen anderen Weg vorhergesehen – dabei hatte alles so gut begonnen.

Koch nimmt Cristiano Ronaldo bei Debüt aus dem Spiel

Es war der 20. August 2009 als nicht wenige Dortmund-Anhänger glaubten, ihren künftigen Superstar gefunden zu haben und das, obwohl ihr BVB gerade im Jubiläumsspiel gegen Real Madrid sang- und klanglos mit 0:5 baden gegangen war.

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Ohne eine einzige Bundesliga-Minute auf dem Buckel nahm der damals 18-Jährige niemand Geringeres als Cristiano Ronaldo, der erst kurz zuvor für 94 Millionen Euro zu den Königlichen gewechselt war, praktisch vollkommen aus dem Spiel.

"Es war ein schönes Gefühl, es war unglaublich. Ich kann es auch im Nachhinein nicht richtig glauben. Das ist unbeschreiblich", sagte er seinerzeit völlig euphorisch und freudestrahlend nach seinem Debüt im Kader von Jürgen Klopp, der ihm selbst bescheinigte, die Aufgabe gegen den Portugiesen "sehr ordentlich" gelöst zu haben.

Vater wettet auf Einsatz seines Sohns bei WM 2014

Trotzdem sollte es noch rund sieben Monate dauern, ehe er gegen Borussia Mönchengladbach sein Bundesliga-Debüt gab, eine Woche später folgte der zweite Einsatz gegen den VfL Bochum.

Koch galt damals auf der Position des Rechtsverteidigers als eines der größten deutschen Talente, sein Vater wettete noch im selben Jahr mit einem Freund um eine Kiste Bier, dass sein Sohn 2014 für Deutschland bei der WM spielen würde.

Zu dieser Zeit ahnte noch niemand, dass den beiden Einsätzen in der Saison 2009/2010 nur noch vier weitere Spiele im deutschen Oberhaus folgen würden.

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Durchbruch beim MSV wird von schwerer Verletzung gestoppt 

Beim MSV Duisburg sollte Koch in der darauffolgenden Saison in der 2. Bundesliga Spielpraxis sammeln, entwickelte sich dort auch auf Anhieb zum Stammspieler und führte die Zebras zeitweise sogar als Kapitän aufs Feld.

Doch dann kam der 25. Februar 2011, ein kalter Freitag-Abend im Stadion Niederrhein im Derby gegen Gastgeber Rot-Weiß Oberhausen. Es war der Tag, der seine Karriere auf eine harte Probe stellte und entscheidend beeinflusste.

Es lief gerade erst die 13. Minute als der Außenverteidiger nach einer Flanke im Strafraum zur Direktabnahme ansetzte und dabei nicht sah, dass auch sein Gegenspieler Dimitrios Pappas das Bein hob. Koch zog voll durch, sein Bein schlang sich um das des Griechen, dann knackte es und er brüllte vor Schmerz.

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Kreuzband, Außenband, Meniskus, alles war kaputt. Das Blut staute sich oberhalb des Knies, sein Unterschenkel wurde nicht mehr durchblutet. Die Ärzte nennen das Kompartment-Syndrom. Und dennoch wollten sie ihn erst am nächsten Tag operieren, schickten ihn über Nacht nach Hause.

Not-Operation rettet Kochs Unterschenkel vor der Amputation

Als das Knie in der Nacht immer weiter anschwoll und Koch seinen Fuß nicht mehr spürte, brachte ihn sein Vater wieder ins Krankenhaus und rettete ihm somit sein Bein. Nur eine schnelle Not-Operation bewahrte ihn vor einer Amputation. Hätte er bis zum nächsten Tag gewartet, hätten ihm die Ärzte den Unterschenkel abnehmen müssen.

"Das war ein verdammt fieser Tag. Es war ein Knock-out, der totale Knock-out", fasste er die Geschehnisse 2015 in einem Interview mit Zeit Online zusammen. Insgesamt siebenmal mussten die Ärzte seinen Unterschenkel in den ersten zwei Wochen öffnen, um den Druck rauszunehmen, vier Wochen lang durfte er nicht aufstehen. 

Umso erstaunlicher war es, dass der gebürtige Schwerter rund 21 Monate darauf sein Comeback für den MSV gab. Noch nie hatte sich ein Profifußballer nach so einer Verletzung zurück kämpfen können.

Über Mainz nach St. Pauli, Düsseldorf und Budapest

Doch die Verletzung hatte Spuren hinterlassen. Zwar schaffte er es beim MSV auf Anhieb wieder in die Stammelf, doch die Jahre danach waren geprägt von ständigen Rückschlägen. Der BVB, von dem er im Alter von zehn Jahren beim Talente-Tag entdeckt wurde, verkaufte ihn 2013 schließlich an Mainz 05, für die er noch insgesamt 168 Minuten in der Bundesliga ran durfte.

Anschließend wagte er beim FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga einen Neustart. "Der Julian ist eine Traumpersönlichkeit, ein Traumjunge, über den man sich als Trainer nur freuen kann", schwärmte Ewald Lienen, seinerzeit Trainer bei den Hamburgern und auch Düsseldorfs Friedhelm Funkel hatte nur Lob für den "Vorzeigeprofi" übrig.

Doch so gut die Ansätze auch waren, so oft warfen ihn immer wieder körperliche Beschwerden zurück und verhinderten eine Rückkehr in die Bundesliga.

Daher wagte er Anfang 2017 den Schritt zu Thomas Doll nach Ungarn. Dort holte er mit Ferencváros Budapest 2017 den Pokal, in der abgelaufenen Saison gewann die Mannschaft – ohne Doll - die Meisterschaft. Verletzungsbedingt kam Koch dabei allerdings nur in einem Spiel zum Einsatz.

Alter Schulfreund holt ihn als Co-Trainer nach Bochum

Seine Profi-Karriere wollte er dennoch eigentlich noch nicht beenden. Doch ein Anruf seines alten Schulfreundes David Siebers änderte seine Pläne von einem auf den anderen Tag.

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Der U17-Trainer des VfL Bochum suchte einen neuen Assistenten und da Koch sowieso irgendwann eine Karriere an der Seitenlinie angestrebt hatte, habe er "innerhalb von einem Tag entschieden, dass ich aufhöre", erklärte er seinen Entschluss im Interview mit den Ruhrnachrichten.

Ganz wollte er die Schuhe aber dennoch nicht an den Nagel hängen, weshalb er künftig für seinen Jugendverein in der Kreisliga aufs Feld gehen wird. "Komplett aufhören kann ich nicht, also habe ich mir gesagt: Back to the roots. Ich habe einfach Bock, ein bisschen zu kicken. Ich hatte trotz meiner Verletzungen Super-Jahre, aber vielleicht hätte es für den Profifußball auch nicht mehr gereicht", blieb er bei seiner Entscheidung realistisch.

Trainer in Hörde verzichtet auf Profi-Bonus für Koch

Ob und wie oft er letztendlich wirklich auf dem Rasen stehen wird, hängt aber in erster Linie vom Spielplan der U17-Bundesliga ab. Eine Stammplatzgarantie bekommt er trotz seines Profi-Bonus ohnehin nicht.

"Ich kenne keinen Trainer, der so etwas macht. Aber ich glaube, dass wir uns bei so einem Klassespieler wie ihm keine Gedanken darüber machen müssen, ob er spielt", kündigte Hörde-Trainer Lukas Lakoma bereits an.

Schließlich hat nicht jeder einen Spieler im Kader, der bereits Cristiano Ronaldo zum Verzweifeln gebracht hat.