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Andrés Escobar nach Eigentor ermordet: Die Hintergründe

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Andrés Escobar nach Eigentor ermordet: Die Hintergründe

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Ermordet wegen eines Eigentors

Dem Kolumbianer Andrés Escobar unterlief bei der WM 1994 ein folgenschweres Eigentor. Wenige Tage später wurde er ermordet. SPORT1 blickt zurück.
Vor 29 Jahren: Andrés Escobar wurde nach seinem Eigentor gegen die USA ermordet
Vor 29 Jahren: Andrés Escobar wurde nach seinem Eigentor gegen die USA ermordet
© Getty Images
Dem Kolumbianer Andrés Escobar unterlief bei der WM 1994 ein folgenschweres Eigentor. Wenige Tage später wurde er ermordet. SPORT1 blickt zurück.

Andrés Escobar sah die Gefahr kommen. Doch er traf die falsche Entscheidung.

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Aus dem linken Halbfeld hatte John Harkes in der 33. Spielminute den Ball für die USA in den Strafraum geflankt. Kolumbiens Verteidiger grätschte dazwischen, wollte klären - aber so unglücklich, dass der Ball am kalt erwischten Torhüter Oscar Cordoba vorbei ins eigene Netz ging.

Das Eigentor leitete die 1:2-Niederlage der Südamerikaner und damit das Aus bei der WM 1994 ein. Harkes' Mittelfeld-Kollege Earnest "Earnie" Stewart legte noch für den Gastgeber nach. Der Anschlusstreffer des späteren Bayern-Angreifers Adolfo Valencia kurz vor Schluss half nicht mehr.

Elf Tage später trafen Andrés Escobar sechs Kugeln. Er wurde ermordet, allem Anschein nach einfach nur deshalb, weil er in einem Fußballspiel einen Fehler machte.

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Kolumbien hoffte bei WM 1994 auf Coup

Natürlich, es war nicht einfach nur ein beliebiges Fußballspiel: Als Escobars Heimatnation zum Turnier nach Nordamerika reiste, war das Sportliche in einem Maße aufgeladen, das sich schon vor dem gewaltsamen Tod Escobars nicht mehr als gesund bezeichnen ließ.

Die Kolumbianer, vier Jahre zuvor bei der WM in Italien als Deutschlands Gruppengegner bis ins Achtelfinale vorgestoßen, machten sich damals berechtigte Hoffnungen auf einen noch größeren Coup.

In der Qualifikation hatte das Team um den schillernden Spielmacher Carlos Valderrama Vize-Weltmeister Argentinien mit 5:0 vom Platz gefegt, galt als aussichtsreicher Außenseiter, der ein Wort um den Titel mitreden könnte.

Das kolumbianische Auftaktspiel gegen Rumänien dämpfte diese Hoffnungen schon erheblich, zwei Tore von Florin Raducioiu und eines vom legendären Regisseur Gheorghe Hagi entzauberten den Underdog.

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Nach der zweiten Niederlage gegen die USA vor über 93.000 Zuschauern im Rose Bowl von Pasadena war das Turnier für "Los Cafeteros" dann auch schon beendet.

Unterwelt mischte bei Kolumbien mit

Escobar und seine Teamkollegen wussten, dass es in ihrer Heimat viele gab, für die ihr missglücktes Turnier mehr als nur ein Spiel war.

Nationaltrainer Francisco Maturana hatte während des Turniers Morddrohungen erhalten. Viel Wettgeld soll geflossen sein, auch von zwielichtigen Figuren. Der Einfluss der berüchtigten Unterwelt-Bosse wucherte auch im Fußball, so wie im ganzen Land.

In Escobars Geburtsort Medellín (wo er für den Klub Atlético Nacional spielte) operierte das berühmte Drogen-Kartell mit dem gleichen Namen - und dessen mächtiger Anführer, Andrés' Namensvetter Pablo Escobar, der dort ein halbes Jahr vor der WM von einer Spezialeinheit getötet worden war.

Auch das hatte womöglich Einfluss auf das, was folgte.

Mörder sollen Escobar verhöhnt haben

Andrés Escobar war in der Nacht vom 1. auf den 2. Juli zurück in seiner Heimatstadt und feierte mit Freunden im Nachtclub "El Indio".

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Um drei Uhr morgens traf Escobar auf dem Parkplatz des Etablissements auf drei Männer, die mit ihm zu streiten begannen. Escobar wurde mit einer 38er-Pistole niedergeschossen und verblutete im Krankenhaus, in das er noch gebracht werden konnte. Sein Mörder soll bei den Schüssen höhnisch gerufen haben: "Tor! Tor! Tor!"

Als Mörder Escobars wurde im Jahr darauf Humberto Castro Munoz verurteilt, der als Fahrer für die beiden Drogenbosse Santiago und Pedro David Gallón arbeitete. Die Gallóns sollen viel Geld auf die kolumbianischen WM-Spiele gesetzt und verloren haben. Ursprünglich mit 43 Jahren Haft bestraft, ist Munoz seit 2005 wieder auf freiem Fuß.

Nationalmannschaft bei Escobar zu Gast

In einer ESPN-Dokumentation wurde die These aufgestellt, dass Andrés Escobar womöglich nicht zur Zielscheibe geworden wäre, wenn der nicht mit ihm verwandte Pablo noch am Leben gewesen wäre. Andrés' Killer hätten fürchten müssen, sich den an sich ebenso kaltblütig-mörderischen Narcos-Gangster zum Feind zu machen.

Kolumbiens Nationalmannschaft war mehrfach zu Gast bei Pablo Escobar, der ein großer Fußball-Fan war und einst auch Diego Maradona zu sich ins Gefängnis lud (dessen Doping-Skandal bei der WM 1994 den Fußball wenige Tage vor Escobars Tod erschütterte).

"Falls Don Vito Corleone mich zu einem Teller Pasta in ein Restaurant einlädt, gehe ich natürlich hin", rechtfertigte sich Nationalcoach Maturana seinerzeit dafür, dass er sich dem Einfluss des anderen Escobars nicht entziehen mochte. Andrés Escobar soll ähnlich zwischen Moral und Anpassung zerrissen gewesen sein.

Gedenken an ermordeten Escobar hält an

Der Mord an Andrés Escobar wurde zum nationalen Ereignis, 120.000 Menschen bevölkerten am Tag seiner Beerdigung die Straßen. Bis heute wird das Andenken an Andrés Escobar hochgehalten, in den Stadien, durch eine 2002 enthüllte Statue in seiner Heimatstadt.

Noch kurz vor seinem Tod hatte er sich in einer Zeitungskolumne über das frühe Turnier-Aus an die Fans in seiner Heimat gewandt. "Wir werden uns bald wiedersehen, unser Leben endet hier nicht", schrieb er.

Andrés Escobar, der seine Verlobte Pamela hinterließ, wurde nur 27 Jahre alt.