Am 16. Januar jährte sich der Todestag von Kay Bernstein zum ersten Mal. Sein plötzlicher Tod im Alter von nur 43 Jahren versetzte Hertha BSC in tiefe Trauer.
„Er war voller Visionen“
Von Juni 2022 bis zu seinem Tod war Bernstein Präsident der „Alten Dame“ und stand für ein neues Wir-Gefühl bei der Hertha. Der frühere Profi Änis Ben-Hatira spielte jeweils fünf Jahre für die Berliner und den Hamburger SV. Seit 2023 läuft er für die zweite Mannschaft von Hertha BSC auf. Er war eng mit Bernstein befreundet – gerade in diesen Tagen denkt der 36-Jährige oft an ihn zurück.
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Ben-Hatira: „Wenn ich an Kay denke…“
„Kay wird der Hertha-Familie immer fehlen. Der erste Todestag bringt natürlich alles wieder ganz nah. Er war voller Leben, voller Visionen. Er hat eine Lücke hinterlassen, die nur schwer zu füllen ist“, sagt Ben-Hatira SPORT1: „Wenn ich an Kay denke, erinnere ich mich vor allem an seine unerschütterliche Energie und seinen festen Glauben daran, was möglich ist.“
Ben-Hatira gehörte zur goldenen Generation von Hertha BSC, zu der unter anderem Kevin-Prince und Jérôme Boateng, Patrick Ebert sowie Ashkan Dejagah zählten.
Für die Hertha, aktuell Zweitliga-Zwölfter, wird das Heimspiel gegen Spitzenreiter Hamburger SV am Samstagabend (ab 19:30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) auch vom ersten Todestag Bernsteins geprägt sein.
Die Ultras, denen der Verstorbene zu Lebzeiten angehörte, planen offenbar ein Banner zu Ehren des ehemaligen Präsidenten, glaubt Ben-Hatira. „Ich gehe davon aus und bin mir sicher, dass sie etwas Besonderes vorbereiten werden. Kay hat sehr viele Menschen erreicht, vor allem die Fans. Dieses Spiel wird emotional, und die gesamte Hertha-Familie wird an diesem Tag an Kay denken. Trotzdem wollen wir nicht in den Trauermodus verfallen, sondern alles geben, um das Spiel zu gewinnen.“
Hertha-Familie denkt an Bernstein
Welche Spuren von Bernsteins Arbeit bei Hertha sind noch zu sehen? „Die Verantwortlichen setzen den gemeinsam eingeschlagenen Weg konsequent fort. Und das ist der Berliner Weg“, betont Ben-Hatira. „Sein Wunsch, uns als Familie zusammenzubringen, lebt weiter.“ Man sehe es „an der Leidenschaft der Fans, am Zusammenhalt der Mannschaft, an der Art, wie wir uns als Verein präsentieren“.
Schon im SPORT1-Interview im August des vergangenen Jahres fand Ben-Hatira emotionale Worte über seinen verstorbenen Freund. „Bernsteins Geist lebt weiter und das Wir-Gefühl ebenso. Seine Botschaft und seine klare Haltung sind weiterhin spürbar. Das merkt man daran, dass die handelnden Personen noch da sind. Die Euphorie, die durch Kay entstanden ist, soll fortgeführt werden. Da ist nichts verpufft. Das sickert bis in die Akademie durch.“
Apfelbaum erinnert an Bernstein
Dennoch hinterlässt Bernstein eine Lücke. „Niemand kann ihn so sehr vermissen wie seine eigene Familie“, meint Ben-Hatira.
An Bernsteins Grab war er nicht, doch „ich sehe fast jeden Tag seinen gepflanzten Baum, wenn ich zum Training aufs Gelände fahre“, und dabei komme er ihm „automatisch immer in den Kopf“. Im September 2022 löste Bernstein sein Versprechen ein und pflanzte im Rahmen der Feierlichkeiten zum 130. Jubiläum des Vereins einen jungen Apfelbaum als Zeichen der Hoffnung vor der Geschäftsstelle.
„Wir kommen aus einer Phase, in der es in unserem Verein durchaus einen Graben der Zerrissenheit gab. Dieser ist nun zugeschüttet, und die Herthanerinnen und Herthaner haben symbolisch mit ihren Gießkannen viel Wasser darauf gegossen. Dieser erste Sieg verstärkt die Aufbruchstimmung – deshalb haben wir dieses Bäumchen für uns alle gepflanzt. Und jetzt geht es weiter“, sagte Bernstein damals in einem an die Fans gerichteten Video.
Am Samstag werde es „auf jeden Fall ein besonderes Spiel“, betont Ben-Hatira. „Aber Kays Sieg wird der sein, wenn der eingeschlagene Weg und seine Visionen weiter fortgeführt und umgesetzt werden.“