Schalke 04 hat in der 2. Fußball-Bundesliga den lang ersehnten Befreiungsschlag geschafft und damit die sportliche Krise vorerst entschärft. Im Kellerduell gewann S04 mit 2:0 (1:0) gegen Jahn Regensburg, Trainer Kees van Wonderen feierte nach vier Pflichtspielen ohne Sieg zum Start seiner Amtszeit den bitter benötigten ersten Dreier an der Seitenlinie.
Sturm-Duo erlöst Schalke!
Kapitän Kenan Karaman (16.) und Toptorjäger Moussa Sylla (53.) sorgten für eine kollektive königsblaue Erlösung nach zuletzt schwachen Leistungen. Nach dem Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz verließ S04 die Gefahrenzone wieder - muss den Aufwärtstrend nach der Länderspielpause aber erst noch bestätigen.
Schalke hatte mal wieder eine turbulente Woche hinter sich: "Eurofighter" Youri Mulder wurde zum Sportdirektor ernannt, Justin Heekeren als Sieger des Torwart-Castings ausgerufen - und seit Donnerstag geisterte auch noch der Name Anthony Modeste um die Arena. Noch während des Spiels gab es aber eine Abfuhr des vereinslosen Franzosen.
Van Wonderen erhielt Rückendeckung
Im Vordergrund stand aber die sportliche Misere. Van Wonderen bekam von Mulder und Vorstandschef Matthias Tillmann demonstrativ den Rücken gestärkt, der Niederländer selbst holte sich Tipps von Jahrhunderttrainer Huub Stevens und brachte es vor dem Spiel bei Sky auf den Punkt: „Wir brauchen einen Erfolg!“
Eine Woche nach dem enttäuschenden 0:0 beim SSV Ulm und wenige Tage vor der Mitgliederversammlung begannen die Königsblauen mit viel Willen. Die flache Hereingabe von Tobias Mohr behauptete Karaman stark, sein Schuss aus der Drehung sprang vom rechten Innenpfosten ins Tor. "Je schlechter es dem Verein geht, desto mehr kommen. Das ist sensationell", schwärmte Schalkes ehemaliger Stürmer Simon Terodde angesichts der Stimmungsexplosion der rund 60.000 blau-weißen Fans nach dem Führungstreffer.
Und die Gastgeber blieben tonangebend. Erst scheiterte Startelf-Rückkehrer Sylla noch freistehend an Jahn-Keeper Felix Gebhardt (35.), dann staubte er aber zu seinem siebten Saisontor ab.
KSC verpasst Sprung auf Aufstiegsplatz
Der Karlsruher SC kommt derweil nicht aus seinem Tief heraus und hat den Sprung auf einen Aufstiegsplatz verpasst. Nach zuvor zwei Niederlagen kamen die Badener trotz einer Führung nicht über ein 1:1 (1:0) gegen Aufsteiger Preußen Münster hinaus.
Der georgische EM-Teilnehmer Budu Siwsiwadse (37.) war für den KSC erfolgreich. Doch Lukas Frenkert (90.+2) traf zum späten Ausgleich für die Preußen, die seit mittlerweile vier Begegnungen nicht verloren haben.
„Ich rechne schon damit, dass wir die Kugel haben und das Spiel in die Hand nehmen werden“, sagte der gesperrte KSC-Coach Christian Eichner, der die Partie von der Tribüne aus verfolgen musste, kurz vor dem Anpfiff bei Sky. Für Eichner trug Assistent Zlatan Bajramovic die Verantwortung an der Seitenlinie.
Münster begann stark, entsprechend verbuchten die Gäste die erste gute Torchance. Joshua Mees konnte mit seinem Kopfball den Karlsruher Torwart Max Weiß aber nicht überwinden (11.). Vom KSC kam in der ersten halben Stunde offensiv sehr wenig. Die Führung durch das achte Saisontor von Siwsiwadse fiel mehr oder weniger aus dem Nichts.
Über weite Teile des zweiten Durchgangs war das Spiel ein echter Langweiler. Münster brachte nichts zustande, Karlsruhe genügte die Führung. Mehr als Zweikämpfe bekamen die Zuschauer kaum zu sehen. Dann traf Frenkert.
Hannover in Elversberg chancenlos
Tabellenführer Hannover 96 ist zudem überraschend gestrauchelt. Die Niedersachsen verloren bei der SV Elversberg nach einer ganz schwachen Leistung 1:3 (0:2) und mussten nach zuletzt drei Siegen wieder eine Niederlage einstecken. Hannover verpasste damit die Möglichkeit, sich nach dem Remis zwischen den Verfolgern Fortuna Düsseldorf und SC Paderborn (1:1) an der Spitze abzusetzen.
Die Treffer für die Saarländer erzielten Youngster Elias Baum (10.), Torjäger Fisnik Asllani (45.+5) und der frühere Hannoveraner Muhammed Damar (48.). Mit 19 Punkten liegt das Elversberger Überraschungsteam nur noch drei Zähler hinter 96, für das Nicolo Tresoldi (90.+1) viel zu spät verkürzte.
Ausschlaggebend für Hannovers vierte Saisonpleite war eine indiskutable erste Halbzeit der Mannschaft von Trainer Stefan Leitl. Erstmals seit neun Monaten kassierte 96 wieder mehr als zwei Gegentore. Die beste Abwehr der 2. Liga, die in den elf Spielen zuvor lediglich sieben Treffer hatte hinnehmen müssen, war kaum wiederzuerkennen.
Vom Anpfiff an sah Hannover keinen Stich. 14:1 Torschüsse lautete die Statistik allein in der ersten Halbzeit. Auch nach der Pause war es weitgehend ein Spiel auf ein Tor, Keeper Ron-Robert Zieler verhinderte eine höhere Pleite. Als es schon zu spät schien, wachten die Gäste auf, Tresoldi (80.) traf zunächst per Kopf den Pfosten und auf Vorarbeit von Andreas Voglsammer zum 1:3.
Der erst 19 Jahre alte Baum erzielte seinen ersten Zweitliga-Treffer und bereitete den dritten Elversberger Treffer vor. Für Asllani war es das siebte Saisontor, das 1:0 legte er auf.