HSV-Trainer Steffen Baumgart ermahnt die deutsche Politik wegen der zunehmenden Wahlerfolge der AfD - und sieht darin speziell in seiner ostdeutschen Heimat ein „Versagen“ im Umgang mit den Menschen dort.
Baumgart ermahnt Politik wegen AfD
„Es sind nicht alles nur Idioten, die die AfD wählen“, sagt der 52-Jährige im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FASZ): Viele würden sich schlicht „nicht abgeholt“ und herablassend behandelt fühlen. Dann sei „doch klar, dass den Leuten der Frust kommt. Und wenn dich dann einer in deinem Frust abholt, dann ist das leider der Nährboden für den größten Scheiß. Das haben wir schon einmal erlebt. Dass man das vergisst, dass das viele in der Politik vielleicht unterschätzt haben, das ist für mich das Erschreckende.“
Baumgart verbittet sich Belehrungen
Aus Sicht von Baumgart sind Belehrungen jeder Art kontraproduktiv: „Auch die meisten Ossis, die ich kenne, wollen sich nicht anhören, wie unsere Geschichte war, wie wir gelebt haben, was bei uns falsch lief, was bei uns gut war. Warum? Weil es keiner erlebt hat von denen, die glauben, dass sie erklären können, wie es in der DDR war.“
Der gebürtige Rostocker betont, dass die AfD kein reines Ost-Phänomen und eine Herausforderung für alle sei: „Eine funktionierende Demokratie zeichnet sich auch dadurch aus, dass man sich mit Leuten auseinandersetzen muss, die vielleicht keine gute Idee von der Demokratie haben.“
Den Protagonisten des Fußballs rät Baumgart bei politischen Themen indes zu Zurückhaltung. Bei der WM 2022 in Katar habe man gesehen, „dass es keine gute Idee ist, den Fußball zu instrumentalisieren und in solch zuallererst politischen Themen hineinzuziehen. Damals waren wir die einzige Nation, die sich in dem Punkt lächerlich gemacht hat.“
Baumgart trifft im Zweitliga-Topspiel am Abend mit dem HSV auf den FC Schalke 04 (ab 19:30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1).