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Friedhelm Funkel exklusiv: „Das hat Narben hinterlassen“

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Friedhelm Funkel exklusiv: „Das hat Narben hinterlassen“

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Funkel: „Das hat Narben hinterlassen“

Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Friedhelm Funkel vor dem Rheinderby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln über die Aufstiegschancen seiner beiden Ex-Vereine und erklärt, wo er seinen Tiefpunkt der Karriere erlebt hat.
Georg Koch lief bis 2009 für unter anderem Fortuna Düsseldorf, den 1. FC Kaiserslautern und den MSV Duisburg auf. Gegenüber SPORT1 spricht er offen über seine schwere Krebserkrankung.
Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Friedhelm Funkel vor dem Rheinderby zwischen Fortuna Düsseldorf und dem 1. FC Köln über die Aufstiegschancen seiner beiden Ex-Vereine und erklärt, wo er seinen Tiefpunkt der Karriere erlebt hat.

Keine Frage, Friedhelm Funkel ist eine Trainerlegende in Deutschland. Unter anderem schaffte er 2018 mit Fortuna Düsseldorf den Aufstieg in die Bundesliga und hielt den Verein auch ein Jahr später im Oberhaus. Auch mit dem 1. FC Köln gelang ihm 2021 der Klassenerhalt. Vor dem Rheinderby am Samstag zwischen der Fortuna und dem FC (Zweite Liga: Fortuna Düsseldorf - 1. FC Köln, ab 13 Uhr im LIVETICKER) spricht Funkel im Exklusiv-Interview bei SPORT1.

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SPORT1: Herr Funkel, Sie haben es sicher mitbekommen. Georg Koch ist unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Er hat wie Sie eine Vergangenheit bei Fortuna Düsseldorf. Er lässt Sie schön grüßen, sagte: „Friedhelm ist ein Welttrainer“.

Friedhelm Funkel: Das freut mich, dass er das sagt. Es ist aber so traurig. Als ich davon gehört habe, war ich schockiert. Ich hätte Georg gerne einmal in einer meiner Mannschaften gehabt, weil er immer eine hundertprozentige, professionelle Einstellung hatte. Er hatte das, was man heute etwas vermisst. Georg hat sich immer für seinen Klub und seine Mitspieler aufgeopfert, ist stets vorangegangen und hatte immer eine klare Meinung. Mein ehemaliger Spieler in Uerdingen, Franz Raschid, ist 2010 viel zu früh an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Das höchste Gut ist und bleibt einfach die Gesundheit, die man schätzen muss.

SPORT1: Wir haben uns vor der Saison über die Zweite Liga unterhalten. Sind Sie bestätigt worden, was Fortuna und den 1. FC Köln betrifft? Bei den Düsseldorfern waren Sie skeptisch, ob es wieder für ganz oben reicht.

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Funkel: Das stimmt. Ich habe gesagt, dass Fortuna im oberen Drittel mitspielen wird, aber aufgrund der Abgänge der drei Leistungsträger Engelhardt, Tzolis und Tanaka habe ich nicht damit gerechnet, dass sie so gut aus den Startlöchern kommen. Ein Riesenkompliment an Daniel Thioune (Fortunas Trainer, d. Red.), der nicht nur diese drei Spieler ersetzen, sondern auch noch dieses unverständliche Scheitern in der Relegation aus den Köpfen kriegen musste. Da wusste keiner, wie das passieren konnte. Dass Daniel die Mannschaft so schnell wieder in den Griff bekommt, damit habe ich nicht gerechnet. Das ist für mich die positivste Überraschung der noch jungen Saison.

Fortuna? „Läuft besser als ich gedacht habe“

SPORT1: Was könnte Thioune gemacht haben?

Funkel: Er hatte vier bis fünf Wochen Vorbereitung und wird das Thema sicher nochmal mit der Mannschaft besprochen haben. Er hat den Spielern sicherlich auch neuen Mut zugesprochen und klargemacht, dass man das so schnell wie möglich vergessen muss. Daniel ist seit zweieinhalb Jahren in Düsseldorf. Im ersten Jahr hat er den Klub in der Liga gehalten, dann erreichte man Platz vier und zuletzt den dritten Platz. Er ist sehr ausgeglichen, klar und macht einen überragenden Job. Daniel wartet weiterhin auf seine Chance, in der Bundesliga Trainer zu werden, und in dieser Saison scheint es besser zu laufen, als ich gedacht habe.

SPORT1: Warum?

Funkel: Man hat mit Dawid Kownacki einen guten Spieler von Werder Bremen ausgeliehen. Der Junge wird seine Tore machen, davon bin ich überzeugt. Ich habe ihn damals nach Düsseldorf geholt, da spielte der Verein noch in der Bundesliga. Wenn du aufsteigen willst, musst du nicht nur eine gute Offensive haben, sondern auch eine sehr gute Defensive. Und Fortuna hat erst ein Gegentor bekommen - das war ein Elfmeter. Das zeigt, dass dieses Team sehr stabil ist. Der Torwart (Florian Kastenmeier, d. Red.) strahlt inzwischen Ruhe aus und ist nicht mehr so hektisch und leichtsinnig wie noch vor zwei, drei Jahren. Fortuna hat eine gute Mannschaft. Im Moment ist es die größte Herausforderung, Fortuna zu schlagen. Sie sind seit 18 Spielen saisonübergreifend in der Zweiten Liga ungeschlagen.

SPORT1: Mit Klaus Allofs hat man zudem einen ehemaligen Fortunen und einen erfahrenen Mann in der Chefetage sitzen.

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Funkel: Das stimmt. Man hat in der Führung endlich wieder Ruhe reinbekommen. Da muss man nur nach Freiburg, Mainz, Heidenheim oder zu Union Berlin schauen - Ruhe in der Chefetage ist so wichtig. Wenn das vorherrscht, ist man erfolgreich. Fortuna ist dabei, sich den Aufstieg endlich zu verdienen.

SPORT1: Wirft die Verletzung von Dzenan Pejcinovic die Fortuna zurück? Der 19-Jährige fällt wochenlang aus.

Funkel: Der Junge ist zu ersetzen. Er ist noch ein sehr junger Spieler, der erst herangeführt werden muss. Jetzt hat er diesen verletzungsbedingten Rückschlag erlitten, aber man hat Dawid Kownacki, der bereits für Polen gespielt hat. Das ist ein toller Spieler. Der Ausfall von Pejcinovic wird die Fortuna nicht zurückwerfen, zumal auch Vermeij (Stürmer Vincent Vermeij, d. Red.) jetzt zurückkommt. Daniel hat sich noch nie beklagt, auch im vergangenen Jahr nicht, als der Kader sehr dünn war. Er hat immer das Beste aus der Situation gemacht. Wenn du das als Trainer vorlebst, glaubt auch die Mannschaft daran.

SPORT1: Der FC hat unter dem neuen Trainer Gerhard Struber, der zuvor in New York und Salzburg gute Arbeit geleistet hat, zuletzt starke Leistungen gezeigt. Selbst bei der Niederlage gegen Magdeburg war man das bessere Team. Ist der FC für Sie bisher eine der Überraschungen?

Funkel: Nein. Für mich waren vor dieser Saison der Hamburger SV und die Kölner die beiden Aufstiegsfavoriten. Der FC hat abgesehen von Chabot (Julian Chabot wechselte im Sommer zum VfB Stuttgart, d. Red.) keine Spieler verloren, und im Team gibt es eine sehr gute Mischung aus erfahrenen Spielern wie Luca Waldschmidt, Hübers, Leart Paqarada, Mark Uth und Dejan Ljubicic. Selbst Jan Thielmann ist trotz seines jungen Alters schon sehr erfahren. Zudem sind einige vielversprechende junge Spieler dabei. Das ist eine richtig gute Mannschaft, da wiederhole ich mich. Sie müssen nur die Vielzahl an Chancen häufiger in Tore ummünzen - so wie beim 5:0-Sieg zuhause gegen Braunschweig.

„Ich habe Fortuna und den FC im Herzen“

SPORT1: Was halten Sie von Struber?

Funkel: Er macht gute Arbeit, das war auch schon bei seinen vorherigen Stationen so. Ich hatte das Vergnügen, ihn kürzlich persönlich kennenzulernen, und wir haben uns lange unterhalten. Er hat einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht, wirkt äußerst nahbar und kommt total sympathisch und empathisch rüber. Struber passt gut nach Köln, sowohl in seiner Art als auch in dem, wie er mit dem Team und den Medien umgeht. Es war sehr angenehm, sich mit ihm zu unterhalten. Auch der FC wird um den Aufstieg mitspielen. Ich drücke beiden Klubs die Daumen und hätte nichts dagegen, wenn beide aufsteigen würden. Aber ich glaube, der HSV hat etwas dagegen. (lacht) Ich habe Fortuna und den FC im Herzen.

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SPORT1: Macht man beim FC durch die Transfersperre aus der Not eine Tugend? Ist das eine Chance für die Talente, auf sich aufmerksam zu machen?

Funkel: Absolut. Im Schatten der erfahrenen Spieler können sich die jungen Talente in der zweiten Liga entfalten. Aber es gibt auch einen gewissen Druck. Der FC hat zusammen mit dem HSV den besten Kader. Die Verantwortlichen in Köln wissen auch, dass sie aufsteigen können. Das Ziel wurde klar ausgesprochen, und die Mannschaft ist stark genug dafür. Der FC muss nur dranbleiben. Fortuna hat am Samstag ein bisschen weniger Druck, da sie sechs Punkte vor Köln liegen. Die Geißböcke haben nun zwei wegweisende Spiele: erst in Düsseldorf und dann zuhause gegen Karlsruhe, also gegen den Ersten und Zweiten der Liga. Beide Spiele darf der FC nicht verlieren.

SPORT1: Hatten Sie in Ihrer Trainerkarriere schon einmal eine ähnliche Situation, in der Sie notgedrungen auf junge Spieler setzen mussten?

Funkel: Ja, das war in der Saison 2004/2005 bei Eintracht Frankfurt. Der Verein war gerade mit Willi Reimann abgestiegen, und Heribert Bruchhagen holte mich. Doch er sagte sofort zu mir: „Wir haben kein Geld, können keine großen Gehälter zahlen, das betrifft auch dich, bei uns ist es fünf vor zwölf.“ Wir haben damals erst kurz vor knapp die Lizenz für die Zweite Liga erhalten. Die Eintracht war völlig am Boden.

SPORT1: Und Sie haben es dennoch gemacht…

Funkel: Ja. Ich hatte viele junge und unerfahrene Spieler im Team, wie Alex Meier, Patrick Ochs, Marco Russ oder Christopher Reinhard. Es gab nur wenige erfahrene Spieler wie Alex Schur, Andree Wiedener, Arie van Lent und Jens Keller. Aber ich sagte damals zu Heribert: „Die Aufgabe reizt mich trotzdem.“ Wir haben dann noch Jermaine Jones und den Mazedonier Aleksandar Vasoski geholt und in der Rückrunde von 17 Spielen 13 gewonnen. Am Ende sind wir als Dritter noch aufgestiegen.

„Habe bei der Fortuna meinen absoluten Tiefpunkt erlebt“

SPORT1: Sie haben Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Köln vor dem Abstieg in die Zweite Liga gerettet. Wo war Ihre schönere Zeit?

Funkel: Es war bei beiden Klubs sehr gut und überaus emotional. Mit Fortuna bin ich 2018 auch in die Bundesliga aufgestiegen. Mit dem FC haben wir in meiner ersten Amtszeit dort die ersten 25 Spiele nicht verloren. Beide Vereine sind mir wichtig. Ich glaube, ich darf sagen, dass ich der Einzige bin, der öffentlich erklären kann, dass ich beide Klubs sehr mag.

SPORT1: Obwohl die Fortuna-Fans Ihr Engagement beim FC nicht unbedingt gut fanden, hatten Sie zuvor gesagt, dass Fortuna Ihr letzter Verein sein würde. Die Unterschrift beim FC war dann sehr mutig von Ihnen.

Funkel: (lacht) Schon, aber das haben die Fortuna-Fans mir verziehen, weil ich das auch begründen konnte. Ich wollte wirklich nicht mehr weitermachen. Wir haben jetzt viel Positives über den Klub gesprochen, aber ich habe bei Fortuna meinen absoluten Tiefpunkt erlebt, nämlich meine Entlassung, die für mich völlig überraschend kam. Ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht, dass ich entlassen werden könnte. Das hat Narben hinterlassen. Ich bin dann auch lange nicht mehr ins Stadion zu Fortuna gegangen.

SPORT1: Kurz nach Ihrer Entlassung kam Corona.

Funkel: Ganz genau. Ich wollte viel reisen und hatte Fußball nicht mehr im Kopf. Doch das mit dem Reisen ging dann nicht, und so reifte in mir der Gedanke, dass ich nach so einem Rauswurf nicht aufhören kann. Jetzt gehe ich auch wieder ins Stadion, auch weil wieder bessere Leute bei Fortuna sind. Man sieht jetzt die Erfahrung von Klaus Allofs (Fortunas Sportvorstand, d. Red.) und Alex Jobst (Fortunas Vorstandsvorsitzender, Anm. d. Red.). Er macht einen großartigen Job.

Trainer-Rückkehr? Funkel „schließt nichts aus“

SPORT1: Wird es noch einmal eine Rückkehr auf die Trainerbank geben? Welchen Plan haben Sie da?

Funkel: Ich habe keinen festen Plan, sondern genieße einfach mein Leben. Ich gehe regelmäßig ins Stadion, werde mir auch das Spiel am Samstag anschauen, spiele oft Tennis und habe kürzlich wieder Padel gespielt. Ich gehe mit Freunden essen und werde bald wieder in Urlaub fahren. Ich lasse alles auf mich zukommen und schließe nicht aus, noch einmal etwas zu machen. Aber einen konkreten Plan habe ich nicht.

SPORT1: Und was wünschen Sie Georg Koch?

Funkel: Im SPORT1-Interview hat Georg ja gesagt, dass er sich manchmal wünscht, es wäre zu Ende. Das möchte ich mir gar nicht vorstellen. Aber man sieht daran, dass er oft stark leidet. Es wird ja nicht besser. Ich hoffe, dass Georg nicht zu sehr leiden muss, sondern irgendwann friedlich einschläft.