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Albtraum-Debüt für einen Hochbegabten: Köln-Keeper mit riesigem Schnitzer

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Albtraum-Debüt für einen Hochbegabten: Köln-Keeper mit riesigem Schnitzer

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Albtraum-Debüt für einen Hochbegabten

Ein folgenschwerer Patzer verwandelt Jonas Urbigs Premiere beim 1. FC Köln in einen Albtraum. Doch seine Teamkollegen nehmen ihn aus der Schusslinie.
Bundesliga-Absteiger Köln verpatzt den Auftakt gegen den Hamburger SV. Ransford Königsdörfer avanciert bei den Gästen mit einem Doppelpack zum Matchwinner.
Ein folgenschwerer Patzer verwandelt Jonas Urbigs Premiere beim 1. FC Köln in einen Albtraum. Doch seine Teamkollegen nehmen ihn aus der Schusslinie.

Freitagabend, Saisonauftakt, Top-Spiel. Hamburg ist zu Gast in Köln. Und natürlich ist das Rhein-Energie-Stadion mit 50.000 anwesenden Zuschauern voll besetzt. Zum Start der Jubiläumsspielzeit, dem 50-jährigen Bestehen der 2. Bundesliga, ein angemessener Rahmen. Auch für den Keeper des „Effzeh“, der unter ganz besonderer Beobachtung stand. Der 20-jährige Jonas Urbig feierte sein Debüt für die Geißböcke, seinen Heimatverein.

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Erst im Sommer löste die neue Nummer eins in Marvin Schwäbe den langjährigen Platzhirsch zwischen den Pfosten ab, der während der Abstiegssaison zu den konstantesten Kölnern zählte. Bislang fand der abwanderungswillige Mann jedoch keinen anderen Verein, weshalb er dem Talent nach wie vor im Nacken sitzt. Zusätzlicher Druck also, der auf Urbigs Schultern lastete - und dann unterlief ihm gleich ein riesiger Schnitzer. Eine im Grunde völlig harmlose Flanke von Jean-Luc Dompé rutschte ihm durch die Hände.

Hamburgs Ransford-Yeboah Königsdörffer lauerte richtig und musste am langen Pfosten nur einschieben. Für den jungen Torhüter eine ganz bittere Szene. Vor allem, weil es seine Vorderleute im weiteren Verlauf nicht mehr schafften, das Blatt zu wenden. 1:2 hieß es am Ende. Der Fehlstart war perfekt, sein Debüt zum Vergessen ebenso. Sportboss Christian Keller sagte zum Malheur seines Keepers bei Sky: „In der sechsten Minute, klar, weiß Jonas selber: Den hat er normalerweise.“ Ob die neue Torwart-Hierarchie bereits leicht wackelt? Mitnichten. Der Unglücksrabe genießt volle Rückdeckung.

Paderborns Coach hob Urbig in den Himmel

Denn Urbigs Reaktion darauf fiel bemerkenswert aus. Trotz seines frühen Fehlgriffs zeigte er nicht ansatzweise Nervosität, stattdessen bewahrte er den FC mit großartigen Paraden vor einem höheren Rückstand und war bei allen brenzligen Situationen auf dem Posten. Das eigene Offensivspiel kurbelte der U21-Nationalkeeper dazu mit vielen präzisen Abschlägen selbst an. Kölns Trainer Gerhard Struber erkannte, „wenn man den Fehler mal ausklammert, eine richtig gute Leistung. Diesen Moment so wegzustecken, zeigt einmal mehr, wie reif und talentiert er ist“.

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Selbst HSV-Coach Steffen Baumgart nahm ihn in Schutz. „Man muss sich um Jonas gar keine Gedanken machen. Den einen macht er und danach spielt er ein souveränes Spiel und das in dem Alter“, sagte er. Urbig werde „seinen Weg machen und ein großer Rückhalt seiner Mannschaft sein“. Recht kurios: bewiesen, dass er solche Situationen ertragen kann, hat der Debütant schon bei seiner ersten Leihstation beim SSV Jahn Regensburg. Auch da patzte er bei seiner Premiere, bevor er eine stabile Restsaison ablieferte. Heißt: Der Youngster ist keinesfalls unerfahren, sondern geht mit einer gewissen Routine in seine komplette erste Spielzeit bei den FC-Profis.

Seit seinem achten Lebensjahr trägt der gebürtige Euskirchener das Trikot der Rheinländer - unterbrochen allein von zwei Leihgeschäften. Neben seinem Abstecher nach Regensburg ging er, bedingt durch den Abstieg der Oberpfälzer, noch zu Greuther Fürth - wo er nachhaltig von sich reden machte. Elfmal hielt er in 33 Spielen die Null, nach Kiels Timon Weiner (14) der höchste Wert. „In der zweiten Liga hat ein zukünftiger Nationaltorhüter nichts verloren“, schwärmte Paderborns Trainer Lukas Kwasniok letzte Saison über ihn. „Er wird irgendwann das Amt beerben. Ein herausragender Torhüter.“

Mittlerweile absolvierte Urbig 51 Partien im deutschen Unterhaus - nur Leart Pacarada, Linton Maina und Dominique Heintz kommen aus dem Kölner Kader auf mehr Einsätze. Wenig überrascht es daher, dass Urbig bereits vorangehen will. „Er nimmt kein Blatt vor dem Mund. Er coacht die Jungs vor sich von links nach rechts und bringt sich richtig gut ein“, meinte Luca Waldschmidt während der Vorbereitung. Was bedeutet: viel Aufbauhilfe brauche es nach dem Patzer sowieso nicht, war sich Kapitän Timo Hübers sicher.

„Jonas ist ein toller Torwart“

„Er hat genug Selbstvertrauen, er hat letztes Jahr in Fürth eine richtig gute Saison gespielt“, sagte Hübers und fügte hinzu: „So etwas kann im Fußball immer vorkommen. Darüber soll er sich keinen Kopf machen.“ Auch von Dejan Ljubicic erhielt Urbig Zuspruch: „Jonas ist ein toller Torwart, das hat er auch gezeigt. Er wird das schon packen.“ Er habe „das Vertrauen von mir und dem Trainerstab - auch wenn das heute ein bitterer Moment war“, betonte Struber zudem.

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An Urbigs Status werde sich trotz des missratenen FC-Debüts also nichts rütteln. Doch klar ist: zu viele Patzer dieser Art sollte sich der neue Mann nicht erlauben. Im oft so unruhigen und impulsiven Umfeld des „Effzeh“ dürften erste Rufe nach einer Rolle rückwärts ansonsten schnell laut werden. Zumindest, falls Schwäbe, der die unglückliche Pleite gegen den HSV krank vorm Fernseher verfolgte, keinen neuen Verein mehr findet.