Nur drei Ballkontakte, keine Einwirkung des Gegners, kein Sprint, keine Schussbewegung. Nichts. Zumindest nichts Erkennbares. Und trotzdem hockte Mark Uth beim 2:2 des 1. FC Köln in Elversberg wieder auf dem Rasen - exakt vier Minuten und 25 Sekunden nach der Einwechslung. Dass der so arg gebeutelte Spielmacher seine Hände vor den Augen zusammenschlug und fast verzweifelt den Kopf schüttelte, ließ sofort erahnen: Sein sehnsüchtig erwarteter Comeback-Versuch war schon vorbei.
Ein nur schwer zu ertragender Hattrick
Ein weiteres Kapitel seiner unendlichen Liste an Verletzungen, die langsam dramatische Züge annimmt. Kapitän Timo Hübers, als einer der ersten zur Stelle, um dem sichtlich gefrusteten und geschockten 32-Jährigen Trost zu spenden, sagte später: „Jeder, der schon mal eine Leidenszeit im Fußball durchgemacht hat, kann nachvollziehen, wie bitter das ist. Ich wollte ihm zumindest ein, zwei Worte mitgeben. Mark kämpft sich immer wieder ran, aber sein Körper macht ihm dann einen Strich durch die Rechnung.“
Unverkennbar ist: Der Routinier kommt einfach nicht mehr in Tritt. Eigentlich sollte er in Elversberg nach seiner Einwechslung den Unterschied machen und die lahmende Offensive des „Effzeh“ in Schwung bringen. 1:2 stand es da aus Sicht der Kölner. Doch zum wiederholten Male fanden die Hoffnungen in Uth ein schnelles Ende. „Die ganze Mannschaft ist traurig“, meinte auch Denis Huseinbasic und fügte hinzu: „Mark ist unglaublich wichtig, er hat mit die meiste Erfahrung. Selbst wenn er nicht spielt, ist er auf der Bank und in der Halbzeit wichtig.“
Uth: Eine Verletzungsbilanz des Grauens
Uths Auswechslung im Saarland bedeutete zugleich einen nur schwer zu ertragenden Hattrick: Im dritten Jahr in Folge endete sein erster Saisoneinsatz wegen einer Verletzung vorzeitig. Angefangen, als er im Juli 2022 nach dem Pokal-Aus in Regensburg über Probleme an der Leiste berichtete und danach fast die gesamte Spielzeit auffiel. Weiter über den letztjährigen Pokal-Erfolg in Osnabrück, in dessen Folge ihn sein Oberschenkel zu einer mehrwöchigen Pause zwang. Bis hin zum neuerlichen Rückschlag in Elversberg.
Die Krankenakte des gebürtigen Kölners, der eigentlich als einer der besten Fußballer im Kader gilt, liest sich nicht nur deswegen wie eine Bilanz des Schreckens: Drei Schambein-Operationen, ständig neue Probleme mit den Adduktoren und ein Innenbandanriss im Knie - all das passierte in den letzten beiden Jahren. Von 80 Pflichtspielen, die Uth in diesem Zeitraum potenziell für die Rheinländer hätte bestreiten können, absolvierte er gerade mal 18. Über die vollen 90 Minuten ging er dabei nie.
Im Sommer arbeitete Uth umso härter daran, dem „Seuchenjahr“, wie er die letzte Saison selbst bezeichnete, endlich ein Ende zu setzen. Den Großteil der Vorbereitung führte er individuell durch. Dazu verzichtete der Techniker auf die Testspiele komplett, vielmehr sollte er behutsam aufgebaut werden. „Im Kraftraum habe ich am Muskelaufbau und den Sehnen gearbeitet, damit alles stark ist und das auch so bleibt und besser geschützt ist, wenn ich wieder auf den Platz gehe“, beschrieb er zwischendurch die erhofften Fortschritte.
Wie lange fällt Uth diesmal aus?
Während des Trainingslagers kurz vor dem Saisonstart sah er sich auch noch auf einem sehr guten Weg, sein Comeback in der U21 am vergangenen Wochenende klappte ebenso problemlos - bis aber doch wieder die riesige Ernüchterung folgte. Viel schlimmer hätte seine Rückkehr zu den Profis wahrlich nicht laufen können. Statt dem Team endlich einen richtigen Mehrwert auf dem Platz zu bringen, bleiben die großen wie berechtigten Fragezeichen hinter seiner Person also bestehen. Diese gewisse Unsicherheit, die ihn offenbar auch durch die neue Saison begleiten wird.
Immerhin: Der Verein verkündete am Montag, dass sich Uth diesmal lediglich eine Zerrung im Adduktorenbereich zugezogen habe. Offen ließen sie jedoch, wie lange er ausfallen werde. „Die medizinische Abteilung steht in engem Austausch mit dem Trainerteam“, hieß es in der Mitteilung: „Gemeinsam werden die Verantwortlichen von Tag zu Tag entscheiden, wann Uth wieder ins Training einsteigen und die Belastung im Anschluss gesteigert werden kann.“
Schließlich könnten die Kölner ihren Spielmacher gerade sehr gut gebrauchen. Mit einem Punkt aus den ersten beiden Spielen verlief der Saisonstart eher enttäuschend. Die ganz große Zuversicht, dass Uth beim Turnaround helfen kann, haben in Köln allerdings nur noch die Wenigsten. Zumindest am Sonntag beim SV Sandhausen im DFB-Pokal bleibt ihm die erneute Rolle des Zuschauers.