Als das Spiel in der 61. Minute eigentlich schon entschieden war, setzte Dejan Ljubicic seiner brillanten Leistung das Sahnehäubchen auf. Der Österreicher presste seinen Gegenspieler erfolgreich, spitzelte ihm den Ball vom Fuß und stürmte nach vorne. Nach einem Doppelpass mit Tim Lemperle tauchte er frei vor Braunschweigs Keeper Lennart Grill auf, behielt die Nerven und schob lässig ins lange Eck ein. Treffer Nummer vier am Samstagabend.
Zu gut für die Liga?
Dass sich die bemitleidenswerten Niedersachsen am Ende sogar mit 0:5 geschlagen geben mussten, hing eng mit dem Auftritt von Ljubicic zusammen. Im Stile eines abgezockten Mittelstürmers erzielte er bereits das 2:0. Beim folgenden 3:0 initiierte der 26-Jährige den Angriff über die rechte Seite, auf der er Vorlagengeber Jan Thielmann in die Spur schickte. Und nach dem 4:0, an dem Ljubicic den größten Anteil hatte, war endgültig klar, wer denn der Matchwinner war. Kam der Doppelpacker in den vergangenen Monaten nie so richtig ins Rollen, bewies er nun, welche Klasse eigentlich in ihm steckt.
Ljubicic-Geste bleibt ein Rätsel
Nur staute sich bei Ljubicic zuletzt anscheinend viel an. Vor allem viel Frust. Während er sich vor der Südkurve verdient feiern ließ, legte er kurz einen Zeigefinger auf seine Lippen. Ein klares Signal: seid still, seid leise. An wen diese Geste adressiert war, blieb allerdings ein Rätsel. An seine Kritiker, die ihn immer wieder anzählten, als Köln sang- und klanglos in die 2. Liga abstieg und er selten an seinem oberen Limit kratzte? An diejenigen, die seinen sportlichen Einfluss beziffern wollten? Oder vielleicht an seinen Ex-Berater Volker Struth, der ihn kürzlich vor die Tür setzte?
Fakt ist lediglich: Ljubicic ist und bleibt eine heiße Angelegenheit in der Domstadt. Seit geraumer Zeit strebt er nach Höherem, ein Abgang des Mittelfeldspielers scheint weiterhin möglich. Ein Szenario, vor dem sich Fans und Verantwortliche gleichermaßen fürchten - immerhin schließt das Transferfenster erst am Freitag. Ein Jahr vor Vertragsende könnte der Verein zwar noch einmal die Kassen füllen. Einen adäquaten Ersatz zu holen, wäre aber wegen der Transfersperre frühestens im Winter möglich. Ein Angebot, seinen Vertrag noch einmal zu verlängern, soll Ljubicic abgelehnt haben.
Köln-Trainer Struber hofft auf Ljubicic-Verbleib
Trainer Gerhard Struber hofft ungeachtet dessen, weiterhin auf seinen starken Schützling bauen zu können. „Da hätte es seine Leistung nicht gebraucht, um zu wissen, wie wichtig Dejan für mich und für den Verein ist“, bekräftigte der 47-Jährige am Samstag seinen expliziten Wunsch, dass Ljubicic bleiben soll. „Natürlich freut es mich, wenn er unter Beweis stellt, was er in sich trägt und wie wichtig er für diese Art der Spielidee ist. Ich freue mich sehr, dass er sich heute belohnen konnte.“ Ob sich Strubers Anliegen erfüllt, wollte Geschäftsführer Christian Keller jedoch nicht beantworten.
„Entscheidend ist immer, was Spieler, Klub, Berater besprechen - und von dem, was besprochen wurde, ist wenig bis gar nichts nach außen gedrungen. Es gibt viele nette Geschichten, die meisten sind aber relativ weit an der Wahrheit vorbei“, antwortete Keller bei Sky nebulös auf eine entsprechende Frage und wich einem Bekenntnis, ob Ljubicic definitiv bleiben werde, bewusst aus. „Ich wüsste bis dato von nichts anderem“, sagte er bloß. Auch ihm dämmerte wohl, dass ein Spieler seines Formats zu schade für Liga zwei wäre - wovon offenbar auch Ljubicic selbst überzeugt scheint.
Ljubicics Eigenwerbung für Köln zum schlechtesten Zeitpunkt?
Wie die Bild berichtete, wollte Ljubicic vergangene Woche unbedingt einen Wechsel zu Leeds United durchziehen. Eine dazugehörige Offerte über rund vier Millionen Euro wurde von den Geißböcken allerdings postwendend abgelehnt. Die Kölner sollen laut Medienberichten acht Millionen Euro gefordert haben – viel zu viel für Leeds, weshalb der Transfer platzte. Dem Vernehmen nach übrigens auch ein Grund, weshalb es zum Berater-Knall kam. Es hieß, aus Ljubicics privaten Umfeld würden immer mehr Leute mitreden und den Leeds-Wechsel trotz eines FC-Vetos weiter forcieren wollen.
Doch unter Umständen zerschlug sich der Wunsch eines Wechsels damit noch nicht. Mit seinem Gala-Auftritt könnte sich der Österreicher genau zum richtigen Zeitpunkt noch mal ins Schaufenster für andere Vereine gestellt haben. Würde dann bedeuten: Der Doppelpack tut den Rheinländern im Nachhinein richtig weh, wenngleich dieser die ersten drei Punkte der neuen Saison bescherte. Immerhin demonstrierte der Kantersieg gegen Braunschweig aber auch, wie gut Ljubicic mit all dem Trubel um seine Person umgehen kann.