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1. FC Köln: Wie eine Rangnick-Entdeckung den Effzeh retten will

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1. FC Köln: Wie eine Rangnick-Entdeckung den Effzeh retten will

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Unverhoffte Aufbruchsstimmung

Horrorszenarien weg, Optimismus wieder da: Der 1. FC Köln hat ausgekatert und zurück in den Angriffsmodus geschaltet. Neu-Trainer Gerhard Struber gibt eine ambitionierte Richtung vor.
Der 1. FC Köln hat den neuen Trainer Gerhard Struber vorgestellt. Der Österreicher hat eine klare Vision für den Wiederaufstieg und glänzt zum Einstand mit guter Laune.
ntrettin
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Horrorszenarien weg, Optimismus wieder da: Der 1. FC Köln hat ausgekatert und zurück in den Angriffsmodus geschaltet. Neu-Trainer Gerhard Struber gibt eine ambitionierte Richtung vor.

Man könnte meinen, der Wettergott hat symbolisch für die erste Trainingswoche des 1. FC Köln extra groß aufgefahren. Strahlender Sonnenschein über dem so idyllisch im Grüngürtel gelegenen Geißbockheim und seinen umliegenden Plätzen, dazu Temperaturen um die 30 Grad - passend zum Einstand von Neu-Trainer Gerhard Struber und dem plötzlich viel positiveren Empfinden, welches gerade im lang ersehnten rheinischen Hochsommer gedeiht. Nicht mal ausgeschlossen, dass dem 47 Jahre alten Österreicher genau dieses Klima hilft, sein markantes Lächeln und unverkennbaren Tatendrang auffällig oft zu zeigen.

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Was von ihm zu erwarten sei, manifestierte Stuber bei seiner 45-minütigen Vorstellung in der vergangenen Woche nachhaltig. Er stellte sich als „authentischer Trainer mit Herz und Hirn“ vor, der gleich Feuer und Flamme für seine neue Challenge ist. Also einer, der sozusagen eine gesunde Mischung aus der Bluthochdruck-Attitüde von Steffen Baumgart und dem ostfriesisch-ruhigen Timo Schultz verkörpert - und dadurch schon eines geschafft zu haben scheint. Dass beim „Effzeh“ etwas herrscht, was es lange nicht mehr gab und angesichts der so dermaßen enttäuschend verlaufenen Saison 2023/24 auch halbwegs überraschend um die Ecke kommt: gute Stimmung.

Struber vor schwieriger Aufgabe beim 1. FC Köln

Schließlich ist es keine sechs Wochen her, als die Bestandsaufnahme richtig übel aussah. Ein desolates 1:4 in Heidenheim besiegelte damals den bitteren Kölner Gang ins deutsche Unterhaus und vieles deutete darauf hin, dass der finanziell angeschlagene Klub auch dort vor einer verdammt schwierigen Saison steht. Unzählige Schlüsselspieler hätten ihre Ausstiegsklauseln nutzen und den Verein verlassen können, so drohte die Mannschaft zu zerbrechen – während adäquater Ersatz nicht möglich war. Aufgrund der Transfersperre sind die Domstädter noch bis zum kommenden Winter handlungsunfähig.

Manch einer wähnte Köln gar schon im nächsten Abstiegskampf und sprach über die böse Befürchtung, in die 3. Liga durchgereicht zu werden. Doch auf beinahe wundersame Weise stellt sich die Lage jetzt vollkommen anders dar. Bisher machte in Jeff Chabot nur ein einziger Spieler von seiner Klausel Gebrauch. Alle weiteren Leistungsträger wie Marc Uth, Luca Waldschmidt, Jan Thielmann, Eric Martel, Florian Kainz oder Timo Hübers sind geblieben, andere können noch folgen. Es wirkt so, als sei ein gewisses Maß an Ruhe eingekehrt - durchaus ein selten verwendeter Begriff im FC-Zusammenhang.

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An vorderster Spitze spielt Struber den Chefoptimisten und ist derjenige, der versucht, das nötige Selbstbewusstsein zu beschwören. Seinen neuen Arbeitgeber zeitnah wieder nach oben in die Bundesliga zurückzuführen, reize ihn eben irrsinnig, meinte er: „Ich habe Respekt vor der Aufgabe. Aber ich freue mich sehr darauf, sie in Angriff zu nehmen.“ Der 47-Jährige wolle „sehr schnell und sehr tief in die Welt des FC eintauchen. Fans und Stadt haben es verdient, dass dieser große Klub wieder dahinkommt, wo er hingehört.“ Große Dinge wolle er nicht herausposaunen, vielmehr gehe es jetzt darum, den großen Ambitionen Taten folgen zu lassen. Es klingt viel Enthusiasmus durch, wenn Struber erzählt.

Köln hat den höchsten Kaderwert in der 2. Liga

Wahrscheinlich dürfte auch Struber realisiert haben, dass ihm - selbst wenn Davie Selke, Linton Maina oder Marvin Schwäbe, deren Zukunft weiterhin unklar ist, noch gehen sollten - der mit Abstand wertvollste Aufgebot der 2. Liga zur Verfügung steht. Die Online-Plattform Transfermarkt.de schätzt den FC-Kaderwert jedenfalls auf etwa stolze 60 Millionen Euro. Zum Vergleich: Andere Klubs wie Hertha BSC (46 Millionen Euro), Fortuna Düsseldorf (43 Millionen Euro), der Hamburger SV (41 Millionen Euro) oder Schalke 04 (34 Millionen Euro) können mit solchen Summen nicht ansatzweise konkurrieren, so scheinen Kölner Untergangsszenarien in weitere Ferne gerückt zu sein.

Auch Geschäftsführer Christian Keller zeigte sich zuletzt auf dem Mitgliederstammtisch „sehr zuversichtlich“ und glaubte, dass sein Team die Klasse in der 2. Liga wieder auf den Platz bringen wird. Vize-Präsident Eckhard Sauren begründete sein ebenfalls positives Denken mit gesünder werdenden Finanzen: „Wir können uns in der nächsten Saison – im Zweifel auch in der übernächsten – einen Kader-Etat erlauben, der um den Aufstieg mitspielen kann. Deswegen ist der schnellstmögliche Wiederaufstieg unser erklärtes Ziel.“ Sechs Wochen bleiben Struber nun Zeit, um den Akteuren in der Vorbereitung seine spielerische Idee zu vermitteln und die Grundsteine dieses Vorhabens zu legen.

Heißt im Umkehrschluss für Struber aber auch: Der Druck wird immer da sein - und das nach einer missglückten Station bei RB Salzburg, wo der Mann aus dem Red-Bull-Stall im letzten Jahr sämtliche Saisonziele verpasste. Zum ersten Mal seit der Spielzeit 2016/17 überwinterte der österreichische Ligaprimus nicht europäisch und scheiterte dazu im Pokal-Halbfinale an Sturm Graz. Dass im Mai selbst das Dauerabo auf den heimischen Titel in der Liga endete, stand in ebenso enger Verbindung mit Struber. Ihm gelang es bis zu seiner Entlassung im April nie, der qualitativ klar stärksten Mannschaft des Landes die gewohnte Stabilität zu verleihen.

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Einst wurde Struber von Rangnick entdeckt

Trotzdem hat Struber Salzburg eine ganze Menge zu verdanken. Als er sich als aktiver Spieler zweimal das Kreuzband riss, machte er erst verschiedene Ausbildungen und ging in die Versicherungsbranche. Nebenbei trainierte er jedoch seinen Heimatverein SV Kuchl, bewahrte diesen vor dem Abstieg und trat zu einem Testkick gegen die Roten Bullen an - bei dem es zu einem für ihn zukunftsweisenden Wortwechsel kam. „Ralf Rangnick hat mich danach zum Gespräch eingeladen. Mit all seiner Begeisterungsfähigkeit hat er mich überzeugt, den Weg als Trainer hauptberuflich einzuschlagen. Es war zu diesem Zeitpunkt eine sehr mutige Entscheidung, weil ich einen wirklich guten Job mit tollen Perspektiven hatte“, verriet Struber. Eine im Nachhinein gute Wahl.

Jetzt will Struber in Köln beweisen, dass seine in Salzburg gemachten Fehler keine Regel sind. Und eines, was abseits des grünen Rasens stets ein treuer Wegbegleiter sein wird, lernte er bereits kennen: Et kölsche Jeföhl. Am Samstagabend vor dem Trainingsstart zog Struber mit seinen Assistenten erstmals in die Stadt und setzte sich am Heinzelmännchenbrunnen an einen Tisch am Früh-Brauhaus. Es gab Hähnchen und Bier. Sonntags begrüßte er sein Team dann mit einer Grill-Party vor der Kabine - als Art Einschwören auf die neu gesteckte Zielsetzung: den direkten Wiederaufstieg.