Es ist mal wieder ein Neuanfang beim 1. FC Kaiserslautern, mit Markus Anfang als neuem Cheftrainer. Tatsächlich hat die Verpflichtung von Anfang zunächst keine Jubelschreie bei den Fans ausgelöst. Klar, er war von 2002 bis 2004 Spieler am Betzenberg. Auch Dimitrios Grammozis hatte vor seinem Engagement eine FCK-Vergangenheit. Und der Grieche wurde im Februar nach nur rund acht Wochen als Trainer wieder entlassen.
FCK-Neuanfang: Basler skeptisch
Nun soll es also Anfang richten. Jeder hat natürlich noch seinen Fehltritt 2021 mit dem gefälschten Corona-Impfpass im Hinterkopf, mit dem er für Aufsehen erregte. Der gebürtige Kölner musste damals 36.000 Euro Strafe zahlen und wurde vom DFB-Sportgericht für ein Jahr gesperrt.
Als Spieler stand Anfang gemeinsam mit FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen für die Roten Teufel auf dem Platz. Unter Trainer Erik Gerets wurde das Duo suspendiert, weil es gegen den Trainer gestänkert hatte. Hengen klagte damals gegen die Suspendierung. Gerets‘ Nachfolger Kurt Jara und der damalige Klubchef René C. Jäggi hatten eine Rückkehr von Hengen in den Profikader jedoch ausgeschlossen.
Basler: „Anfang wird es schwer haben“
Mario Basler ist Pfälzer und trägt den FCK im Herzen. Er spielte in der Jugend für den Verein und als Profi von 1987 bis 1989 sowie von 1999 bis 2003. Seine Liebe für den Verein hält den 55-Jährigen aber nicht davon ab, besonders kritisch darauf zu schauen.
„Markus Anfang wird es in Kaiserslautern schwer haben. Wenn die ersten Spiele nicht positiv ausfallen, dann wird Hengen sehr viel Gegenwind kriegen. Ich hätte mal etwas ganz Neues probiert, einen Nachwuchstrainer geholt“, schlägt Basler im Gespräch mit SPORT1 vor.
„Wenn man sich die vergangene Saison bei Dynamo Dresden anschaut, dann muss ich sagen, dass es mit Anfang nicht so funktioniert hat. Man war in der Winterpause Tabellenzweiter mit zehn Punkten Vorsprung vor dem Dritten und am Ende hat man die Saison vergeigt“, gibt der Ex-Profi zu bedenken.
Basler holte Anfang einst nach Trier
Basler holte Anfang 2009 zu Eintracht Trier, als er dort Trainer war. „Ich wollte ihn damals unbedingt in Trier dabei haben, leider war er ein bisschen zu klein und die Schnelligkeit hat etwas gefehlt. Er war aber ein toller Fußballer. Wenn er das als Trainer beim FCK zeigt, hat er eine Chance verdient.“
Die Fans sind bei der Personalie zwiegespalten. „Ich bin nicht glücklich über die Wahl, ähnlich wie bei Grammozis“, sagt etwa Manfred Kotowski, Präsident des FCK-Fanklubs „Teufelskerle Süd“, zu SPORT1.
Marco Wirth vom selben Fanklub meint: „Anfang kann Zweite Liga, das hat er bewiesen, und er hat Erfolg mit Jugendmannschaften gehabt. Er bevorzugt einen offensiven Spielstil.“
Der 51-Jährige merkt aber an: „Negativ ist natürlich, dass Anfang vermeintlich ohne großen Rückhalt in der West (Tribüne der eingefleischten FCK-Fans und Ultras, Anm. d. Red.) startet. Das kann sich jedoch schnell ändern, wenn er Betze-Fußball spielen lässt.“
Fanclub-Boss: „Was ist der FCK-Weg?“
Man habe mit Anfang einen Trainer gefunden, „der den FCK-Weg mitgehen will und gleichzeitig sehr genaue Vorstellungen vom proaktiven Spielstil hat“, wurde Hengen in der Pressemitteilung zitiert.
Kotowski stellt hier eine Frage: „Was ist der FCK-Weg? Ich kenne keine Wegbeschreibung. Aber diese Aussage lässt natürlich alles offen.“
Hat Hengen also nicht aus dem Fehlgriff mit Grammozis gelernt? Die ersten Sätze von Anfang in der Pressemitteilung ähneln denen von Grammozis sehr: „Durch meine Lautrer Vergangenheit weiß ich natürlich ganz genau, welche Bedeutung der FCK nicht nur in der Region, sondern in ganz Fußball-Deutschland hat. Insbesondere die tolle Atmosphäre am Betzenberg und die überragende Unterstützung der Fans waren auch in meinen Überlegungen ein ganz wichtiger Faktor.“
Kotowski meint nur: „Anscheinend umgibt sich Hengen nur noch mit Vertrauten, wie Enis Hajri (Technischer Direktor, Anm. d. Red.) und jetzt Anfang.“
Anfangs Fehltritt mit gefälschtem Impfpass
Natürlich hat Basler auch noch Anfangs Fehltritt im Gedächtnis. Die Geschichte mit dem gefälschten Impfpass werde Anfang immer anhaften. „Ich war mir damals sicher, dass er keinen Job mehr kriegt. Er hat dann bei Dynamo Dresden wieder etwas bekommen und jetzt ist er Trainer beim FCK“, konstatiert Basler.
Kotowski kann den Fehltritt während der Corona-Phase ebenfalls nicht vergessen: „Ein solches Fehlverhalten ist nur schwer aus den Köpfen der Fans zu löschen. Wenn die Mannschaft nicht von Beginn der Saison an funktioniert, ist der Unmut der Fans nicht mehr aufzuhalten.“
Basler war in der Vergangenheit mit vielen Entscheidungen des Klubs nicht einverstanden. Für den Ex-Profi steht fest: „Es ist die letzte Chance für Thomas Hengen. Sollte es mit Anfang nicht funktionieren, muss auch Hengen gehen. Ich weiß nicht, wie er darauf gekommen ist, nach Friedhelm Funkel Markus Anfang zu holen.“
Basler geht mit Hengen hart ins Gericht. „Er hat viele kuriose Entscheidungen getroffen. Das Gerede ist ähnlich wie das von Grammozis, von wegen: ‚Es ist mein Verein, ich kenne den Verein, weil ich hier mal gespielt habe.‘ Solche Sch***haus-Parolen braucht kein Mensch.“
Aus sportlicher Sicht hat Anfang durchaus etwas vorzuweisen. Mit dem damaligen Drittligisten Holstein Kiel stieg er 2017 in die 2. Bundesliga auf und scheiterte ein Jahr später in der Relegation nur knapp am Durchmarsch in die Bundesliga. Beim 1. FC Köln hatte er einen großen Anteil am Wiederaufstieg, obwohl er drei Spieltage vor Schluss entlassen wurde.
In Dresden verpasste Anfang in der Vorsaison um einen Punkt und ein Tor den direkten Wiederaufstieg. „Natürlich lag er bisher sportlich nicht total daneben“, gibt Kotowski zu, „aber diese Passfälschung steht leider über vielem“.
Basler: „Ich bin skeptisch“
Basler wünscht sich natürlich, „dass es mit Anfang klappt. Ich bin skeptisch.“ Er selbst hätte sich in den vergangenen Jahren durchaus eine Aufgabe beim FCK vorstellen können, „aber ich wurde nicht gefragt“. Nun stellte er klar: „Ich möchte mich nicht in einem Verein herumärgern. Ich könnte mir nie eine Funktion vorstellen, in der ich nichts zu sagen hätte.“ Zum neuen FCK-Trainer sagt er erneut mit Nachdruck: „Anfang ist die letzte Patrone für Hengen.“
Das sieht auch Kotowski so: „Nach der Nummer mit Dirk Schuster und Grammozis hat er seinen Kredit bei den Fans aufgebraucht. Auch die Aussagen gegenüber kritischen Fans lassen auf einen dünnhäutigen Hengen schließen.“
Sollte es mit Anfang schiefgehen, droht Lautern schon wieder ein Neuanfang.