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Irre Aufstiegs-Geschichte - "Mehr überlebst du nicht"

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Irre Aufstiegs-Geschichte - "Mehr überlebst du nicht"

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„Mehr überlebst du nicht!“

Aufstieg in die 3. Liga, Aufstieg in die 2. Liga: Preußen Münster gelingt die Sensation. Einer der Helden: Münster-Trainer Sascha Hildmann. Dieser ist auch mehr als eine Woche nach dem Coup noch fassungslos.
Nach dem Aufstieg von Preußen Münster kennt die Freude bei Trainer Sascha Hildmann keine Grenzen. Er blickt voller Dankbarkeit zurück auf eine wundersame Saison - und verteilt Bierduschen.
Aufstieg in die 3. Liga, Aufstieg in die 2. Liga: Preußen Münster gelingt die Sensation. Einer der Helden: Münster-Trainer Sascha Hildmann. Dieser ist auch mehr als eine Woche nach dem Coup noch fassungslos.

Sascha Hildmann hat etwas geschafft, was vor ihm 33 Jahre lang keinem Trainer gelungen ist: Preußen Münster ist zurück in der 2. Bundesliga und hat damit Geschichte geschrieben. Und das, nachdem 2023 erst der Aufstieg in die Dritte Liga gelungen war. Hildmann hat sich damit in Münster unsterblich gemacht.

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Der 45-Jährige traf sich mit SPORT1 in seiner Geburtsstadt Kaiserslautern, wo er noch immer seinen Hauptwohnsitz hat, zum Exklusiv-Interview.

SPORT1: Herr Hildmann, wie hoch war der Alkoholpegel nach dem Aufstieg bei Ihnen?

Sascha Hildmann: (lacht) Ich muss zugeben, dass es in der vergangenen Woche schon extrem war, was das Feiern betrifft. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn du so ein Wunder schaffst, dann musst du das auch ordentlich abfeiern, mit allem, was dazu gehört.

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SPORT1: Wie wurde gefeiert?

Hildmann: Wir haben nach dem Abpfiff des letzten Spiels gegen Unterhaching nonstop gesungen und getanzt. Die Jungs haben dann in den Kneipen in Münster gefeiert, denn davon gibt es einige. Am nächsten Tag sind wir mit offenen Bussen durch die Stadt gefahren, hatten noch einen Empfang im Rathaus und durften uns nach dem letztjährigen Aufstieg zum zweiten Mal ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Die Mannschaft ist am Montagmorgen nach Mallorca geflogen und hat dort ordentlich weitergefeiert. Wir vom Trainerteam waren auch unterwegs, haben es uns gut gehen lassen.

SPORT1: Was haben Sie und das Trainerteam gemacht?

Hildmann: Wir sind mit der MS Günther gefahren. Da gibt es eine verrückte Geschichte. Leon Windscheid (Psychologie-Doktorand aus Münster, d. Red.) saß bei Günther Jauch und hat bei der Millionen-Frage auf die Frage, was er mit dem Geld machen würde, gesagt: „Dann mache ich in Münster ein Partyschiff und nenne es ‚MS Günther‘.“ Jauch meinte daraufhin: „Das machen sie niemals.“ Er gewinnt die Million und Jauch hat das Schiff getauft. Jetzt ist das eine wunderschöne Party-Location, die man mieten kann. Und wir vom Trainerteam haben dort eine Party gefeiert. Es war Weltklasse! Wir waren nur einen Tag auf dem Schiff, mehr überlebst du nicht! (lacht) Hinten raus wurde ich immer ruhiger und habe mich sogar etwas zurückgezogen, weil ich mir klar wurde: „Wir haben es wirklich geschafft!“

SPORT1: Der Doppel-Aufstieg mit Preußen ist Ihr größter Erfolg. Wie fühlt es sich an?

Hildmann: Es ist einfach nur geil. Der Aufstieg in die Dritte Liga war schon ein großer Erfolg. In diesem Winter waren wir noch auf Platz 13 mit über 20 Punkten Rückstand auf die ersten beiden Plätze. Wir haben über den Aufstieg gar nicht nachgedacht. Dann legen wir eine unfassbare Rückrunde hin, in der wir sieben Spiele am Stück gewinnen und das ganze Ding durchziehen. Die Mannschaft hatte sich toll gefunden. Für mich ist dieser Aufstieg das Größte ever. So viele glückliche Menschen habe ich noch nie gesehen. Wir konnten in Münster etwas erreichen, was vorher in 33 Jahren keiner geschafft hat. Die Dankbarkeit dieser glücklichen Menschen kann man mit Worten nicht beschreiben. Ich bin immer noch sehr ergriffen und es nimmt mich immer noch mit.

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SPORT1: Warum?

Hildmann: Die vergangenen Wochen waren geprägt von Anspannung und wenig Schlaf. Trotzdem: Der Cheftrainer muss ruhig bleiben und Souveränität ausstrahlen, aber innerlich war ich angespannt. Ich hatte viele schlaflose Nächte. Und ich musste mir oft überlegen, was ich der Mannschaft sage. All das entlädt sich plötzlich nach so einem Erfolg. Ich habe zu Hause schon oft geheult, weil ich darüber nachgedacht habe, was los ist, wenn uns der Aufstieg gelingt. So richtig begreifen kann ich es immer noch nicht. Dafür ist es noch zu frisch. Ich merke, wir haben etwas ganz Besonderes erreicht.

SPORT1: Sind Sie von der emotionalen Seite her der Jürgen Klopp von Münster? Viele vergleichen Sie schon mit ihm zu seiner Zeit in Dortmund.

Hildmann: Klopp in Dortmund oder Liverpool, Schmidt in Heidenheim oder Streich in Freiburg… Das sind Trainer, die jeder auf seine Art in ihren Klubs über viele Jahre besondere Dinge erreicht haben. Wenn man Münster damit vergleicht, freue ich mich.

„So viele junge Menschen tragen das Preußen-Trikot“

SPORT1: Haben Sie Münster verzaubert?

Hildmann: Nicht nur ich, wir alle im Verein haben Preußen Münster wieder interessant gemacht. Ich kam nach Münster, da hatten wir gegen Hansa Rostock rund 6000 Zuschauer. In den vergangenen fünf Jahren war jedes Heimspiel ausverkauft. Es war einfach Wahnsinn. So viele junge Menschen tragen das Preußen-Trikot und sind stolz, den Adler auf der Brust zu tragen.

SPORT1: Warum ist Ihnen dieser Erfolg gelungen?

Hildmann: Weil wir hart gearbeitet, gut analysiert und unsere Mannschaft gelesen haben. Und im Winter gab es eine System-Änderung, durch die wir jeden Spieler in seiner besten Position auf den Platz bringen konnten. Dass die Spieler dann so gut performen, ist umso schöner. Es ist vieles zusammengekommen.

SPORT1: Sie haben Ende Dezember 2019 bei Preußen Münster unterschrieben. Viele hätten Ihnen nach dem unschönen Lautern-Aus diesen Erfolg nicht zugetraut.

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Hildmann: Wenn man nicht selbst bestimmen kann, wann man geht, ist das immer schlecht. Aber meine Zeit in Kaiserslautern war objektiv betrachtet erfolgreich. Ich habe den FCK während des Abstiegskampfes übernommen und wir haben die Runde auf Platz neun beendet. Das passte. In der neuen Saison haben einige vom Aufstieg geredet, doch ich habe das Wort gemieden wie der Teufel das Wasser, weil wir noch nicht so weit waren. Das war einigen in Lautern zu wenig. Ich habe in meiner Zeit nicht einmal zwei Spiele am Stück verloren, aber die 1:6-Klatsche in Meppen war dann zu viel.

„Es ist eine Traum-Ehe, es ist wunderbar“

SPORT1: Hätten Sie damals gedacht, dass Sie mal so einen Traum leben könnten wie jetzt in Münster?

Hildmann: Nein. Das kann man auch nicht planen. Es ist eine Traum-Ehe, es ist wunderbar. Diese Gemeinschaft und Synergie mit den Fans ist Wahnsinn. Ich habe von Anfang an eine Warmherzigkeit gespürt. Der Münsteraner ist ein sehr zurückhaltender, anständiger, feiner Mensch. Bevor der Münsteraner etwas Falsches sagt, sagt er erstmal nichts. Das sind Leute, die dir mit sehr viel Respekt und Anstand gegenübertreten. Ich habe zum Beispiel noch nie erlebt, dass unsere Spieler beleidigt wurden. Wir haben das Derby 0:4 verloren und wurden am Zaun unterstützt. Diese Wärme und Energie zu spüren, hat mir unheimlich viel Kraft gegeben.

SPORT1: Was bedeutet der Aufstieg für Sie persönlich? Sie stellen sich unweigerlich ins Schaufenster.

Hildmann: Für mich ist der Durchmarsch in die Zweite Liga der bisher größte Erfolg. Hätte mir das jemand vor der Saison gesagt, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Trotzdem hat man als Trainer immer Ziele und dazu gehörte bei mir natürlich auch die Zweite Bundesliga. Dass ich das mit Münster realisiert habe, ist perfekt. Das werde ich im Urlaub verarbeiten. Und danach geht es nur noch darum, wie wir die nächste Saison angehen. Wir sind in jedem Spiel absoluter Außenseiter. Köln, Schalke, der HSV, Düsseldorf, Darmstadt, Hannover, Nürnberg und natürlich Kaiserslautern: Das hört sich an, als wären wir direkt in die Bundesliga aufgestiegen. Wir werden wieder einen Plan haben und eine Mannschaft, die alles gibt, um am Ende drinzubleiben.

„Ich habe über 400 Sprachnachrichten bekommen“

SPORT1: Gab es frühere Kritiker, die sich jetzt gemeldet und gratuliert haben?

Hildmann: Das ist eine gute Frage. Aber diese Kritiker waren mir gegenüber immer nett. Solange alles respektvoll abläuft, kann mich jeder kritisieren. Ich habe über 400 Sprachnachrichten bekommen, das kann ich gar nicht alles beantworten. Man möge es mir verzeihen.

SPORT1: Der FCK ist Ihr Verein, das weiß man. Ist Preußen Münster inzwischen auch Ihr Klub?

Hildmann: Ja! Absolut. Preußen Münster ist mir ans Herz gewachsen Das ist mein Klub. Ich bin Lauterer, aber auch Münsteraner. Wenn ich sehe, was unsere Fans abreißen, dann weiß ich, dass alles ein Stück kleiner ist, aber mit derselben Leidenschaft. Bei Viktoria Köln war alles voll mit Preußen-Fans. Es macht so Spaß. Münster ist tief in meinem Herzen drin.

SPORT1: Gab es einen besonderen Moment in der alten Saison?

Hildmann: Schöne Momente gab es viele, aber der sportliche Knackpunkt war ganz klar das Spiel bei Viktoria Köln, als wir 1:3 zurückliegen und dann noch 5:3 gewonnen haben. Wir waren eigentlich mausetot. Da war für mich klar: „Jetzt kann es Wirklichkeit werden.“ Ich war am Limit. Manchmal kam ich morgens in mein Trainerbüro und habe gespürt, wie groß diese Anspannung und das Lampenfieber wurde. Ich sagte zu meinem Co-Trainer: „Stell dir mal vor, wir schaffen das!“ Der zweite besondere Moment war, als wir in Bielefeld 0:4 verloren haben. 4000 Fans haben uns trotzdem gefeiert. Da war ich so ergriffen. Das Derby ist wie Waldhof - Lautern.

SPORT1: Wir treffen uns für dieses Interview in Kaiserslautern. Wie sehen Sie die Entwicklung am Betze? Mit Markus Anfang kommt wieder ein neuer Trainer.

Hildmann: Ich habe viele Spiele gesehen. Bei Auswärtsfahrten im Bus schaue ich mir immer auch den FCK an. Diese Entwicklung war sehr überraschend für mich, weil ich die einzelnen Spieler für sehr gut halte. Aber am Ende war es dann vielleicht doch keine perfekte Mannschaft. Ich bin froh, dass sie es geschafft haben. Es ist so wichtig für den Verein und die ganze Region. Ich freue mich schon jetzt, dass wir in der nächsten Saison gegeneinander spielen.

SPORT1: Spüren Sie Genugtuung gegenüber Ihren Kritikern?

Hildmann: Nein. Warum? Ich weiß, was ich kann. Ich muss als Trainer andauernd Entscheidungen treffen - viele finden sie gut, manche nicht. Wenn ich mir darüber Gedanken mache, was andere über mich sagen, dann Gute Nacht.

Hildmann garantiert Verbleib in Münster

SPORT1: Was ist das Besondere an Ihnen als Trainer?

Hildmann: Für mich stehen die Spieler im Mittelpunkt. Wenn ich will, dass sie für die Mannschaft und das Trainerteam durchs Feuer gehen, muss ich selbst erst einmal respektvoll mit ihnen umgehen. Dann folgen sie dem Trainer auch bei seinem Plan. Natürlich gehören ein moderner Trainingsplan und andere Dinge dazu, um über mehrere Jahre Erfolg zu haben. Aber ohne die Überzeugung der Mannschaft ist der Trainer ein Theoretiker.

SPORT1: Wo geht es mit Preußen noch hin?

Hildmann: Wir wollen uns einen guten Kader mit viel Mentalität zusammenstellen und uns dann in der Zweiten Liga stabilisieren. Wir wollen eine gute Rolle spielen.

SPORT1: Sie haben Begehrlichkeiten geweckt. Werden Sie denn in der neuen Saison noch in Münster sein?

Hildmann: Ja.