Kein Tempo, keine Punkte, keine Hoffnung mehr: Der Hamburger SV hat gegen Angstgegner Holstein Kiel die nächste Pleite in der 2. Liga eingesteckt und kann den Aufstieg in die Fußball-Bundesliga fast schon wieder abhaken.
HSV-Wut nach Nordkracher
Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart verlor nach einer insgesamt enttäuschenden Vorstellung mit 0:1 (0:0) gegen den Tabellenführer und hat nun schon sechs Punkte Rückstand auf Fortuna Düsseldorf auf dem Relegationsrang und zudem das deutlich schlechtere Torverhältnis - bei noch vier ausstehenden Spielen. „Es ist noch rechnerisch noch alles möglich, oder nicht? Na also“, reagierte Torwart Matheo Raab trotzig bei SPORT1. Trainer Steffen Baumgart fügte an: „Abhaken tun wir nichts. Ich bin aber kein Träumer. Es sieht nicht gut aus. Wir müssen uns der Realität stellen.“
Rothe schießt Kiel zum Sieg
Tom Rothe (59.) traf für die erneut starken Kieler und riss die HSV-Fans ausgerechnet im 200. Zweitliga-Heimspiel des Klubs aus allen Träumen. Der Treffer war durchaus umstritten, da HSV-Keeper Matheo Raab zuvor im Fünfmeterraum deutlich behindert wurde. Doch Referee Sascha Stegemann nahm das Tor nicht zurück. „Ich konnte nicht zum Ball. Ich werde umklammert und meine Hände werden nach unten gehalten. Er schaut es sich nochmal an. Das ist Wahnsinn. Was er da gesehen hat, weiß ich nicht“, wütete Raab bei SPORT1.
Der Referee konterte bei SPORT1: „Das ist für mich ein normales Positionsgerangel. Der Torwart hätte keine Chance gehabt, den Ball zu spielen. Und es gibt die Sonderregel im Fünfmeterraum nicht mehr. Ich war auch Torwart und habe versucht, die Stürmer zur Seite zu schieben. Regeltechnisch ist es aber einfach so.“
Baumgart kochte hingegen: „Das ist kein Positionsgerangel. Das ist Blödsinn! Wir müssen aufhören, sowas schön zu reden. Das ist ein Foul.“
Dem Torschützen war die Diskussion egal. „Es war hochemotional. Es waren ganz viele Freunde im Stadion“, beschrieb der in Hamburg aufgewachsene Rothe bei SPORT1.
Bereits zuvor gab es eine diskutable Szene. HSV-Star Ludovit Reis sprang der Ball in der 43. Minute klar ersichtlich aus kurzer Distanz an die ausgestreckte Hand, doch die Pfeife Stegemanns blieb ruhig. Nach VAR-Eingriff schaute er sich die Szene an und blieb bei seiner Entscheidung.
Später griff der Unparteiische dann durch. Der taumelnde Traditionsklub zeigte auch in Überzahl nach der Gelb-Roten Karte für den Ex-Hamburger Lewis Holtby (73., wiederholtes Foulspiel) viel zu wenig. Düsseldorf hatte am Nachmittag 1:0 gegen die SpVgg Greuther Fürth gewonnen. „Die Jungs haben verteidigt wie Löwen. Wenn du das hier zu zehnt übers Ziel bringst - überragend. Ich bin berechtigterweise vom Platz geflogen“, sagte Holtby bei SPORT1. „Wir wollen es jetzt durchziehen“, fügte er an.
War es das für den HSV schon?
Kiel bleibt damit der HSV-Angstgegner. Gegen keinen anderen Verein blieb der HSV in der 2. Liga so oft sieglos und kassierte so viele Gegentore wie gegen die Schleswig-Holsteiner.
Und so geht das Märchen der Kieler weiter: Nach dem sechsten Sieg in Serie ohne Gegentor fliegen die Störche dem ersten Bundesliga-Aufstieg der Vereinsgeschichte entgegen. Der HSV hingegen dürfte auch im sechsten Anlauf bei seiner Mission scheitern und könnte in der nächsten Saison zum „Zweitliga-Dino“ werden.
Vor Hamburgs Erstem Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (SPD) war Kiel das bessere Team.
Die Hausherren, bei denen Mittelstürmer Robert Glatzel in die Startelf zurückkehrte, taten sich schwer, zu richtig guten Chancen zu kommen. Das Fehlen des angeschlagenen Mittelfeld-Antreibers Laszlo Benes machte sich durchaus negativ bemerkbar.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)