„Es ist ein sehr schönes Gefühl, hierher zurückzukehren. Dieser Verein ist für mich eine Herzensangelegenheit.“ Mit seinen ersten Worten als neuer Trainer des 1. FC Kaiserslautern dürfte Dimitrios Grammozis schon bei der Antritts-PK am Sonntag viele Fans der Roten Teufel auf seine Seite geholt haben.
Basler knöpft sich FCK-Boss vor
Der Start im DFB-Pokal zuhause gegen den 1. FC Nürnberg unter der Woche glückte bereits, mit dem 2:0 schaffte der FCK den Einzug ins Viertelfinale. Doch nach der Kür kommt nun im Liga-Alltag die Pflicht für den neuen FCK-Coach. Am Samstag ist Hertha BSC zu Gast im Fritz-Walter-Stadion (Zweite Liga: 1. FC Kaiserslautern - Hertha BSC, ab 13 Uhr im LIVETICKER).
Schafft Grammozis, der von 2000 bis 2005 selbst für den FCK spielte, als Nachfolger von Dirk Schuster nach zuletzt nach vier Liga-Niederlagen in Serie die Wende?
Ja, hofft Geschäftsführer Thomas Hengen (spielte von 2001 bis 2004 mit Grammozis beim FCK) und erklärte: „Er ist ein Trainer, der Erfahrung hat. Ein Trainer der Zweitliga-Spiele erlebt hat, der selbst Profifußballer war. Und ich glaube, der weiß, was es heißt, bei so einem Traditionsverein zu arbeiten. Nicht unwichtig, dass er hier mal gespielt hat, aber die Inhalte sind halt extrem wichtig.“
Basler schimpft: „Diese Floskeln sind lächerlich“
Bei SPORT1-Experte Mario Basler kommen diese Aussagen überhaupt nicht gut an. „Dimi ist ein toller Typ und war als Spieler eine Maschine. Es war nur komisch, dass er sagte, dass der FCK eine Herzensangelegenheit ist. Wenn dem so ist, wird er noch Geld bezahlen. Diese Floskeln sind lächerlich“, schimpft der 54-Jährige, der von 2000 bis 2003 mit Grammozis und von 2001 bis 2003 mit Hengen beim FCK zusammenspielte.
„Ich kann das mit der DNA nicht mehr hören“, ärgert sich Basler: „ Hengen soll mir mal erklären, was die DNA des FCK ist. Grammozis war 18 Jahre weg...“
Ist ein früherer Spieler automatisch als Trainer ein Erfolgsgarant? Basler hat seine Zweifel und erklärt: „Man kann davon ausgehen, dass die großen Angebote nicht da waren.“
Der Trainerwechsel habe viele überrascht. „Das Pokalspiel hat aber gezeigt, dass die Mannschaft anders aufgetreten ist. Dimi wird seinen Anteil daran gehabt haben, da umstrittene Spieler ihre neue Chance nutzen“, sagt der 54-Jährige.
„Der FCK hat verdient die nächste Runde erreicht, allerdings stecken die Nürnberger auch in einer Krise“, gibt Basler zu bedenken: „Am Samstag muss man sehen, ob man an die Leistung anknüpfen kann.“
Musste Schuster deswegen gehen?
Basler verrät außerdem einen möglichen Hauptgrund für das Schuster-Aus. „Ich habe gehört, dass Dirk Schuster und Thomas Hengen zum Schluss nicht mehr die besten Freunde waren, weil Schuster auch mal widersprochen haben soll. Es muss das eine oder andere unschöne Gespräch gegeben haben.“
Schuster habe „sicherlich auch seine Rechte eingefordert“, sagt der SPORT1-Experte. So soll es unterschiedliche Auffassungen zwischen Schuster und der Klubführung über die Kaderzusammenstellung und die zukünftige Ausrichtung des FCK gegeben haben.
Schuster schenkte vor allem erfahrenen Profis das Vertrauen. Hengen und der Technische Direktor Enis Hajri setzten hingegen auf junge Spieler mit Weiterverkaufswerten. Im vergangenen Sommer soll es Ärger gegeben haben, als Schuster die von der Vereinsführung angebotenen Spieler ablehnte.
Parallelen zum Antwerpen-Aus
Vor allem bei einem Thema gibt es Parallelen zur Trennung von Ex-Trainer Marco Antwerpen (im Mai 2022 nur wenige Tage vor der letztlich erfolgreichen Relegation gefeuert): Antwerpen hätte gerne beim FCK verlängert, doch ein Signal kam nicht. Auch Schuster hatte zuletzt mehrfach betont, er könne sich eine Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrags vorstellen. Stattdessen musste er nun gehen.
„Wenn man sich die Trennung von Antwerpen ins Gedächtnis ruft, wirkt es so, als hätte Hengen da ein Konzept. Das ist jetzt die letzte Patrone für ihn. Bei Antwerpen ist er damals ein großes Risiko eingegangen, jetzt muss es mit Dimi klappen“, meint Basler.
FCK-Boss Hengen meinte bei der Vorstellung von Grammozis: „Wir haben uns das nicht leicht gemacht mit der Entlassung von Dirk Schuster. Das ist kein Schnellschuss, kein Aktionismus, sondern das wächst. Das ist ein Prozess, das geht nicht von heute auf morgen.“ Ähnliches äußerte er sich auch im Mai 2022 nach der überraschenden Trennung von Antwerpen.
Basler stellt sich folgende Frage: „Wie viel Macht hat eigentlich Thomas Hengen? Wenn ich so eine Entscheidung treffe, müssen Gespräche stattgefunden haben, als Schuster noch da war. Es muss länger zwischen Hengen und Schuster rumort haben.“
Basler nennt Magdeburg als Vorbild
Basler kritisiert das Vorgehen bei den Roten Teufeln deutlich und schlägt vor, sich einen Liga-Konkurrenten zum Vorbild zu nehmen: „Ich bin ein Fan von Kontinuität, und das beste Beispiel ist Magdeburg und Christian Titz. Beim FCK wirft man nach vier Niederlagen den Trainer raus.“
Titz war 2022 mit dem FCM in die Zweite Liga aufgestiegen, ab Mitte September waren die Sachsen aber acht Spiele in Serie sieglos. Dennoch hielt man am Trainer fest und feierte zuletzt zwei Liga-Siege in Serie - in der vergangenen Woche ein 4:1 ausgerechnet gegen den FCK, damals noch mit dem Interims-Duo Niklas Martin und Oliver Schäfer auf der Bank.
Grammozis ist nun schon der dritte FCK-Coach seit Hengens Amtsantritt am 1. März 2021. Basler ist aber vorsichtig euphorisch, was den Umschwung mit dem neuen Trainer angeht.
„Auf Schalke hat es nicht funktioniert, bei Darmstadt schon. Schalke ist ein großer Klub, der FCK auch“, meint die Legende: „Ich wünsche ihm viel Glück, hoffentlich geht es gut. Wenn nicht, dann bekommt Hengen ein Problem.“