Während die Leistungen der A-Nationalmannschaft erschreckend sind, weiß immerhin die kommende Generation zu gefallen. Die U17-Nationalmannschaft hat als aktueller Europameister die WM-Gruppenphase mit drei Siegen in drei Spielen gemeistert - und steht nach einem 3:2-Achtelfinal-Sieg gegen die USA im Viertelfinale.
Das Märchen eines HSV-Juwels
Matchwinner für das deutsche Team war gegen die US-Boys ausgerechnet Bilal Yalcinkaya. Der 17-Jährige vom Hamburger SV wurde nur nachnominiert, wusste jedoch auf Anhieb zu überzeugen. Nach seinem Tor in der Gruppenphase gegen Neuseeland traf er auch im Achtelfinale - und das nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung zum 3:2!
Kader-Debüt bei den Profis und WM-Teilnahme: Yalcinkaya überglücklich
Aus dem Nichts kommt diese starke Leistung nicht. Der Youngster wurde schon beim HSV für seine vielversprechende Entwicklung in der U19 belohnt und kam beim Spiel gegen Kiel am 11. November zu seinem Kader-Debüt bei den Profis. Yalcinkaya kann die rasante Entwicklung der letzten Tage selbst kaum fassen.
„Erst stand ich im Kader bei der Zweitligapartie gegen Holstein Kiel, einen Tag später war ich schon unterwegs zur U17-WM nach Indonesien“, schwärmte er bei dfb.de und erklärte, dass es schon immer sein Traum gewesen sei, „bei einer Weltmeisterschaft teilzunehmen“.
Wegen seiner spielerischen Fähigkeiten, seines Tordrangs und seiner Übersicht im Passspiel wird er bereits mit einem aktuellen deutschen Nationalspieler verglichen. „Wenn Bilal seine Spielweise nicht verändern muss, dann wird er besser als Jamal Musiala. Wenn er aber einfach spielen soll und in ein Positionsspiel gedrängt wird, dann schafft er das nicht“, sagte Ricardo Moniz dem Hamburger Abendblatt schon im Frühjahr diesen Jahres.
Der Niederländer war bis Sommer 2022 Individualtrainer im Jugendbereich des Klubs. Yalcinkaya ist ihm sofort aufgefallen. „Er will immer einen besonderen Pass spielen oder selber den Abschluss suchen. Bilal kann ein Unterschiedsspieler werden, weil er Überzahlsituationen forciert und torgefährlich ist“, erklärte Moniz.
Yalcinkaya verbrennt sich als Kleinkind
Dass er es bislang so weit gebracht hat, grenzt an ein Wunder. Als Kleinkind hatte er beim Spielen am Kabel einer Fritteuse gezogen, weshalb das heiße Fett sich über seinem Körper ergoss. An vielen Stellen seines Körpers verbrannte damals seine Haut. Bis heute zeugen Narben am Hals noch von diesem Unfall.
Immerhin hat er heute nicht mehr mit Bewegungsproblemen zu kämpfen, die anfangs diagnostiziert worden waren.
Die nächste Bewährungsprobe für Bilal Yalcinkaya steht bereits am Dienstag im Achtelfinale gegen die USA an. Angesichts der bisherigen Eindrücke muss für das deutsche U17-Team noch lange nicht Endstation sein, weshalb sich auch das HSV-Talent noch mehr ins Rampenlicht spielen kann.
Yalcinkaya ohne Profi-Vertrag: Interesse von Top-Klubs?
Die Hamburger Verantwortlichen dürften sich ein wenig davor fürchten, dass der Stern des Mittelfeldspielers zu früh aufgehen könnte. Immerhin hat er bislang nur einen 2024 auslaufenden Förder-, nicht aber einen Profi-Vertrag. Er könnte dem HSV also weggeschnappt werden, bevor er dort überhaupt so richtig losgelegt hat.
Laut eines Berichts des Hamburger Abendblatts sind bereits „etliche internationale Topklubs“ am 17-Jährigen interessiert. Darunter sollen auch deutsche Spitzenklubs sein. Wie viele Top-Klubs letztlich aber wirklich mitmischen, wird wohl auch von den weiteren U17-WM-Partien abhängen. Der HSV plane nun „intensive Gespräche“ und möchte dem jungen Schützling „einen Weg für die Zukunft aufzeigen“.
Wie es für Yalcinkaya aber wirklich weitergeht, wird sich wohl erst im Frühjahr entscheiden. Am 30. März wird das Top-Talent 18 Jahre alt und könnte einen Profi-Vertrag unterschreiben. Ob er das beim HSV tut, ist schwer absehbar. Grundsätzlich spräche aber einiges dafür, den Weg in Hamburg weiterzugehen, zumal er ja zuletzt immerhin schon mal im Profi-Kader stand und mittelfristig auch Spielzeit möglich wäre.