Auf Schalke brennt mal wieder der Baum! Nach der 1:3-Pleite auf St. Pauli befindet sich der Absteiger im freien Fall. Nur sieben Punkte nach sieben Spielen, nur drei Zähler Vorsprung auf Schlusslicht Osnabrück - statt nach oben zu schauen, muss der selbsternannte Aufstiegsfavorit jetzt nach unten gucken. Sonst könnte es am Saisonende zum ganz großen Fiasko kommen!
So schwächt sich Schalke selbst!
Timo Baumgartl hat nach der vierten Liganiederlage in einem TV-Interview massive Kritik an Trainer Thomas Reis geübt – und wurde dafür prompt strafversetzt. Eine Verbannung in die U23 und eine Geldstrafe hat der kriselnde Pott-Klub am Sonntag verkündet.
Nimmt man die Bestrafung von Ralf Fährmann, der nach Zündstoff-Aussagen seines Beraters vor einigen Wochen bereits eine Denkpause erhalten hatte, als Maßstab, ist die Entscheidung alternativlos. Das Zeichen ist aber ein falsches! Baumgartls Bestrafung verfehlt nämlich die Wirkung. Schlimmer noch: Schalke schwächt damit sich selbst und seinen Trainer.
Baumgartls ehrliche Worte waren ein Hilfeschrei. Dass der Abwehrspieler über die Stränge geschlagen hat? Völlig klar! Man hätte das als Verein aber auch anders, souveräner, geräuschloser lösen können. In Baumgartls Sätzen lag immerhin viel Wahrheit.
Große Teile der Mannschaft sind verunsichert
Der Abwehrspieler, der sich aufgrund der schwachen Leistungen freilich auch an die eigene Nase packen muss, hat nur das ausgesprochen, was sich viele Spieler und Fans seit Wochen denken. Schalke spielt zu risikobehaftet, ist in der mannorientierten Verteidigung zu anfällig (was die 15 Gegentore zeigen) und wird von den Gegnern phasenweise an die Wand gespielt.
Wenn ein routinierter Spieler den Trainer vor laufender Kamera kritisiert, kommt das nicht von ungefähr. Große Teile der Mannschaft sind schon länger verunsichert, die Risse zwischen Trainer und Team werden immer größer. Nicht wenige Spieler sehen die taktischen Anweisungen und auch die Trainingssteuerung (Stichwort: Verletzungen) schon länger kritisch.
Mit der Baumgartl-Bestrafung schwächt sich Schalke selbst und macht sich einen weiteren Brandherd auf. Die Verantwortlichen sollten die Worte des früheren Union- und Eindhoven-Profis lieber ernst nehmen, sich beraten, hinterfragen und dabei auch das Handeln des Trainers kritisch beleuchten. Trifft er in den Besprechungen die richtigen Worte? Kann er wirklich einen Plan entwickeln, damit Schalke zumindest auf Augenhöhe mit seinen Gegnern spielt? Oder ist mit der zusammengestellten Mannschaft einfach kein aktiverer Spielstil drin?
Schalke hat viele Baustellen
Für Schalke kann es noch richtig düster werden. Der Pott-Klub steht so schlecht da wie noch nie. Er ist nach der folgerichtigen Entlassung des farblosen CEOs Dr. Bernd Schröder noch immer führungslos, hat einen wackelnden Sportvorstand Peter Knäbel (Vertrag läuft aus), einen jungen und unsicheren Sportdirektor André Hechelmann, weiterhin keinen Chefscout, einen angezählten Trainer, viele unzufriedene Spieler und steht ab Sommer auch noch ohne Sponsor da.
Das Chaos ist längst zurück auf Schalke! Große Hoffnungen, dass es sich schnell legt, können sie bei S04 derzeit nicht haben.