Wenn der 1. FC Kaiserslautern am Samstagabend zum Topspiel der 2. Liga beim FC Schalke antritt (ab 19.30 Uhr LIVE im TV auf SPORT1), dürfte der Puls von Marlon Ritter etwas schneller gehen. Der Mittelfeldspieler des FCK spielte von 2002 bis 2008 in der Jugend bei den Königsblauen. Seit Sommer 2020 trägt er das Trikot der Roten Teufel.
„Das hatte nichts mit Schalke zu tun“
Ritter: „Sehr schöne Zeit“
„Ich habe viele Jahre auf Schalke verbracht. Im nahen Stadion-Umfeld war sogar meine Schule, da bin ich zwangsläufig auch immer wieder dran vorbeigekommen“, erzählt Ritter SPORT1. „Außerdem habe ich lange Zeit dort gespielt und meine ganze Familie und alle Freunde sind Schalke-Fans. Es ist etwas Besonderes gegen Königsblau zu spielen.“
Die Vorfreude auf Samstagabend bei ihm ist natürlich groß. Es war bei Schalke eine „sehr schöne Zeit“ gewesen, in der er „viel Spaß“ hatte. Doch fast hätte Ritter dem Profifußball abgeschworen, wäre Handballer geworden. „Leider wurde es für mich zu viel mit dem Fußball, weswegen ich zwischenzeitlich mit dem Kicken aufgehört habe.“ Und er fügt hinzu: „Das hatte allerdings nichts mit Schalke zu tun. Ich denke gerne zurück.“
Seine Zeit bisher beim FCK bezeichnet er als „sehr lehrreich“. Das erste Jahr war allerdings alles andere als leicht. „Wir hatten uns alle mehr vorgenommen, wären dann fast abgestiegen und auch der darauffolgende Saisonstart war eher durchwachsen“, erinnert sich der 28-Jährige. „Aber seitdem haben wir es geschafft, wieder das auf den Platz zu bringen, was von uns erwartet wird. Deswegen werde ich zuversichtlich in meine vierte Saison starten und freue mich sehr darauf.“
Interessant war sein Wandel vom Außenspieler zum Sechser - wie einst bei Bastian Schweinsteiger. Als er zum FCK kam, hatte Ritter im Zentrum und weniger auf der Außenbahn gespielt. „Ich habe damals in der U23 bei Gladbach außen gespielt, aber das ist schon einige Jahre her.“
Die Rückrunde in der vergangenen Saison ist nicht spurlos an Ritter vorbeigegangen. „Da haben wir alle nicht das abgerufen, was wir in der Hinserie gezeigt haben“, weiß der gebürtige Essener. „Ich glaube, persönlich hatte ich in der Hinrunde eine ganz gute Phase. Wenn ich immer so spielen würde, würde ich mit dem FCK nicht mehr in der 2. Liga spielen, sondern weiter oben.“
FCK zu defensiv? Ritter kontert
Bei den Fans wird die vermeintlich defensive Taktik des FCK inzwischen kritisch gesehen. Ritter aber kann dies nicht nachvollziehen. „Meiner Meinung nach spielen wir nicht so defensiv. Ich glaube, gegen St. Pauli hatten wir genug Offensivspieler auf dem Platz. Leider hat es nicht so funktioniert, wie wir es uns vorgestellt haben.“ Das erste Heimspiel der neuen Saison gegen die Kiezkicker verlor der FCK mit 1:2.
Im Januar dieses Jahres hat Ritter seinen Vertrag langfristig verlängert. An die starken Leistungen aus der Zeit davor konnte er seitdem nicht mehr anknüpfen, ein Treffer gelang ihm seitdem nicht. In der Aufstiegssaison erzielte er immerhin sechs Tore.
„Ich kann mit gutem Gewissen behaupten, dass ich immer Vollgas gebe“, betont Ritter. „Das tut jeder in unserer Mannschaft. Wir lassen unser Herz auf dem Platz und überwinden - vor allem auf dem Betze - immer wieder unsere Grenzen.“
„Schalke der haushohe Favorit“
Und weiter: „Dass ich länger keine Tore mehr geschossen habe, ist natürlich schade. Aber ich bringe andere Qualitäten in das Team mit ein.“
Das soll auch in der Veltins-Arena so sein. „Schalke ist wahrscheinlich der haushohe Favorit in der Liga. Dass so ein Verein nichts in der 2. Liga zu suchen hat, ist klar. Vor ein paar Jahren hat S04 noch Champions League gespielt. Sie werden alles geben, so schnell wie möglich wieder aufzusteigen und sich dann wieder in der Bundesliga zu etablieren“, sagt Ritter.
„Ich drücke dem FC Schalke aufgrund meiner Vergangenheit 32 Spieltage die Daumen. Aber in den Spielen gegen uns blende ich das aus und gebe alles, damit meine Mannschaft mit Punkten nach Hause fährt.“
Ritter würde bei eigenem Tor jubeln
Oftmals jubeln Fußballer bei einem Torerfolg gegen den früheren Klub nicht. Ritter zählt nicht zu diesen Spielern. „Ich bin kein Fan davon, nicht zu jubeln, nur weil man irgendwann beim gegnerischen Verein gespielt hat.“
Wie wäre es also, wenn er am Samstag treffen würde? „Wenn wir in der 95. Minute das 1:0 schießen, dann kommen da Emotionen hoch und es würde schwerfallen, aus dieser Emotion heraus nicht zu jubeln.“
Generell ist Ritter positiv gestimmt. „Ich glaube, dass man nach dem ersten Zweitliga-Jahr vor allem zufrieden sein kann, wie sich der gesamte Verein entwickelt hat“, meint Ritter. „Das ist wichtiger als meine persönliche Ausbeute nach Torvorlagen und Toren. Ich helfe der Mannschaft, wo ich kann - wenn das mit Vorlagen oder Toren ist, nehme ich das natürlich gerne mit.“