Nürnbergs Ausnahmetalent startet voll durch! Der erst 17 Jahre alte Can Uzun hat dem Club am Sonntag beim 2:2 gegen Hannover 96 in der 2. Bundesliga mit einem Doppelpack spät ein Remis gesichert und den kompletten Fehlstart verhindert.
„Er ist ein außergewöhnliches Talent“
Nach dem 0:2 zum Saisonauftakt bei Hansa Rostock lag der 1. FC Nürnberg auch gegen die Niedersachsen früh mit 0:2 in Rückstand, ehe Uzun nach 66 Minuten der Anschlusstreffer gelang und in der Nachspielzeit einen umstrittenen Elfmeter zum vielumjubelten Ausgleich verwandelte.
Für den Youngster waren es im fünften Zweitliga-Spiel die ersten beiden Treffer, womit der Offensivspieler nun mit 17 Jahren und 268 Tagen der jüngste Torschütze in der Profifußball-Geschichte der Nürnberger ist und Christian Wück ablöste (18 Jahre, 62 Tage).
„Es war nicht abgesprochen“, sagte Uzun, der in Nürnberg noch bis 2026 unter Vertrag steht, voller Selbstbewusstsein bei BR24Sport über seinen eiskalt verwandelten Elfmeter. „Aber ich hatte so ein gutes Gefühl und hab mir den Ball genommen. Und es hat geklappt.“
Doppelpacker Uzun startet beim Club durch
Club-Trainer Christian Fiel war ob der Heldentaten seines Juwels alles andere als überrascht: „Das ist ein guter Junge. Und dass ein 17-Jähriger jetzt gefeiert wird, werden wir nicht verhindern können. Er ist ein außergewöhnliches Talent.“
Uzun ist ein absoluter Glücksfall für den Club und gilt als größtes FCN-Talent seit Ilkay Gündogan, seit Sonntag erstmals Deutschlands Fußballer des Jahres. Der Mittelfeldspieler war in der Winterpause 2008/09 als 18-Jähriger nach Nürnberg gewechselt, ehe er 2011 nach herausragenden Leistungen zu Borussia Dortmund weiterzog und den nächsten Entwicklungsschritt machte.
Parallelen zu Gündogan sind nicht von der Hand zu weisen, allein schon wegen der türkischen Herkunft. Während sich der 32-Jährige vom FC Barcelona jedoch für die deutsche Nationalelf entschieden hat, läuft Uzun für die türkischen Nachwuchsmannschaften auf.
Obwohl der 17-Jährige seit Jahren als Torgarant glänzt – so wurde er 2023 mit 15 Treffern in 15 U19-Partien für Nürnberg Torschützenkönig der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest – hat der DFB keine Notiz von Uzun genommen, wie SPORT1 bereits im März berichtet hatte.
Der gebürtige Regensburger spielte stattdessen zuletzt für die U18 der Türkei und soll im Herbst in die U21 hochgezogen werden. Bei der U17-Europameisterschaft 2022, als die Türkei nach der Gruppenphase ausschied, hatte er die einzigen beiden Turniertreffer seiner Mannschaft erzielt.
FC Bayern kommt nicht zum Zug
Ausgebildet wurde das Toptalent bei Jahn Regensburg und dem FC Ingolstadt, ehe er 2019 zum Club kam und immer einen Jahrgang übersprang. Überall, wo er war, hinterließ er seine Spuren und zog frühzeitig das Interesse von Topvereinen auf sich, darunter vom FC Bayern.
Seit der U10 lehnte er Jahr für Jahr Angebote des deutschen Rekordmeisters ab, um eine behutsame Entwicklung zu nehmen und in der Nähe seiner Familie zu bleiben. Auch die Istanbuler Spitzenklubs Galatasaray, Fenerbahce und Besiktas sowie der FC Chelsea bissen bislang auf Granit.
Zumindest bis Sommer 2024 will Uzun in Nürnberg bleiben, weil der Club – der sein Juwel schon im Februar 2022 als 16-Jährigen mit einem Vertrag ausgestattet hatte, der sich am Tag seines 18. Geburtstags am 11. November automatisch in einen Profivertrag umwandeln wird – in Person von Fiel und Sportdirektor Olaf Rebbe einen klaren Entwicklungsplan vorgelegt hat, der sich auszuzahlen scheint.
Uzun sei „ein besonderes Talent, das enormes Potential hat“, betonte Nürnbergs NLZ-Leiter Michael Wiesinger, einer der großen Förderer des Offensivspielers, bei Transfermarkt.de. „Er ist jung, total ehrgeizig und hat Anlagen, die nicht viele Spieler haben. Er weiß aber vor allem, wo das Tor steht.“
Wiesinger sieht in Uzun, der nicht nur als Torjäger, sondern auch als Assistgeber zu beeindrucken weiß, „einen der besten oder gar den besten Stürmer seines Jahrgangs“. Seine ideale Position ist im offensiven Mittelfeld, genauer gesagt die des Zehners in einer 4-2-3-1-Formation, oder als hängende Spitze/Halbstürmer in einem 4-4-2.
Der körperlich robuste Uzun, dessen Stärken auch im Eins-gegen-Eins liegen, überragte in der vergangenen Spielzeit nicht nur bei der U19 der Nürnberger. Im April debütierte er für die zweite Mannschaft in der Regionalliga Bayern und erzielte bereits zwei Minuten nach seiner Einwechslung seinen ersten und einzigen Treffer.
Fiel: „Dieser Junge weiß schon, was er kann“
Seine Entwicklung war nicht mehr aufzuhalten und führte ihn schnurstracks zur Profimannschaft, für die er am 32. Spieltag der vergangenen Saison sein Debüt feierte. Am letzten Spieltag stand er gar in der Startelf – genauso wie nun gegen Hannover, nachdem er in Rostock noch eingewechselt worden war.
„Dieser Junge weiß schon, was er kann“, ist sich Fiel sicher, dass Uzun seinen Weg gehen wird, trotzdem dämpft der neue Nürnberger Coach die Erwartungshaltung: „Man darf nicht vergessen, er ist 17 Jahre alt. Glaubt‘s mir, er muss noch einiges lernen.“
Aber in Nürnberg weiß man auch, was man an seinem Juwel hat, nicht umsonst erhielt der Youngster von Rebbe die Trikotnummer 42 mit den Worten: „Du bist unser Musiala!“ Uzun wiederum orientiert sich am wahrscheinlich besten Fußballer aller Zeiten: „Mein Idol ist Lionel Messi.“
Auch der argentinische Ausnahmekönner erzielte seinen ersten Profitreffer im Alter von 17 Jahren…