Tollhaus Volkspark! Der Hamburger SV brennt zum Auftakt der 2. Bundesliga ein Feuerwerk ab und gewinnt gegen Schalke 04 mit 5:3 (1:2). Die Hanseaten drohten den Sieg in einem wilden Schlagabtausch trotz nach zweimaliger Führung zu verpassen, doch dann schlug Robert Glatzel (90.+1) zu und machte den Wahnsinn perfekt!
HSV-Wahnsinn gegen Schalke!
Nach 16 Minuten hatte Glatzel die Arena zum ersten Mal zum Toben gebracht. Auch László Bénes traf doppelt für den HSV (56./60.). Am Ende durfte auch Jean-Luc Dompé noch ins leere Tor treffen (90.+7).
„Solche Spiele gab es schon ein paar Mal. Das ist einfach unbeschreiblich. 57.000 Fans, ein geiler Gegner, das sind die Gründe, warum ich hiergeblieben bin“, sagte Matchwinner Glatzel überglücklich am Sat.1-Mikrofon. Auch wenig später bei Sky konnte er das Spektakel kaum in Worte fasse: „Unglaublich. Emotionen pur! Für sowas spielt man Fußball.“ Sein Trainer Tim Walter ließ mit einem Augenzwinkern durchblicken: „Er (Glatzel) hat drei Wochen Pause gehabt, da kann er heute auch mal treffen.“
Schalke hatte zwischenzeitlich die Partie trotz weitgehender Harmlosigkeit gedreht. Teenie Assan Ouédraogo (22.) und Thomas Ouwejan (45.+1) besorgten die überraschende Halbzeitführung, Zweitliga-Knipser Simon Terodde stellte seine Kaltschnäuzigkeit beim 3:3 unter Beweis (66.).
HSV-Chancenwucher und Schalke-Platzverweis
Trotz unzähliger Chancen, zweier Aluminumtreffer und einer 20-minütigen Überzahl, tat sich der HSV bis zum Schluss schwer. Ibrahima Cissé hatte binnen 15 Minuten zwei Gelbe Karten kassiert und musste vorzeitig vom Platz (56./71.).
„Wir hätten gerne einen Punkt mitgenommen. Aber wir haben auch die Wucht gesehen“, sagte Schalkes neuer Kapitän Terodde: „Wenn wir das Spiel zu elft beenden, hätten wir vielleicht auch eine Chance gehabt, das Spiel zu gewinnen.“
In einer von Beginn an temporeichen und hochklassigen Partie legte der Gastgeber furios los und überrumpelte Schalke mit schnellem Kombinationsspiel und wilder Entschlossenheit. Erst scheiterte Glatzel zweimal gegen Fährmann-Vertreter Marius Müller (5./6.), dann war der Schlussmann machtlos: Der HSV-Topstürmer machte den Ball erst fest und startete dann an allen Schalkern vorbei in den Strafraum durch, um die Hereingabe von Immanuël Pherai zur Führung zu verwerten.
Hamburger Powerstart - Aber Schalke dreht das Spiel
Neuzugang Pherai war es auch, der immer wieder Angriffe ankurbelte und nicht zu fassen war für die S04-Defensive. Umso überraschender kam der Ausgleich für die Gäste. Der erst 17-jährige Assan Ouedraogo behielt im HSV-Strafraum die Übersicht und traf abgezockt aus zehn Metern zum 1:1 (22.).
Der Gegentreffer änderte nichts am Spielverlauf, allein der starke Müller verhinderte den erneuten Rückstand. Sowohl Pherai (30.) als auch Levin Öztunali (37.), Enkel von HSV-Legende Uwe Seeler, zwangen den Neuzugang vom FC Luzern zu Glanztaten. Bei Öztunali rettete zudem der Pfosten.
Erst in den letzten Zügen der ersten Hälfte, näherte sich Schalke über Simon Terodde an. Richtige Großchancen waren jedoch nicht dabei – bis zum 2:1 der Gäste. Wieder setzte Ouedraogo zum Solo an, blieb hängen, den freien Ball donnerte Ouwejan mit einem satten Volley ins lange Eck.
Kuriose Abseits-Flut
Nach der Pause nahm das Tempo keinen Abbruch. Der HSV übernahm wieder das Zepter belohnte sich mit einem Doppelschlag. Benes traf innerhalb von vier Minuten zweimal für die Walter-Elf, die ihren enormen Aufwand und das klare Chancenplus auch in Zählbares umwandeln konnte.
Wer nun an den Einbruch der Schalker geglaubt hat, rieb sich erneut die Augen. Nach einem Steilpass tauchte plötzlich der bis dato unauffällige Terodde vor Heuer-Fernandes auf und glich die Partie aus.
Der HSV rannte in der Folge weiter unermüdlich an, nach der Herausstellung von Cissé kam der ehemalige Bundesliga-Dino aber kaum noch zu zwingenden Aktionen. Einzig Muheim traf mit einem Fernschuss krachend den linken Torpfosten (81.).
Kurios: Insgesamt fielen nicht acht, sondern 13 Treffer, fünf davon wurden jedoch wegen Abseitsstellung nicht anerkannt.