Max Kruse ist zurück!
Was hat Kruse noch im Tank?
Der Ex-Nationalspieler will es auch mit 35 Jahren noch einmal wissen und geht in der kommenden Saison beim Zweitligisten SC Paderborn an den Start. Das hat der Offensivspieler auf unkonventionelle, aber für ihn nicht untypische Weise am Freitag verkündet. In einem Instagram-Live präsentierte er sich mit dem Trikot seines neuen Arbeitgebers.
Das Echo ist riesig! Fußball-Fans und Beobachter sind in den sozialen Medien „on fire“.
Paderborn: Hat Kruse noch einen sportlichen Mehrwert?
Die Reaktionen reichen von Glückwünschen an Paderborn, über Witze in Anlehnung an Kruses Vergangenheit bis hin zu ungläubigen Kommentaren, in denen bezweifelt wird, dass Kruse tatsächlich noch einen sportlichen Mehrwert haben könnte.
„Ich glaube, man darf dem SC Paderborn 07 zu diesem Move gratulieren. Kruse hat noch ordentlich Kilometer im Tank“, schrieb Twitter-User „Leim Niesen“.
„Tucker Case“ freute sich über den geglückten Coup für den Zweitligisten, der offensichtlich keine hohen Millionengehälter zahlen kann: „Haha! Was die Saudis können, kann der glorreiche SC Paderborn 07 schon lange!“ „Micha“ traut dem Klub unter diesen Bedingungen den Aufstieg zu. Er twittert: „Paderborn 2024/25 also in der Bundesliga, gar kein Bock.“
Dirk Benninghoff kommentierte den Wechsel kritischer, aber mit einem Zwinkern. „Schwieriger Wechsel! Viel mehr wird Max Kruse in Paderborn kaum vorfinden“, schrieb er und postete in Anlehnung an Max Kruses Poker- und Zocker-Leidenschaft das Logo einer Spielhalle.
„Kruse macht doch in der zweiten Liga mindestens 15 Buden (eher mehr). Paderborn damit also für die Top fünf gesetzt“, war sich „Sven“ sicher.
Kruse im Doppelpass: „Müssen es nicht utopisch sehen“
Die Meinungen gehen auseinander. Doch die Frage bleibt: Ist Max Kruse - neben dem möglichen Marketingeffekt - auch ein sportlicher Zugewinn für Paderborn? Welche Qualitäten bringt er mit?
Klar ist: Kruse ist nicht mehr der Jüngste. Der flexible Offensivspieler ist 35 Jahre alt und hat seit seinem Abgang beim VfL Wolfsburg Ende November kein Profi-Fußballspiel mehr bestritten. In Sachen Spielpraxis dürfte er also in der Sommerpause einiges aufzuholen haben.
Bereits im Februar sagte Kruse auf SPORT1 im STAHLWERK Doppelpass: „Wir müssen es nicht utopisch sehen, dass ich morgen 90 Minuten in der Bundesliga spielen könnte. Ich bin seit fünf Monaten raus aus dem Mannschaftstraining. Das kannst du einfach nicht simulieren, egal wie gut du dich mit einem Fitnesstrainer fit hältst.“
Doch schon damals hielt er ein Comeback für möglich. „Rein von meinem fußballerischen Vermögen würde ich ‚Ja‘ sagen.“ Auch Ex-Profi und Experte Stefan Effenberg glaubte daran. Er sagte: „Überall hatte Max einen sportlichen Wert, deswegen ist er ja gewechselt. Ich bin klar der Meinung, du hast der Bundesliga gutgetan. Du hast überall performt, wo du gespielt hast. Die Zahlen zeigen, dass man froh sein kann, so einen in der Mannschaft zu haben.“
Kruse und Union Berlin: Es passte auf Anhieb
Mit dieser Aussage hat „Effe“ durchaus recht. Das zeigen Kruses letzte Stationen in der Bundesliga. 2020 kam der in Reinbek (Schleswig-Holstein) geborene Profi von Fenerbahce Istanbul zurück in die Liga. Bei Union Berlin sollte es auf Anhieb passen.
In der Saison 2020/21 absolvierte Kruse wettbewerbsübergreifend 22 Spiele, schoss dabei elf Tore und bereitete weitere fünf vor. Diese Leistungen bestätigte er in der darauffolgenden Saison 2021/22. Der Oldie wurde zum absoluten Leistungsträger, steuerte in 23 Pflichtspielen acht Tore und sieben Vorlagen bei, bevor er in der Rückrunde zum VfL Wolfsburg wechselte.
Auch hier beeindruckende Leistungen: 14 Spiele, sieben Tore, eine Vorlage. Laut dem Statistikportal Ligainsider kreierte er 0,29 Großchancen pro Spiel und war damit in der Liste der besten Spieler auf Platz 25 von rund 230 Bundesliga-Spielern. Er hatte eine Schussgenauigkeit von 70 Prozent (Platz 31) und lieferte 1,39 Torschussvorlagen in jeder Partie (Platz 45). In der Topscorerliste landete er am Saisonende auf Platz neun.
Erfahrung spricht für Kruse
In der Saison 2022/23 absolvierte Kruse allerdings nur noch fünf Spiele für die Wolfsburger, bevor er sich einen Muskelfaserriss zuzog und schließlich von Trainer Niko Kovac aussortiert wurde.
Wenn er es schafft, seine Qualitäten wieder auf den Platz zu bringen, dann dürfte Kruse eine echte Verstärkung in Paderborns Offensive sein. Der 14-malige Nationalspieler ist nicht nur torgefährlich, er ist als hängende Spitze oder zentraler Mittelfeldmann auch ein exzellenter Vorlagengeber.
Was außerdem für Kruse spricht, ist seine enorme Erfahrung. 307 Bundesliga- und 63 Zweitliga-Spiele hat der 35-Jährige auf dem Buckel, schoss darin 97 Tore und steuerte 79 Vorlagen bei. In entscheidenden Momenten kann er weiterhin den Unterschied ausmachen.
Kruse hält Elfmeter-Rekord in der Bundesliga
Dafür spricht auch eine ganz besondere Statistik: So hält Kruse gemeinsam mit dem früheren Schalker und Bochumer Jochen Abel den ewigen Elfmeter-Rekord in der Bundesliga.
Er versenkte über die Jahre zwischenzeitlich alle seine 16 Elfmeter. Diese Serie riss erst mit einem verschossenen Strafstoß im Jahr 2020.
Kruses Treffsicherheit vom Punkt könnte allerdings auch dem SC Paderborn noch gute Dienste leisten.