Wolfgang Rolff reckte am 25. Mai 1983 an der Seite von Felix Magath den Europapokal der Landesmeister - den einstigen Henkelpott der Champions League - in den Nachthimmel von Athen.
Ex-Profi möchte dem HSV helfen
Im Trikot des Hamburger SV gewann Rolff damals die Trophäe nach einem 1:0 gegen Juventus Turin. Das goldene Tor erzielte Magath. Es war der größte Erfolg in Rolffs Profikarriere.
Eine seiner größten Leistungen war zudem im Trikot der deutschen Nationalmannschaft die Bewachung des französischen Spielmachers Michel Platini im WM-Halbfinale 1986 in Mexiko.
Ein weiteres Highlight: 1988 gewann Rolff mit Bayer Leverkusen als Mannschaftskapitän den UEFA Cup.
Seine Stationen als Spieler hießen OSC Bremerhaven. Fortuna Köln, HSV, Leverkusen, Racing Straßburg, Bayer Uerdingen, Karlsruher SC und 1. FC Köln. Seine aktive Laufbahn beendete er 1996 bei der Fortuna in der Kölner Südstadt.
Rolff: „Tolle und erfolgreiche Zeit“
„Es war eine tolle und erfolgreiche Zeit, egal welcher Klub es war, ich habe viele tolle Menschen kennengelernt“, sagt Rolff, der aktuell ohne Job im Fußballgeschäft ist, im Gespräch mit SPORT1.
„Die Jahre beim HSV, in Leverkusen sowie beim KSC waren speziell, in Köln bei der Fortuna und in Uerdingen hatte ich mit Verletzungen zu kämpfen, von daher war es dort nicht so erfolgreich wie bei den anderen Stationen.“
Im Sommer 1996 begann Rolff seine Trainerkarriere als Assistenzcoach von Magath beim HSV.
Seinen ersten Posten als Chefcoach hatte Rolff in der Saison 1997/98 beim Zweitligisten SV Meppen, dessen Abstieg in die Regionalliga konnte er jedoch nicht verhindern.
Kontakte wurden geknüpft
Jetzt will der 63-Jährige ein neues Kapitel in seinem Fußballer-Leben aufschlagen. Er möchte an den Schreibtisch und nicht mehr auf dem Rasen stehen.
Nach SPORT1-Informationen gibt es auch schon erste Kontakte zu Arminia Bielefeld, wo nach der Trennung von Samir Arabi ein neuer Sportdirektor gesucht wird. Außerdem besteht eine Verbindung mit dem FC Ingolstadt, wo Malte Metzelder zurückgetreten ist, als auch zu Bayer.
Auch wäre Rolff nicht abgeneigt, dem HSV zu helfen. „Es gibt bestimmt in einigen Bereichen wie Teambildung, Scouting, Mannschaft, Entwicklung, viele Themen, wo man etwas bewegen könnte, was in den vergangenen Jahren etwas vernachlässigt wurde“, glaubt er.
„Wenn ein so großer Klub der Vergangenheit in der 2. Liga spielt und jetzt den Aufstieg vor Augen hat, kann man von allen Seiten Impulse für die Zukunft geben.“ Man müsse „sich untereinander vieles anhören und umsetzen“.
Rolff wünscht sich „internationale Vergleiche“
Der HSV ist im fünften Jahr Zweitklassigkeit auf gutem Weg in dieser Saison endlich aufzusteigen. „Der Aufstieg in die Bundesliga ist ein großes Ziel, das wäre so wichtig“, betont Rolff. „Auch wären mehr internationale Vergleiche mit top Jugendteams wie Arsenal nötig.“
Aber natürlich müsse der Kader für die erste Liga gerüstet werden, es gebe noch „zu viele Fragezeichen im Team“. Rolff hängt nach wie vor an den Rothosen. „Ich schaue seit Jahren auf diesen tollen Traditionsverein, der so viel bewegen kann durch die schöne Stadt, das Stadion, die Fans - und Investor Klaus-Michael Kühne.“
Der 85 Jahre alte Milliardär sei „der entscheidende Mann dafür, dass der HSV überhaupt noch überleben konnte, daher sollte man ihn nicht so negativ im Umfeld des HSV darstellen und ihm eher danken“.
Ob das alle so sehen? Kühne gilt als äußerst umstritten.
Zusammenarbeit mit Kühne muss besser werden
Rolff wünscht sich bei den Hanseaten intern weniger Querelen. „Die Zusammenarbeit mit Kühne muss besser werden, wenn der Verein in der Zukunft wieder international eine Rolle spielen will.“
Der Niedersachse war immer einer, der bodenständig und leise daher kam. Und dennoch einer, der Verantwortung übernahm. Obwohl er nie ein Lautsprecher war, war der Fußball-Zirkus genau das, was er wollte. „Ich habe mich wohlgefühlt, weil Einsatz und zwischenmenschliche Aspekte überall klasse waren.“
Gab es dennoch auch mal Momente, in denen er gezweifelt hat? „Von klein auf gab es nur das eine Ziel, nämlich es bis ganz oben zu schaffen mit allem, was dazu gehört - an Fleiß, Arbeit, Talent und Durchsetzungsvermögen“, erzählt Rolff.
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Abstieg mit Werder
Er war lange der Co-Trainer von Thomas Schaaf (Eintracht Frankfurt, Hannover 96 und Werder Bremen). Mit Schaaf stiegen die Grün-Weißen 2021 allerdings in die 2. Liga ab.
Florian Kohfeldt wurde beurlaubt und um Werder in dieser schweren Situation die letzte Chance zu ermöglichen, um in der Liga zu bleiben, wurde Schaaf gebeten die letzten Spiele zu übernehmen, weil er damals im Verein tätig war. „Es war die beste Lösung in dieser Situation, leider mit keinem guten Ende“, erinnert sich Rolff.
„Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden mit einen tollen Trainer in einem harmonierenden Trainerteam elf Jahre zusammenzuarbeiten“, meint Rolff. „Junge Spieler zu Nationalspielern formen und sie in der Europa League und Champions League spielen zu sehen, da gab es für mich keine anderen Gedanken.“
Auch das Ausland war für Rolff kein fremdes Terrain. Vom 1. Februar bis 30. Juni 2014 war er Co-Trainer der Nationalmannschaft Aserbaidschans. Ab August 2015 arbeitete er ein halbes Jahr als Cheftrainer in der Kuwaiti Premier League bei al Salmiya Club.
In der Saison 2016/2017 war Rolff ein Jahr als Trainerassistent von Felix Magath bei Shandong Luneng Taishan in der Chinese Super League. Wohin führt der Weg von Rolff? (NEWS: Alles Wichtige zur Bundesliga)
Auch Bielefeld und Leverkusen wären „gute Adressen“ für ihn. „Durch meine Auslandsaufenthalte in den vergangenen Jahren wäre das für mich ein Thema, weil man viele Dinge wie das Scouting, die Jugendarbeit mit der NLZ-Entwicklung neben der täglichen Trainingsarbeit mit nach vorne bringen könnte. Das würde ich gerne machen.“